Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)

Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Mallory
Vom Netzwerk:
und setzte neu an. »Der so schöne Worte gebraucht, um zu betören, zu verführen.«
    »Ich habe weder etwas gegen die Ehe noch gegen die Liebe«, erklärte er und hoffte, er könnte sie von seinem Standpunkt überzeugen. »Nur gegen die Liebe in der Ehe.«
    Nach einem kurzen Schweigen seufzte sie. »Ich bedaure deine Mutter. Sogar deinen Vater. Aber ich finde Gefühle wundervoll, selbst wenn sie einem zeitweilig das Herz schwer machen. Jeden Tag geht die Sonne neu auf. Vielleicht wird man den Kummer nie vergessen. Trotzdem kann man sich über einen neuen Morgen freuen – und zwar auf eine Weise, die man ohne das Leid nicht erkannt hätte.«
    »So ähnlich betrachtet mein Vater das Leben. Immer wieder ein neuer Tag – und eine neue Geliebte.«
    »Von einer solchen Neuerung spreche ich nicht, sondern von einem langsamen Entwicklungsprozess, der letzten Endes zu einem neuen Glück führt.«
    »Wer auf dergleichen hofft, wird nur geschwächt.«
    »Bin ich schwach, weil mir Gefühle etwas bedeuten, Maximilian?«, fragte sie leise.
    Er spielte mit ihren schmalen, in Seide gehüllten Fingern. Über die neuen Handschuhe staunte er nach wie vor. Das Mädchen, dem er in der Buchhandlung begegnet war, hätte sie sicher nicht gekauft. Zu praktisch veranlagt, zu vorsichtig.
    »Gefühle gehören zu den Vorrechten der Frauen.«
    »Nun, Shakespeare schrieb wunderbare Sonette. Dazu war er nur imstande, weil er ein tiefes Verständnis für Gefühle besaß. Selbst wenn er sie vielleicht verspotten wollte.«
    Ihre Worte trafen ihn. Er ließ ihre Hand los, seine Finger trommelten auf die Polster seines Sitzes. »Und was hatte er von all den Emotionen? Eine unglückliche Ehe. Seine großen Gefühle konzentrierte er auf andere Dinge.«
    »Jedenfalls verfasste er grandiose Werke, was immer man über sein Privatleben denken mag.«
    Wie dein Mr. Pitts, dein Eleutherios? Die Frage lag ihm auf der Zunge, doch er stellte sie nicht, denn er spürte, dass auch er seinen Gefühlen und seiner Schwäche nicht entrinnen konnte.
    »Allein Dinge, die man nicht wirklich besitzen kann, sind von Dauer, haben Bestand. Sie machen Beziehungen interessant und zugleich unzerstörbar.« Ungebunden und frei, nur so ließ es sich leben und atmen.
    Miranda lehnte sich zurück und nahm ihre Hand von seinem Knie. »Du behauptest also, wenn man für irgendetwas zu viel empfindet, wird es verschwinden, einem zwischen den Fingern zerrinnen?«
    »Ja«, bestätigte er und schaute sie wachsam an, weil die Richtung des Gesprächs ihn irritierte.
    »Ich glaube, je mehr man empfindet, desto mehr bereichert es einen und stellt zugleich eine Ermutigung dar, Neuland zu erforschen.«
    »Das sagst du, obwohl du vorhin zugegeben hast, wie schwer es fällt, neue Wege zu wagen?«
    Sie reckte ihr Kinn vor. »Ja.«
    »Dann haben wir offenbar die paradoxe Situation, dass ich solche Erkenntnisse ignoriere und einfach handle, während du träumst und untätig bleibst?«
    »Vielleicht fühle ich mich gerade deshalb so zu dir hingezogen.« Sie schaute wieder aus dem Fenster. »Aber allmählich ändere ich mich. Ganz langsam.«
    Seine Augen verengten sich. »Wie das klingt – irgendwie machst du mir Angst.«
    Sein ganzer Körper wirkte plötzlich angespannt, denn er hatte das Gefühl, sie könnte sich von ihm entfernen. Und doch konnte er nicht widersprechen, weil er ihr nichts anderes bieten konnte. Und hatte er nicht selbst von Freiheit geredet? Er war gefangen in dem Netz, das er selbst gesponnen hatte.
    Blicklos starrte er aus dem Fenster, die Landschaft verschwamm vor seinen Augen. In dieses Dilemma hatten ihn genau jene Emotionen gestürzt, die er so sehr fürchtete und vermeiden wollte. Zumindest der verletzliche Teil von ihm. Nur wie sollte er genesen? Miranda körperlich zu besitzen, das genügte ihm nicht länger. Immer mehr wollte er von ihr – jedes Mal, wenn er sie sah, mit ihr sprach, in ihr versank.
    Die Kutsche neigte sich leicht zur Seite, bog in eine Auffahrt zwischen Bäumen, die einen Baldachin aus Licht und Schatten bildeten. Am Ende der langen Straße erhob sich in einem Waldgrundstück ein schönes Gebäude aus Natursteinen. Kein Herrenhaus mit Garten und Park, einfach nur eine Zufluchtsstätte in der Natur, weitab von der nächsten Stadt und dem nächsten Landgut. Eine Welt für sich.
    »Das habe ich mir ganz anders vorgestellt«, gestand Miranda.
    In der Tat hatte er ihr nichts weiter erklärt. Ein Haus auf dem Land hätte durchaus auch anders, pompöser

Weitere Kostenlose Bücher