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Sündige Seide: Roman (German Edition)

Sündige Seide: Roman (German Edition)

Titel: Sündige Seide: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Kinder zum Spielen sind. Es wird dir gefallen. Ganz bestimmt.«
    Claire glaubte ihr nicht. Sie hatte eine spitze Nase und unstete Augen wie die Ratten, die durch den Müll in den Gassen des französischen Viertels huschten. Sie war nicht hübsch, nicht sanft und roch nicht gut, und obwohl sie versuchte, freundlich zu sprechen, klang ihre Stimme nicht so melodiös wie Mamas.
    »Ich komme nicht mit«, erklärte Claire mit dem Starrsinn einer Fünfjährigen. »Ohne meine Mama gehe ich nirgendwohin.«
    »Du wirst es müssen.«
    Wieder langte die Frau nach Claire. Diesmal ließ sie sie nicht mehr los, obwohl Claire sich mit aller Gewalt zu befreien versuchte. »Nein! Nein!« Die Fingernägel der Frau gruben sich in ihren Arm und ritzten die Haut auf. »Lassen Sie mich los! Ich will bei meiner Mama und bei Tante Laurel bleiben!«
    Sie kreischte, zappelte, trat und schlug um sich, stemmte die
Absätze ihrer schwarzen Lackschühchen in die Ziegel und tat alles nur Erdenkliche, um sich dem Griff der Frau zu entziehen, aber die war unerbittlich.
    Tante Laurel hatte ihre Fassung wiedergefunden und redete auf den Mann ein, der ein Kind von seiner Mutter trennen wollte: »Mary Catherine leidet manchmal unter Melancholie, aber das tun wir doch alle. Sie empfindet sie nur tiefer. Sie ist eine wunderbare Mutter. Claire vergöttert sie. Glauben Sie mir, sie ist völlig harmlos.«
    Ohne auf Tante Laurels Flehen zu achten, zerrte die Frau Claire durch die Fliegentür in die Küche. Das Kind drehte sich nach seiner Mutter um. »Mama!« schrie es. »Mama, sie dürfen mich nicht wegbringen!«
    »Hör auf zu brüllen!« Die Frau schüttelte Claire so heftig, daß sich das Mädchen aus Versehen auf die Zunge biß und vor Schmerz noch lauter schrie.
    Durch das Geheul ihrer Tochter wurde Mary Catherine schließlich aus ihrer Trance gerissen und begriff, daß Claire in Gefahr war. Sie erhob sich so schwungvoll aus dem schmiedeeisernen Stuhl, daß er nach hinten kippte und zwei Pflasterziegel zerschmetterte. Sie rannte zur Fliegentür und hatte sie schon beinahe erreicht, als der Mann sie mit der Hand an der Schulter packte und zurückriß.
    »Diesmal können Sie uns nicht aufhalten, Miss Laurent. Wir haben das Recht, Ihre Tochter aus Ihrer Obhut zu entfernen.« »Eher bringe ich Sie um.« Mary Catherine ergriff eine Vase auf dem Patio-Tisch und holte damit zu einem Schlag auf seinen Kopf aus.
    Mit einem dumpfen Schlag traf Bleikristall auf Fleisch. An der Schläfe des Sozialarbeiters platzte eine sieben Zentimeter lange Wunde auf. Mary Catherine ließ die Vase fallen, die auf dem Ziegelpflaster zersprang. Wasser durchnäßte den dunklen Anzug des Mannes. Rosen lagen verstreut zu ihren Füßen.
    Er brüllte vor Zorn und Schmerz. »Völlig harmlos, ja leck mich«, schrie er Tante Laurel an. Sie war herbeigeeilt, um Mary Catherine zurückzuhalten.
    Obwohl sich ihr Mund nach dem Biß mit Blut füllte, wehrte sich Claire weiterhin gegen die Frau, die sie durch das Haus schleifte. Der Mann folgte ihnen fluchend, wobei er versuchte, den Blutstrom von seiner Schläfe mit einem Taschentuch zu stillen.
    Claire schaute so lange wie möglich zu ihrer Mutter zurück. Mit qualvoll verzerrtem Gesicht wehrte sich Mary Catherine gegen Tante Laurels Griff. Flehend streckte sie die Arme nach ihrer Tochter aus.
    »Claire. Claire. Mein kleines Mädchen.«
    »Mama! Mama! Mama!«
     
    Claire setzte sich plötzlich in ihrem großen Bett auf. Keuchend rang sie nach Atem. Ihr Mund war wie ausgedörrt, und die Kehle war wund vom lautlosen Schreien im Schlaf. Das Nachthemd klebte ihr an der feuchten Haut.
    Sie warf die Decke zurück, zog die Beine an und stützte die Stirn auf die Knie. Sie hob den Kopf erst wieder, als sie den Alptraum vollständig abgeschüttelt hatte und die Dämonen aus der Vergangenheit sich wieder in die Schlupfwinkel in ihrem Unterbewußtsein verkrochen hatten.
    Sie stand auf und ging durch den Korridor zum Zimmer ihrer Mutter. Mary Catherine schlief friedlich. Erleichtert trank Claire am Waschbecken im Bad ein Glas Wasser und kehrte dann in ihr Schlafzimmer zurück. Sie wechselte das Nachthemd und strich die Laken glatt, bevor sie sich wieder ins Bett legte.
    In letzter Zeit plagten sie immer wieder Alpträume, in denen sie die schrecklichsten Augenblicke ihrer unruhigen Kindheit durchleben mußte. Sie wußte, woher die Träume kamen. Sie rührten von dem Bösen her, das zur Zeit den Frieden und die Sicherheit bedrohte, die sie so verbissen zu

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