Süße Teilchen: Roman (German Edition)
Beziehung mit jemandem eingehen, den ich nicht achte, oder mit einem Mann schlafen, der keinen Humor hat.
»Ich würde eher gar keinen essen«, sagte ich.
Als Maggie mich ansah, lag etwas Zustimmendes in ihrem Blick.
»Den Pudding von M & S, den Sie mitgebracht haben …«, begann sie, und ich dachte, o nein, was habe ich denn nur falsch gemacht? »… den habe ich kreiert. Freiberuflich und entgegen meinen Vertragsbedingungen hier bei Fletchers , aber ich konnte nicht anders, und die Desserts von M&S sind nun mal die besten. Etwas Ähnliches wollte ich hier im letzten Sommer einführen, aber ich bin damit nicht durchgekommen. All das erzähle ich Ihnen nur, weil ich weiß, dass ich Ihnen vertrauen kann und ich grundsätzlich nur Menschen einstelle, denen ich vertraue.«
So bekam ich meinen Job und arbeitete für Maggie Bainbridge, die beste Chefin der Welt.
Jetzt, da Maggie nicht mehr meine Chefin ist, treffen wir uns nur alle paar Monate. Sie ist mit ihrem neuen Brownie-Geschäft vollkommen ausgelastet und hat eine Menge Freunde. Maggie ist einundfünfzig und ledig, aber bei ihr einen Termin zu bekommen, ist schwieriger, als einen Tisch im Rao zu ergattern.
Am Abend vor meinem ersten Date mit James hat sie mich zum Essen eingeladen. Eigentlich würde ich lieber zu Hause bleiben, etwas Leichtes essen und mich richtig ausschlafen, um am nächsten Tag so gut wie möglich auszusehen. Aber da James sich noch nicht gemeldet hat, weiß ich nicht, ob die Verabredung überhaupt noch steht. Und wenn ich heute Abend nicht zu Maggie gehe, wird es Ewigkeiten dauern, bis sie wieder Zeit für mich findet, deshalb gehe ich nach der Arbeit zu ihrer Wohnung in Marylebone.
Sie öffnet die Tür und trägt eine Schürze, die schon einiges hinter sich hat. Der Geruch von frisch gebackenem Brot und Brathähnchen schlägt mir entgegen.
»Mein Gott«, sagt sie. »Du bist ja regelrecht ausgemergelt.« Sie umfasst meine Schultern und mustert mich von Kopf bis Fuß, ehe sie mich in den Arm nimmt. Ihr graues Haar riecht nach gebratenen Zwiebeln, was ich wundervoll finde.
»Schön wär’s«, antworte ich. »Guck dir mal meinen Hintern an.« Ich drehe mich um, damit sie sich ein Bild von der Lage machen kann.
Sie kneift mir in den Po. »Da ist doch gar nichts mehr, du verrücktes Huhn. Komm mit, ich muss dich aufpäppeln.«
Wir setzen uns in ihre Küche. Vor dem Essen trinken wir Wein. Würde ich nichts trinken, müsste ich immerzu an mein Handy denken und daran, dass es nicht klingelt. Zwar werde ich es auch mit Alkohol nicht vergessen, aber ich bin nicht mehr so darauf konzentriert.
»Was macht die widerliche kleine Ratte?«, fragt Maggie und hält mir einen Holzlöffel mit einer tiefgoldenen Soße hin. »Sieh mal, die habe ich mit Honig, Sojasoße, Tamari und gerösteten Sesamkörnern gemacht.«
»Devron bleibt Devron«, sage ich. »Er redet von zwanzig Prozent Kostensenkung für alle Bereiche, hat sich aber einen neuen Sportwagen als Firmenfahrzeug gegönnt, und seine neue Anzugjacke hängt er verkehrt herum auf, damit jeder sieht, dass sie von Prada ist.«
»Ist er immer noch mit dieser bemitleidenswerten Kuh zusammen?«
»Ja. Letzte Woche ist sie neunzehn geworden. An ihrem Geburtstag ist er mit ihr im Grove abgestiegen und hat uns Fotos von der frei stehenden Badewanne in ihrer Suite gezeigt. In der Mandy saß, mit nichts als Schaumblasen am Körper.«
Maggie wirkt fassungslos und schüttelt den Kopf. »Und Eddie und Lisa?«
»Eddie geht es gut, Lisa ist wütend. Wie immer.«
Beim Essen reden wir über ihr Geschäft. Maggie hat gerade einen Vertrag mit einer Kette kleiner Luxushotels abgeschlossen. Wenn die Gäste dort abends zu Bett gehen, werden sie auf ihrem Kopfkissen eine wundervoll verpackte Schachtel mit Maggies Mini-Brownies finden.
»Und wie sieht es an der Männerfront aus?«, fragt sie und reicht mir einen Teller mit warmen »Blondies«, ihren neuen Vanille-Brownies, die sie den Hotels zurzeit als Probeserie anbietet. »Koste mal. Links sind die mit den Macadamianüssen, rechts die mit dem Ahornsirup aus Vermont.«
»Moment«, sage ich. »Bin gleich wieder da.« Und schon flitze ich auf den Flur und wühle in meiner Handtasche nach dem Handy. Ich habe es auf stumm gestellt und absichtlich außer Sichtweite gelassen, in der Hoffnung, dass James dann anruft. Zwar hatte ich mir geschworen, erst auf dem Heimweg nachzusehen, aber sich selbst darf man ja etwas vormachen, oder?
Es blinkt!
Mist, nur eine SMS von
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