Süße Teilchen: Roman (German Edition)
machen. Wenn man bedenkt, dass sie für die Nachos ohnehin nur saure Sahne, gemahlene Minze, Käse und Tortilla-Chips verwendet, ist das ziemlich viel verlangt.
»Ich habe über dein Nacho-Problem nachgedacht«, beginne ich. »Sag Devron doch, man könnte den Käse, die saure Sahne und die Minze weglassen. Dann spart er tonnenweise Geld und der Fettanteil sinkt auf fünf Prozent.«
Lisa lacht schnaubend. »Er hat mit Tom schon über einen neuen Namen nachgedacht. Ihre Vorschläge waren Nullo, Leckero und Mager-Bandito.« Lisa schneidet eine Grimasse. »Ein Jahr lang habe ich mich in Südamerika mit Chilis beschäftigt und schau, wo ich gelandet bin, am besten, ich bringe mich um.« Sie guckt, als würde sie es so meinen.
»Kopf hoch«, sagt Eddie, unser Tischgruppen-Optimist. »Wenigstens hat er dich nicht gebeten, dein gesamtes Sortiment nach dem Geschmack seiner Freundin auszurichten.«
»Hör bloß auf.«
»Mandy findet nämlich, dass unser Chicken Korma nicht konkurrenzfähig ist und unser Curry Madras zu stark nach Gewürzen schmeckt.«
Lisa verdreht die Augen, schnappt sich ihre Zigarettenpackung und verzieht sich nach draußen.
Wenn ich mich um acht Uhr mit James treffe, muss ich um sechs mit den Vorbereitungen anfangen. Also muss ich bei der Arbeit rechtzeitig abhauen, was machbar sein dürfte, sofern Devron in einem seiner endlosen Meetings sitzt oder mit seiner gerade mal volljährigen Freundin telefoniert, und Janelle irgendwo auf Achse ist. Janelle ist so etwas wie Devrons Rottweiler. Devron hat deshalb so ein aufgeblasenes Ego, weil er Leiter des Bereichs Lebensmittel im siebtgrößten Supermarkt Englands ist. Und Janelle fühlt sich wichtig, weil sie die persönliche Assistentin des Leiters des Bereichs Lebensmittel im siebtgrößten Supermarkt Englands ist. Wenn sie ein T-Shirt mit der Aufschrift hätte, würde sie es am Wochenende tragen.
Janelle und ich haben seit meiner ersten Woche hier ein angespanntes Verhältnis, denn damals legte ich meinen Lagebericht nicht unter C:/a4/janelle/allgemein/Tageskopien/2010/js/Qzgg67/4/buchh/persoenl ab, sondern eröffnete ein neues Dokument mit dem Namen C:/Lageberichte. Seitdem habe ich meine persönliche Nemesis.
Janelle hält mich für aufsässig, aber mir ist es egal, wofür sie mich hält. Wir sind füreinander so etwas wie ein kneifender Gürtel, nachdem man Apfelstreusel mit Pudding und Sahne gegessen hat. (Falls Sie herausfinden, wer in diesem Vergleich wer ist, gibt es trotzdem keinen Preis.)
Ich habe Glück. Von Devron und Janelle ist weit und breit nichts zu sehen. Ich stürze aus der Tür, springe auf der Straße in ein Taxi und fahre nach Hause.
Mein Zuhause befindet sich in einem hochherrschaftlichen Gebäude in Little Venice. Wenn ich das Wort »hochherrschaftlich« höre, denke ich immer an die breite Treppe, die sich im Haus von Krystle und Blake Carrington nach oben schwang, und nicht an eine Zweizimmerwohnung im fünften Stock, ohne Fahrstuhl. Auch Little Venice klingt irreführend, denn meine Gegend ist heruntergekommen und auf die Stadtautobahn kann man spucken. Aber wenn ich aus der Haustür und nach links gehe, bin ich in zwei Minuten am Regent’s Canal und in dreieinhalb Minuten bei einem feinen Blaubeer-Muffin bei Baker & Spice .
Ich nehme zwei Stufen auf einmal, denn ich habe noch einiges zu tun. In meiner Wohnung lasse ich die Handtasche auf die Eingangspost auf dem Fußabtreter fallen, steuere umgehend das Badezimmer an und ziehe mich auf dem Weg dahin aus. Normalerweise bin ich die anspruchsloseste Frau, die man sich denken kann, aber ein erstes Date ist nun mal ein erstes Date. Außerdem habe ich seit drei Wochen auf diesen Mann gewartet und jetzt werde ich alles daransetzen, umwerfend auszusehen.
Mein langes brünettes Haar ist von Natur aus gelockt, aber außer Laura und meiner engsten Familie hat mich seit meinem vierzehnten Lebensjahr kein Mensch mehr mit Locken gesehen, und dabei wird es auch bleiben. Die Haare glatt zu föhnen, dauert normalerweise eine Stunde, heute sind es siebzig Minuten. Beim Make-up halte ich mich zurück, und beim Rasieren der Beine schaffe ich es sogar, mich nicht zu schneiden.
Dann ab ins Schlafzimmer, wo ich sieben Minuten brauche, um eine Strumpfhose ohne Laufmasche unterhalb des Knies aufzutreiben. Schließlich entdecke ich ein kostbares, tadelloses Teil und angele unten aus meinem Schrank die schwarzen Pumps mit dem zehn Zentimeter hohen Absatz hervor. Ich schwöre mir, eines Tages
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