Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)
»Also begeistert sich dein Vater ebenfalls für Literatur?«
»Mindestens genauso wie für weiß gekleidete Debütantinnen. Liebend gerne würde er ein Verführungsbuch schreiben … Nur schafft er es leider nicht, seine Hose lange genug anzubehalten, um seine Gedanken zu Papier zu bringen. Deinen Eleutherios hasst er übrigens ebenso wie wir alle.« Downing grinste boshaft, was Miranda traurig stimmte.
Und seine Worte bedrückten sie ebenfalls. Zeigten sie doch den tiefen Graben, der zwischen Vater und Sohn klaffte. Diese Erkenntnis tat ihr in der Seele weh. Impulsiv berührte sie seine Schulter, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste seine Lippen.
»Womit habe ich das verdient?«, fragte er lächelnd.
»Nun, ich wollte es, und deshalb tat ich es.«
»Folgst du endlich meinem Beispiel, indem du immer genau das tust, was du willst?«
»Öfter, als du ahnst«, flüsterte sie geheimnisvoll.
Seine Augen verengten sich, und sie küsste ihn noch einmal, bevor er über ihr Geständnis nachdenken konnte. Und obwohl in diesem Moment hinter ihnen ein leises Räuspern erklang, erwiderte er erst den Kuss, bevor er sie freigab. Schaute selbst dann zunächst sie an – und was sie in seinem Blick las, raubte ihr den Atem. Falls es sich wirklich so verhielt und sie es sich nicht nur einbildete.
Endlich wandte er sich zur Tür, und die Haushälterin knickste verlegen. »Mylord, Sie wollten informiert werden, wenn die Erfrischungen bereit sind.«
»Danke.«
»Das ging ja schnell«, meinte Miranda.
»Dieser Landsitz ist berühmt für seine Erfrischungen«, sagte er mit absolut zweideutigem Unterton.
Zwei Stunden später lagen sie lang ausgestreckt in einem seichten Bach auf einer Lichtung mitten im Wald, weit genug vom Haus entfernt, um völlig ungestört ein intimes Beisammensein genießen zu können. Kühl und erfrischend umspielte sie das Wasser, kühlte die Hitze ihrer Körper.
Sie hatten sich über Politik unterhalten. »Für uns alle wollen diese alten Männer in London Entscheidungen treffen«, beschwerte er sich.
Miranda dachte an Mr. Pitts’ bissige Bemerkungen über die Politik des Königreichs. »Also schätzt du die Parlamentarier nicht besonders.«
»Manchmal hasse ich sie«, seufzte er. »Und für einen Peer ist es schwierig, seinesgleichen den Marsch zu blasen. Wenn ich Dampf ablassen will, muss ich mir andere Vertraute suchen.«
In seinen Briefen an mich hat er seinem Zorn Luft gemacht … Bei diesem Gedanken spürte sie, wie sich ihre Kehle verengte. »Warum gehst du trotzdem ins Parlament?«
»So schrecklich ist es nun wiederum nicht, gelegentlich finde ich es sogar anregend. Ich habe einen Sitz im Unterhaus. Den nutze ich, um die Werston-Stimme im Oberhaus zu steuern, wenn Vater sich gerade nicht auf politische Probleme konzentrieren kann. Dann sage ich ihm, wie er abstimmen soll.«
Er richtete sich auf und hob ihren Fuß knapp bis zum Wasserspiegel, sodass warmer Sonnenschein an die vom Wasser kühle Haut drang. Durch ihren Körper rann ein wohliger Schauer.
»Im Unterhaus treffe ich hoch motivierte Männer, viele jüngere Söhne oder Erben, desgleichen brillante Bürgerliche.«
»Wir einfachen Leute sind gar nicht so dumm.«
Lächelnd streichelte er ihre Fußsohle. »Das habe ich bereits herausgefunden.«
»Du solltest mehr Zeit mit unsereins verbringen, vielleicht eine Leihbibliothek begründen.«
»Da wären meine Geschwister entsetzt.«
Sie verkniff sich ein Grinsen, weil er ihr das Stichwort geliefert hatte. »Apropos Geschwister. Dein Bruder Colin betätigt sich als Schriftsteller, nicht wahr?«
»Ab und zu.«
»Schreibt er gerne?«
»Nun ja …« Seine Finger glitten an ihrem Bein nach oben, und sie hielt unwillkürlich die Luft an. »Vor allem Briefe. Seine Begeisterung für Brieffreundschaften ist geradezu lächerlich. Was ich noch alberner finde, ist die Tatsache, dass er sich viel zu oft mit den Dienstboten befasst.«
Oder nur mit einer … Dieser Theorie wollte Miranda auf dem Picknick nachgehen, das sie dem Londoner Personal versprochen hatte.
»An Brieffreundschaften gibt es nichts auszusetzen, oder?«
Immer intimere Liebkosungen brachten sie zunehmend aus dem Konzept, drohten ihre Gedanken zu benebeln. Sie spürte, wie ihr Körper selbst im kühlen Wasser unter seinen Händen heiß wurde. »Zumindest mir bereiten sie sehr viel Freude. Und es ist wundervoll, wenn man eine Leidenschaft gefunden hat, die das Leben bereichert«, fügte sie atemlos hinzu.
»Mhm.
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