Sündige Seide: Roman (German Edition)

Mahlzeit schwebte zu ihnen herüber.
    Cassidy schlug ihre Kostümjacke zurück und legte die Hand besitzergreifend auf ihre Brust. Der Kuß wurde inniger. Claire rieb mit dem Knie an seiner Hose, und er murmelte kehlig ihren Namen.
    Als sie voneinander abließen, sagte er: »Du bist eine faszinierende Frau, Claire Louise Laurent. So bezaubernd. So rätselhaft.«
    »Das bin ich nicht mehr, Cassidy.« Sie nahm sein Gesicht zwischen beide Hände. »Jetzt kennst du all meine Geheimnisse. Du weißt alles über mich. Ich hoffe, du verstehst und verzeihst, daß ich dich so oft angelogen habe. Ich konnte nicht anders. Ich mußte Mama noch mehr Leid ersparen.«
    Sein Gesicht verwandelte sich in die düstere, nachdenkliche Miene, die so typisch für ihn war und die sie inzwischen so liebte. »Außer dir kenne ich keine Frau – übrigens auch keinen Mann –, die zu so tiefer Liebe fähig ist, daß sie ihr Leben für ihre Liebe opfern würde. Ich weiß, daß es eigentlich so sein sollte, aber ehe ich dir begegnet bin, habe ich das für ein unerreichbares Ideal gehalten. Ich will nur eines wissen – reicht diese Liebe auch für mich?«
    Sie küßte ihn zärtlich. »Ich habe dich von dem Tag an geliebt, an dem wir uns begegnet sind, Cassidy. Ich habe mich vor dir gefürchtet und alles gehaßt, wofür du stehst, aber ich habe dich geliebt.«
    »Ich habe dir nicht viel zu bieten«, sagte er kleinlaut. »Ich meine, ich bin nicht so reich wie du. Ich liebe meine Arbeit. Ich leiste gute Arbeit, aber ich bin kein Unternehmer. Solange ich im öffentlichen Dienst bin, wird mein Verdienst begrenzt bleiben.« Seine Augen tasteten langsam ihr Gesicht ab. Dann flüsterte er: »Aber ich liebe dich, Claire. Ich schwöre es bei Gott. Willst du mich heiraten?«
    »Wie unfair«, sagte sie atemlos, als er zärtlich ihre Brüste küßte. »Du weißt genau, daß ich mich jetzt nicht wehren kann.«
    »Willst du?«
    »Ja.«
    Eifrig und unbeholfen befreiten sie sich aus ihren Kleidern, bis sie mit gespreizten Beinen auf seinem Schoß saß. Langsam ließ sie sich auf seinen harten Schaft sinken, und ihre Seufzer stiegen in die Abendluft.
     
    Das Saxophon begann ein neues, melancholisches Stück. Jemand namens Desiree wurde zum Essen gerufen. Ein Blauhäher flatterte in den Hof, setzte sich auf das Brunnenbecken und trank aus der Regenwasserpfütze. Eine leichte Brise brachte die Glyzinienranken an der Ziegelwand zum Rascheln und erschreckte das Chamäleon, das sich eilig verkroch.
    Das leise Quietschen der Schaukel steigerte sich zu einem Beben und einem süßen Seufzer. Dann war alles ruhig.

Die Originalausgabe erschien unter dem Titel
»French Silk«
bei Warner Books, Inc., New York.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    4. Auflage
Deutsche Erstveröffentlichung März 2006
bei Blanvalet, einem Unternehmen der Verlagsgruppe
Random House GmbH, München
    Copyright © der Originalausgabe 1992 by Sandra Brown
    Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 1993
by Verlagsgruppe Random House GmbH
Umschlaggestaltung: Design Team München
Umschlagfoto: IFA Bilderteam/Campbell
UH · Herstellung: HN
     
    eISBN 978-3-641-10340-8
     
     
    www.blanvalet.de
    www.randomhouse.de