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Sündiger Mond

Sündiger Mond

Titel: Sündiger Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louisa Burton
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Von meinem Standort aus – ich blickte diagonal über das Bett von den Füßen zum Kopf – sah ich, dass die Kapuze hinten geschnürt war. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie sie durch das feste Leder atmen konnte, aber dann sah ich, wie sich die Stelle über dem Mund bei jedem Atemzug hob und senkte, also befand sich dort offensichtlich ein Stück luftdurchlässige Gaze. Sie schien fest zu schlafen, auch wenn ich mir nicht denken konnte, wie man mit so einem Ding über dem Kopf überhaupt einschlafen konnte.
    Ich fragte mich, wer die Person wohl war, die vor mir die Treppe hinaufgegangen war, als ich auf der anderen Seite des Raums, in der Nähe der Tür, eine Bewegung bemerkte. Es war schwer, etwas zu erkennen, zum einen wegen der Entfernung, zum anderen, weil das Mondlicht hauptsächlich auf das Bett fiel, aber verschwommen sah ich eine Gestalt in einem dunklen Morgenmantel. Wegen der Größe, vermutlich über eins achtzig, nahm ich an, es sei ein Mann, aber dann glitt der Morgenmantel zu Boden, und ich stellte fest, dass es eine Frau war, wenn auch eine große.
    Sie hockte sich anmutig auf die Fersen. Ich weiß noch, dass sie mich an eine große, geschmeidige Raubkatze erinnerte. Ihre Augen waren geschlossen, ihre Lippen bewegten sich – aber sie murmelte so leise, dass ich durch die Scheibe nichts hören konnte. Zitternd biss sie die Zähne zusammen, dann senkte sie den Kopf, und ihre Haare flossen wie ein glänzender Bronzestrom über den Boden. Minutenlang verharrte sie in dieser Position, eine Hand auf dem Boden, die andere auf ihrem Knie. Schließlich schien sie sich zu entspannen. Sie warf die Haare zurück und stand auf.
    Ich trat näher an die Scheibe. Mehr aus der Nähe betrachtet, hatte die Gestalt breite Schultern, schmale Hüften und war sogar noch größer, bestimmt eins achtundachtzig. Das war keine Frau, trotz der langen Haare. Es war der blonde Mann vom Brunnen, der, der eine Frau geküsst hatte, während er in die andere eingedrungen war.
    Ich weiß noch, dass ich mit offenem Mund dastand und zu verstehen versuchte, was ich gerade gesehen hatte. Unwillkürlich fielen mir Eugènes Dusii ein, die sich vom Mann zur Frau und wieder zurück verwandeln konnten. Aber eigentlich hatte ich nicht das Gefühl, einen Sex-Dämon zu betrachten – ich fühlte mich lediglich die ganze Zeit über ein bisschen berauscht. Weißt du noch, wie wir mit Gertrude und Alice Haschisch geraucht haben? Und dieses Gefühl war so ähnlich, als ob ich die Realität aus einer gewissen Distanz wahrnähme. Und wenn man bedenkt, dass die Lichtverhältnisse nicht besonders gut waren, kann ich mich auch geirrt und vielleicht gar keine Frau gesehen haben.
    Der Mann blickte an sich herunter und betastete seine Genitalien, nicht auf eine sexuelle Art, sondern als wolle er sich vergewissern, dass alles an Ort und Stelle war. Er kreiste mit den Schultern, streckte Arme und Beine aus und ließ die Knöchel knacken. Dann hockte er sich hin, nahm etwas aus der Tasche des Morgenmantels, ein Band oder ein Stück Schnur, und band damit seine Haare nach hinten. Anschließend trat er ans Bett und betrachtete die schlafende Frau auf eine Art, die ich nur als hungrig bezeichnen kann.
    Ich konnte ihn jetzt besser sehen. Er war prachtvoll. Ehrlich, Rémy, es war, als sähe ich die Gestalt eines jungen Gottes, gebadet in silbriges Mondlicht. Tut mir leid, wenn ich in so poetischen Formulierungen schwelge, aber er raubte mir buchstäblich den Atem. Er hatte ein wundervolles Gesicht – strahlend blaue Augen unter geschwungenen Augenbrauen, eine Adlernase, volle Lippen. Beinahe wäre er zu hübsch gewesen, hätte er nicht ein so kantiges Kinn gehabt. Er war schlank, aber muskulös – auch sein Schwanz, der wuchs und sich glänzend und hart aufrichtete, während er die Frau betrachtete. Er streichelte ihn ganz leicht mit den Fingerspitzen, und er schien noch länger und dicker zu werden. Ich war allein schon vom Zusehen erregt.
    Er hockte sich auf das Bett hinter die Frau und ließ seine Hand leicht über ihre Hüfte gleiten. Sie fuhr aus dem Schlaf auf, aber er streichelte sie beruhigend, flüsterte »schscht«, und sie entspannte sich. Sie versuchte, sich zu ihm zu drehen, aber er hielt sie auf der Seite fest und begann, die Haube aufzuschnüren.
    Als sie merkte, was er vorhatte, schüttelte sie heftig den Kopf und versuchte, seine Hände wegzuschieben. Aber er wehrte sie ab, und als er die Haube von ihrem Kopf zog, befreite er ihre wellige,

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