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Summer Westin: Todesruf (German Edition)

Summer Westin: Todesruf (German Edition)

Titel: Summer Westin: Todesruf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela S. Beason
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keine Wahl«, sagte Sam. »Drei-zwei-fünf, over and out.«

2
    Als sie in den Weg einbog, über den das Holz abtransportiert wurde, geriet der alte Pick-up auf der weichen Erde so ins Schlingern, dass Sam das Lenkrad mit äußerster Kraft festhalten musste. Lili krallte sich am Armaturenbrett fest, sagte aber nichts. Sam hatte das Fenster heruntergekurbelt, um eventuellen Rauch sofort riechen zu können. Bis jetzt war ihr nur ein leicht beißender Geruch in die Nase gedrungen, der genauso gut ihrer Einbildung entsprungen sein konnte. Der schwere Stahlbarren, der die Straße Nummer 5214 eigentlich hätte versperren sollen, war hochgezogen, das Schloss hing an seiner Kette von einem der Pfosten herab. Der Schlüssel in ihrer Tasche war überflüssig. Jemand musste die Kette durchgesägt haben. Sie hatte jetzt keine Zeit, das genauer zu klären.
    Legionen von Schierlingstannen, Riesenlebensbäumen und Douglasfichten tauchten im Scheinwerferlicht auf und verschwanden wieder. Einige von ihnen strichen mit ihren kratzigen Zweigen über den vorüberrasenden Wagen. Eine Flaschenbürste aus Nadeln peitschte durch das offene Fenster herein und zerkratzte Sams Hals und Schultern.
    Noch war die Luft klar und der Wald ruhig. Hier und da fiel Mondlicht durch die Äste. Auf der Olympic-Halbinsel war der Sommer wie üblich sehr regnerisch gewesen und hatte für eine üppige und grüne Vegetation gesorgt. Vielleicht war das Feuer schon erloschen, bis sie dort ankamen.
    Als sie sich dem Wasser näherten, wurde der beißende Geruch intensiver. Mit quietschenden Reifen hielt Sam auf dem winzigen gekiesten Parkplatz am Ostufer des Marmot Lake. Rauch glitt wie Geisterhände über das silbrig glänzende Wasser. Entlang der Westküste brannte sich eine orangefarbene Flamme ihren Weg und spiegelte sich hell in der Wasseroberfläche. Der Feuerherd sah vergleichsweise klein aus – vermutlich war er durchaus unter Kontrolle zu bringen.
    Sam sprang aus dem Wagen, riss die hintere Ladeklappe des Pick-up auf, holte ihre Ausrüstungskiste heraus und entnahm ihr eine Schaufel und eine Pulaski-Axt. Dann zog sie die schwere feuersichere Hose an und streifte sich die Hosenträger über. Stirnrunzelnd betrachtete Lili den seltsamen Kopf der Pulaskiaxt, der auf der einen Seite Axt, auf der anderen Hacke war, und entschied sich dann doch lieber für die Schaufel. Sam schluckte ihren Protest hinunter – wenn sie Lili schon nicht im Feuerturm lassen konnte, dann erst recht nicht im Pick-up. Immerhin war das Mädchen bereit, auch einen Teil der Ausrüstung zu schleppen. Sam drückte ihr ihre feuersichere Jacke in die Hand. »Zieh die an.«
    Die Jacke ging Lili fast bis zu den Knien und bedeckte ihre Hände. Sam schnappte sich ihre Ersatzjacke, eine M-Größe, in der ihre schlanke Gestalt in ähnlicher Weise versank. Sie hatte keine feuersichere Hose, die dem Kind auch nur ansatzweise gepasst hätte; ihre eigene war so riesig, dass sich in den hochgerollten Hosenbeinen immer bergeweise Dreck ansammelte. Glücklicherweise trug Lili dicke Jeans und Wanderstiefel aus Leder, nicht die beliebten Kunststoffturnschuhe, die so schnell schmolzen.
    Sam beugte sich zu ihr herab und setzte ihr ihren Helm auf. »Du musst genau das machen, was ich dir sage.«
    »Also echt«, murmelte Lili ungeduldig. »Das habe ich doch schon versprochen.« Ihr Gesicht glänzte vor Aufregung, aber ihre braunen Augen strahlten Ruhe aus.
    Sam hoffte, dass sie selbst genauso ruhig wirkte. »Das Funkgerät stecke ich hier in diese Tasche. Falls mir etwas passieren sollte, schnappst du es dir und rennst zurück zum Wagen, okay?«
    Das Mädchen nickte.
    »Weißt du, wie ein Funkgerät funktioniert?«
    Lili verdrehte die Augen. »Natürlich.«
    Sam steckte das Funkgerät in ihre Jackentasche, legte sich die Pulaski-Axt über die Schulter und zog ihre Taschenlampe heraus. Dicht gefolgt von Lili lief sie den mit Wurzeln überzogenen Pfad entlang, der um den kleinen See herumführte. Sobald sie sich dem Westufer näherten, wurde der Rauch dichter.
    Dann kam der Feind in Sicht, und es wurde so hell, dass Sam die Taschenlampe ausknipsen konnte. Das Feuer hatte sich weiter ausgebreitet, als sie gedacht hatte. Flammen leckten an dem dicken Humuskissen unter den Nadelbäumen. Tote Zweige an tief hängenden Ästen gingen funkensprühend in Flammen auf. Eine einzeln stehende Zeder brannte von der Wurzel bis zur Krone, wie eine Feuersäule, die den Wald rundherum beleuchtete. Sam fühlte sich an den

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