Sueße Kuesse nur aus Rache
nickte.
„Nun gut.“ Sie fragte nicht, was sie packen sollte. Es war ihr auch egal. Sie wollte nur fort.
Angelos schaute ihr hinterher. Er war längst nicht so gelassen, wie er vorgab. Doch ein einziger Blick auf sie genügte, um ihm zu bestätigen, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte. Auch wenn er sich über einiges noch nicht im Klaren war, wusste er eines sicher: Er würde Kat Jones nicht aus den Augen lassen.
Angelos’ Privatjet durchbrach die Wolkendecke. Durch ein Bullauge ergoss sich Sonnenlicht auf Thea, vermochte jedoch nicht, die Schwärze in ihrem Herzen zu erhellen. Vertieft in Arbeit, hielt Angelos sich jenseits des Ganges auf. Er hatte sie während der gesamten bisherigen Reise ignoriert. Nur seiner Arbeit hatte er sich gewidmet – und der lächelnden Stewardess, die um ihn herumtänzelte. Thea hätte all das lächerlich gefunden, wäre nicht der Druck gewesen, der sich in ihrer Brust gebildet hatte. Blicklos starrte sie auf ihr Buch.
Wie sollte sie das Kommende überstehen?
Und was würde auf sie zukommen? Der Druck verstärkte sich.
Wenn er mich auch nur mit einem Finger berührt …
Für den Rest des Fluges gelang es ihr, Fassung zu bewahren. Genauso wie auf der Fahrt in die Innenstadt von Genf, wo ihr Hotel lag. Doch Thea geriet in Panik, als sie in Angelos’ Suite geführt wurde. Ihre Angst verflog erst wieder, als der Hotelpage ihr Gepäck in ein separates Zimmer brachte. Wenn Mr Big sie ins Bett bekommen wollte, hätte er ihr doch kein eigenes Zimmer zugestanden?
Doch, was steckte hinter diesem Arrangement? Einerseits war sie erleichtert, andererseits quälte sie diese Frage.
Die Anspannung wuchs, als sie seine Stimme vom Flur her vernahm.
„Ich muss am Nachmittag einige Termine wahrnehmen. Sie haben den Tag zur freien Verfügung. Richten Sie sich auf das Dinner um acht ein.“
Steif fragte sie ihn: „Was soll ich anziehen?“
„Ein Cocktailkleid“, antwortete er knapp. „Die Schweiz ist ein formelles Land. Kleiden Sie sich entsprechend.“
Das, was sie dann abends trug, schien seine Zustimmung zu finden, denn er gab keinen Kommentar zu dem knielangen olivfarbenen Kleid ab. Vielleicht hätte sie dieses Essen sogar genießen können, wenn sie in dem Restaurant nicht von Angelos Petrakos’ allmächtiger Präsenz umfangen gewesen wäre. So aber waren ihre Nerven zum Zerreißen gespannt.
Sie tat ihr Bestes, ihn zu ignorieren, doch bei einem Mann wie ihm war das kein leichtes Unterfangen. Viel zu sehr war sie sich seiner sonoren Stimme, seiner ausgeprägt männlichen Züge bewusst und auch der Anziehung, die er zu jeder Zeit auf die anwesenden Damen ausübte. Gegen Ende des Abends hörte sie ihn sogar lachen – ein Geräusch, das sie nie zuvor vernommen hatte. Ein Ruck durchfuhr sie wie ein Blitz, als sie seinem Blick begegnete. Schnell drehte sie sich um.
Schweigend fuhren sie zurück ins Hotel. Erst als sie dort eintrafen, wandte Angelos sich an sie. In seiner Suite stand sie unschlüssig da.
„Sehr bemerkenswert“, sagte er und sah sie an. „Wüsste ich es nicht besser, hätten Sie mich ebenso zum Narren gehalten wie die anderen. Sie sind nicht wiederzuerkennen.“
Damit wandte er sich ab. Sie spürte, wie die Anspannung in ihr größer wurde.
„Ich habe zu arbeiten“, sagte er abweisend. „Der morgige Tag steht Ihnen wieder zur freien Verfügung. Um sieben werden wir zum Konzert fahren. Abendgarderobe.“
Thea verstand das als Entlassung und flüchtete in ihr Zimmer.
Entgegen aller Erwartung fiel sie in einen erholsamen Schlaf. Morgens war von Angelos nichts zu hören und zu sehen. Rasch zog sie sich an und verließ das Hotel. Ein düsterer Morgen mit scheußlichem Regen empfing sie. Sie bestellte Kaffee und Brötchen in einem Café. Den Rest des Tages verbrachte sie am Seeufer in Genf.
Ein Intermezzo in meinem Leben, nicht mehr. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann es zu Ende sein wird. Irgendwann wird er mich gehen lassen müssen. Mir bleibt nichts als abzuwarten.
Im Hotel machte sie sich frisch und zog sich um. Wenige Minuten vor Sieben trat sie aus ihrem Zimmer. Angelos wartete bereits.
Noch nie hatte sie ihn im Abendanzug gesehen. Ein Smoking ließ fast jeden Mann gut aussehen, das war ihr bekannt. Doch ein Mann wie Angelos Petrakos sah darin einfach – atemberaubend aus. Ein Schauer durchfuhr sie, während sie dastand und ihn anstarrte. Sie fühlte die Kraft, die von ihm ausging …
Er unterbrach sein Gespräch am Handy, um sie
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