Sueße Kuesse nur aus Rache
wegwerfen.
Entschieden straffte sie sich. Es war egal, dass sie am vergangenen Abend so verrückt auf ihn reagiert hatte. Sie hatte den Job, alles andere war unwichtig.
Sie hatte wegen des Castings am Tag zuvor ein paar Stunden freigenommen, sodass sie heute, um ihr Stundensoll zu erreichen, die Mittagspause durcharbeiten musste. Aber das machte ihr nicht das Geringste aus. Nichts konnte ihre Hochstimmung trüben – jetzt nicht mehr! Abends arbeitete sie ebenfalls länger, weil sie sich am nächsten Morgen freinehmen wollte, um die Verträge in der Agentur zu unterschreiben.
Auf dem Weg zu ihrer Einzimmerwohnung schwebte sie immer noch, doch als sie aus dem Bus gestiegen war und gerade weitergehen wollte, landete sie gleichsam wieder am Boden, genau wie ihre Stimmung.
Mike, der Fotograf, lümmelte auf seinem Motorrad am Straßenrand, mit laufendem Motor.
Oh verdammt! war ihr erster Gedanke. Diesen Typen konnte sie jetzt wirklich nicht brauchen. Warum ließ er sie nicht in Ruhe und akzeptierte, dass sie nicht an ihm interessiert war? Stattdessen belästigte er sie und tauchte immer dann auf, wenn er nicht erwünscht war – wobei er das nie sein würde. Sie ging den schmalen Bürgersteig entlang. Er holte sie mit seinem Motorrad ein.
„Hör zu, Mike“, begann sie, „für so was habe ich nun wirklich keine Zeit …“
Er stellte sein Motorrad quer über den Gehsteig und versperrte den Weg. Dann nahm er seinen Helm ab. Kat seufzte schwer und sah ihn wütend an.
Etwas war anders an ihm, bemerkte sie. Es waren seine Augen. Sie glitzerten gefährlich.
„Keine Zeit für mich, Baby? Ach ja?“, höhnte er.
„Mike …“, versuchte sie es erneut, doch er schnitt ihr das Wort ab.
„Aber für diesen stinkreichen Typen hast du Zeit, wie? Ich hab dich gestern Abend in diesem Hotel gesehen, wie du dich an ihn herangemacht und ihn angebaggert hast!“
Sie erstarrte. „Wie hast du …“
Hart lachte er auf. „Ich bin dir gefolgt! Ich verfolge dich immer. Du bist nachmittags in dem Hotel aufgekreuzt und dann noch mal am Abend. Ich bin rein und hab dich mit ihm in dem Restaurant gesehen. Jetzt treibst du dich also mit reichen Typen herum, wie, Baby?“
Zorn durchflutete sie. „Ich war wegen eines Castings da, das ist alles.“
Wieder lachte er – diesmal klang es böse. „Klar, die berühmte Besetzungscouch. Du hast dich für ihn flachgelegt und er hat dir den Job gegeben. Aber keine Sorge, Baby. Das passt mir gut in den Kram.“
„Verschwinde!“, schnauzte sie ihn an. Sie wollte hinter seinem Motorrad vorbeigehen, doch er umklammerte ihren Arm fest wie ein Schraubstock. Vergeblich wand sie sich, um sich zu befreien. „Lass mich los!“
Als Antwort zog er sie zu sich heran, sodass sie ihn fast berührte. Mit einem Mal bekam sie Angst. Die Straße lag im Dunkeln, weil die Laterne zerbrochen war. Außerdem war dieses Viertel nicht gerade die beste Adresse in der Stadt.
„Hör mir mal gut zu, Baby. Ich hab deine Mätzchen satt. Jetzt solltest du dich endlich mal für mich flachlegen.“
„Davon kannst du lange träumen!“, stieß sie wütend aus und versuchte erneut, sich loszureißen. Ihre Wut war nun stärker als ihre Angst.
Er lachte nur, das Glitzern in seinen Augen hatte sich noch verstärkt. Schlagartig wurde ihr bewusst, dass er high war.
„Jetzt mach mal halblang, Baby. Was bildest du dir eigentlich ein? Klar will ich dich erst bumsen, aber danach machst du dich für die Freier breit, kapiert? Sie wollen nämlich nicht nur Weiber wie Katya mit dicken Titten, sie stehen auch auf Dünne, solche, wie dich. Ich werd’ dich richtig scharf rausputzen. Und du wirst gut verdienen, keine Sorge.“
Er grinste sie an. Kat sah rot, wollte ihn treten und sich aus seinem Griff befreien. Doch er zog sie noch näher.
„Willst du mich fertigmachen, Baby?“ In seiner freien Hand blitzte etwas auf, und Kat erkannte voller Entsetzen, dass es ein Messer war. Drohend hielt er ihr die Klinge an die Wange. „Was meinst du, wie gut sich das bei deiner Modelkarriere macht, wenn ich dir eine anständige Rasur verpasse. Also sei schön brav, ja?“
Plötzlich veränderte sich sein Ton. „Kannst mich natürlich auch auf andere Weise glücklich machen. Jetzt, wo du Mr Rich bumst, könntest du ruhig mal ein bisschen großzügig sein. Du überlässt mir die Kohle, die er dir gibt, und wir sind quitt. Okay?“
Sie spürte die kalte Klinge, die flach an ihrer Wange lag. Aber er musste nur das Handgelenk drehen
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