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Sündiger Mond

Sündiger Mond

Titel: Sündiger Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louisa Burton
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rannte vom Torhaus unter den Schutz von Hickleys Schirm, wobei sie mit der einen Hand ihre Röcke raffte und mit der anderen ihren Hut festhielt. Ich erkannte in ihr den dunkelhaarigen Vamp, den er mit der Zunge beglückt hatte, als ich am Tag zuvor den kleinen Dreier unterbrochen hatte, dieselbe Person, die ihn mit der Reitgerte verprügelt und ihm befohlen hatte, die Blonde fester zu stoßen. Hickley zog sie an sich und gab ihr einen langen Kuss.
    Ich schüttelte den Kopf und flüsterte: »Du Hurensohn.«
    » Wer?«
    Ich wirbelte herum. Inigo lächelte mich über die Lehne der Ledercouch mitten im Raum an.
    »Wie schaffen Sie es eigentlich, sich immer so an mich heranzuschleichen ?«, fragte ich.
    »Ich habe die Fähigkeit kultiviert, Leute zu beobachten und ihren Gesprächen zu lauschen.«
    »Meinen Sie das ernst?«
    »Selten.« Er wandte den Blick zum Fenster und sagte: »Wer ist denn nun der Hurensohn?«
    Ich seufzte. »Randolph Lytton, Baron of Hickley.«
    »Ah, der scharfe Randy. Wie exzellent Sie doch den Charakter beurteilen können, Miss Townsend.«
    Ich bat ihn, mich Emily zu nennen. »Wer ist denn diese Frau, die neben ihm unter dem Schirm steht?«
    »Das ist Priscilla Brisbane«, erwiderte er, als sei das völlig offensichtlich.
    » Wer?«
    »Sie kennen Randy, aber nicht seine Geliebte? Ich habe sie gerade erst kennengelernt – sie waren noch nie zuvor hier –, aber man hat mir gesagt, sie seien schon seit vier Jahren zusammen, man sähe sie nie getrennt und er würde sie auf der Stelle heiraten, wenn sie nicht eine unbekannte, mittellose Schauspielerin wäre. Habe ich etwas Komisches gesagt?«
    Ich stellte fest, dass ich lachte, kein fröhliches Lachen, sondern dieses bittere Kichern, das sich einem manchmal entringt, wenn man keine Tränen mehr hat. Ich erwiderte ihm, ich sei nur ein wenig benommen, weil ich nicht gut geschlafen hätte.
    Draußen nahm ein Kutscher den Schirm einer Dame und half ihr in einen Landauer. Es war die Kutsche, in der ich am Tag zuvor Claude Morels kleines Techtelmechtel beobachtet hatte. Die Dame war Helen, die Elic in der vergangenen Nacht im Boudoir des Miroirs so gründlich beglückt hatte.
    Ich fragte Inigo, ob er sie kennen würde, und er sagte, ja sicher, er wäre über alle Gäste informiert, die nach Grotte Cachée kämen. Er sagte mir, sie heiße Helen Forrester und sie sei hierhergekommen, um schwanger zu werden. Ihr Gatte war offensichtlich zeugungsunfähig – sie war sich ziemlich sicher, dass es an ihm lag und nicht an ihr, weil er auch keine Kinder aus seiner ersten Ehe hatte. Sie wollte unbedingt ein Kind, zögerte jedoch, sich zu diesem Zweck einen Liebhaber zu nehmen, nicht nur, weil sie ihren Mann liebte, sondern weil sie wollte, dass ihr Kind Forrester-Blut hatte. Sie fand heraus, dass der Bruder ihres Mannes, ein Don Juan namens Cyrus Forrester, nach Grotte Cachée fahren wollte, und folgte ihm dorthin, in der Hoffnung, ihn überreden zu können, dass er ihr ein Kind machte. Aber er war zwar ein Lüstling und ein Lederfetischist obendrein, wie sie bald entdeckte, besaß jedoch zu viel Ehre, um seinem Bruder Hörner aufzusetzen, auch wenn er gar keinen Kontakt mehr mit ihm hatte. Helens Tränen und Annäherungsversuche bewirkten nichts, und sie glaubte schon, ohne Erfolg abreisen zu müssen, aber dann erfuhr sie, dass eine Frau namens Cassandra eine Übernachtung im Boudoir gebucht hatte und dass Cyrus sie besuchen wollte. Helen überredete Cassandra, ihren Platz einnehmen zu dürfen, und sie streifte sich eine Kapuze über den Kopf, um ihre Identität zu verbergen.
    »Sie sieht recht glücklich aus«, sagte Inigo, »die kleine List hat also offensichtlich gewirkt. Wollen wir hoffen, dass sie Früchte trägt!« Er hob einen Becher wie zu einem Trinkspruch, dann sagte er: »Ich bin ja sogar noch unhöflicher als sonst. Ich habe eine Kanne voll Java mitgebracht. Möchten Sie etwas?«
    »Bitte.«
    Inigo klopfte einladend auf die Couch neben sich und schenkte mir einen Becher ein. Er bot an, einen Schuss Brandy hineinzugeben, aber ich lehnte ab. Als ich mich neben ihn setzte, wobei ich meine beiden schmutzigen Bücher unter dem Rock versteckte, überlegte ich, ob ich ihm erzählen sollte, was ich in der vergangenen Nacht im Boudoir gesehen hatte. Aber dann verwarf ich den Gedanken wieder. Er sollte nicht wissen, was für ein Voyeur ich war. Und wie sollte ich ihm erklären, dass es so ausgesehen hatte, als ob Elic das Geschlecht gewechselt hätte, etwas, das

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