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Sündiger Mond

Sündiger Mond

Titel: Sündiger Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Burton
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braucht Ruhe, und ich bin keine gute Gesellschaft. Gott, was müsst Ihr von mir denken.«
    Sie setzte sich hinter ihn auf die Liege – vorsichtig, weil sie sich nicht klar darüber war, ob dieses Gespräch eine so gute Idee war – und sagte: »Es ist keine Schande, seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen.«
    »Das habe ich nicht gemeint«, erwiderte er. »Ich meinte, was Ihr nach dieser Woche von mir als Mann denken müsst. Mein Gott, ich habe Euch fast getötet.«
    Sie streckte die Hand aus, um ihn am Rücken zu berühren, ließ sie dann jedoch wieder sinken. »Ihr habt mir das nicht angetan, das war Dunhurst.«
    »Ja, aber ich habe Euch ihm praktisch übergeben. Ich bin daran schuld, dass Ihr so zugerichtet worden seid. Ihr habt das Recht, mich zu verabscheuen. Ich wünschte nur …« Er rieb sich mit den Fäusten über die Stirn. »Oh, wenn ich doch nur einen einzigen Menschen auf dieser Welt lieben könnte, der nicht … o Gott!«
    Er drehte sich halb zu ihr um und fuhr mit leiser, rauer Stimme fort: »Ich reise morgen ab. Ich werde Euer Leben nicht mehr zerstören, aber Ihr sollt eins wissen: Als ich Euch gefragt habe, ob Ihr mich heiraten wollt, da ging es mir nicht um die neunzigtausend Guineen. Ich verstehe, warum Ihr mich nicht haben wollt – warum solltet Ihr? Aber Ihr müsst wissen, dass Ihr … Mein Gott, Ihr seid nicht die Frau, die ein Mann wegen Geld oder aus Verpflichtung heiraten will …« Er schluckte und zitterte am ganzen Leib.
    »Ihr seid die Frau, an die ein Mann sein Herz verliert, auch wenn es das Letzte auf der Welt ist, was er will. Ihr seid die
Frau, für die ein Mann ein besserer Mensch sein möchte, die er beschützen und in seiner Nähe haben will, mit der er sein Leben teilen will, auch wenn er das nie für möglich gehalten hätte.«
    »Ihr seid ein Mensch, David, wie wir alle«, erwiderte Caroline leise. »Wir alle brauchen …«
    »Sagt das noch einmal.«
    Caroline wusste sofort, was er meinte. »David«, sagte sie. Sie streichelte sein Gesicht und flüsterte: »David … David …«
    Er schloss die Augen und ließ den Kopf sinken, bis seine Stirn an ihrer lag. Eine heiße Träne lief über ihre Wange, aber sie hätte nicht sagen können, ob es seine oder ihre war.
    »Es tut mir leid, Caroline«, sagte er. »Es tut mir so leid, dass …«
    »Du brauchst dich nicht …«
    »Doch. Ich muss es sagen. Und du hast ein Recht darauf, es zu hören.« Er packte sie an den Schultern. »Es gibt keine Entschuldigung dafür, wie ich dich behandelt habe, und sag nicht, es sei in Ordnung, denn das ist es nicht.«
    »Ich verzeihe dir.«
    »Ich verdiene nicht …«
    »Frag mich noch einmal.«
    Er starrte sie an, als würde er seinen Ohren nicht trauen. »Nachdem ich dich so ungeheuerlich behandelt habe?«
    »Du hast die Maske eines Ungeheuers getragen, aber jetzt, wo du sie abgenommen hast, stelle ich fest, dass mir der Mann, der sich dahinter verbirgt, sehr gefällt.«
    »Wirklich?«, sagte er. »Du … du …«
    »Frag mich noch einmal, David.«
    Er umfasste ihren Kopf mit seinen großen Händen und fragte: »Willst du mich heiraten, Caroline?«
    Sie lächelte. »Einen Mann heiraten, der mich noch nicht einmal geküsst hat? Ich weiß nicht, ob das so eine gute …«

    Sein Mund senkte sich über ihre Lippen, und ihr blieb beinahe das Herz stehen. Der Kuss war lang und tief und berührend zärtlich.
    Danach hielt er sie eng umschlungen und rieb sein stoppeliges Gesicht an ihrem. »Ich kann es kaum erwarten, dass es dir besser geht, damit ich dich lieben kann – wirklich lieben, nicht so wie vorher. Ich verspreche dir, dass ich dich nie wieder solchen Zumutungen aussetze.«
    Mit einem spitzbübischen Lächeln erwiderte sie: »Ich würde es vermutlich verstehen, dass du von Zeit zu Zeit den Drang verspüren könntest, dein Versprechen zu brechen, wenn ich sehr, sehr unartig war … Mylord.«
    »Miss Keating«, sagte er schmunzelnd, »was für ein skandalöser Vorschlag.« Und bevor er sie erneut küsste, fügte er hinzu: »Ich glaube, das wird eine äußerst interessante Ehe.«

Blaue Stunde
    Durch den Willen verloren,
durch den Willen gefunden,
durch den Willen frei,
gefangen und gebunden.
    Angelus Silesius
    »Blaue Stunde«: eine kurze Zeitspanne um Sonnenaufgang und Sonnenuntergang, wenn sich die Lichtbedingungen für Filmaufnahmen schnell ändern, von einem warmen orangefarbenen Schimmer zu einem klaren Blau, das Nachtszenen zulässt, noch bevor es dunkel wird.

1
    Später Nachmittag, August

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