Susan Andersen
Fotos ansehen. Doch Jason kam aus dem Schlafzimmer zurück, ohne Jackett und Waffe, und ging in die kleine Küche. Seufzend folgte sie ihm. Vermutlich wäre es unhöflich, einfach an ihm vorbeizugehen, um seine persönlichen Sachen zu durchwühlen.
Doch das wollte sie bei der erstbesten Gelegenheit nachholen.
Jason grinste, als er die Tasche auspackte, und ihre Vorsätze verdampften wie Tränen in der Wüste. „Wow“, staunte sie, und ihr Herz machte einen Satz. Schnell öffnete sie die Schränke, bis sie die Weingläser gefunden und ihr Herz sich einigermaßen beruhigt hatte. Sie nahm zwei heraus. „Das sollten Sie öfter tun.“
„Hm?“ Er sah von dem Topf mit dem Stroganoff auf, dessen Duft er gerade tief inhaliert hatte. Und ... guter Gott. Er sah aus wie ein Typ, der gerade gekommen war. Fehlte nur noch eine Zigarette.
Oh. Kein kluger Vergleich. Sie war sich seiner Männlichkeit ohnehin nur allzu bewusst und konnte eine solche Vorstellung nun wirklich nicht brauchen. Poppy zwang sich zu einem unbekümmerten Tonfall. „Lächeln. Sie sollten öfter lächeln. Sie haben nämlich ein sehr hübsches Lächeln, aber Sie benutzen es fast nie. Ich schätze aber, die alte Redewendung ist wahr. Liebe geht ganz offensichtlich durch den Magen.“
Sein Lächeln wurde noch breiter, und sie bemerkte die beiden Lachfalten um seinen Mund. „Sie wissen überhaupt nichts, wie wahr. Außer, dass ich mir ab und zu ein Steak brutzle, habe ich nicht viel mit Kochen am Hut. Restaurants und Imbisse sind da eher mein Ding, aber das wird irgendwann auch langweilig. Und, Mann, selbst kalt duftet das hier herrlich.“
„Dann stellen Sie es in die Mikrowelle für ...“ Sie beäugte den Apparat und stellte fest, dass er recht alt war, „vielleicht zunächst zwei Minuten. Dann umrühren und noch mal zwei Minuten. Geben Sie mir eine Salatschüssel? Sie können schon mal das Baguette schneiden.“
„Sie sind ein herrisches kleines Ding, oder?“
„Was klein angeht, weiß ich nicht, aber herrisch. Ganz sicher. Sie können sich eine Menge Ärger ersparen, wenn Sie von Anfang an einfach tun, was ich sage.“
„Richtig.“ Er schnaubte. „Träumen Sie weiter, Schwester.“
Seufzend füllte sie den bereits gewaschenen und geschnittenen Salat in die Schüssel, die er ihr reichte. „Schön, Sie können es sich auch schwer machen. Aber Sie werden es schon noch kapieren. Alle kapieren es irgendwann.“ Poppy nahm die Flasche Asian-Caesar-Dressing und drehte den Deckel ab.
„Wer alle? Männer?“
Als sie das heftige Glitzern in seinen Augen sah, schienen die Wände plötzlich einen gigantischen Schritt nach vorn zu machen. Die Luft wurde mit einem Mal wärmer, dicker, feuchter. Gleichzeitig wurde ihr Mund trocken. Sie räusperte sich. Versuchte es mit einem achtlosen Schulterzucken. „Männer. Frauen. Kinder, Hunde. Die Welt im Allgemeinen.“
„Okay. Mit Ihrem Ego jedenfalls ist alles in Ordnung.“ Er reichte ihr ein Glas Wein.
„Was soll ich sagen? Ich wurde geboren, um das Universum zu regieren. Fragen Sie mal meine Eltern. Dad behauptet immer, er hätte schon in der Minute, in der ich zur Welt kam, gewusst, dass das Kommunenleben nichts für mich ist.“ Sie trank einen Schluck von dem spritzigen Pinot Grigio, obwohl sie am liebsten gleich das halbe Glas hinuntergestürzt hätte.
„Guter Wein“, sagte er.
„Ja, und Sie sollten sich einen Moment gönnen, um zu spüren, wie gut es sich anfühlt, einen Korkenzieher zu benutzen, statt den Flaschenhals gegen die nächstbeste harte Unterlage zu knallen.“
Wieder hob er einen Mundwinkel – und fuhr fort, Brot zu schneiden.
Als er damit fertig war, nahm er zwei Teller aus dem Schrank und reichte sie ihr. „Wollen Sie den Tisch decken? Stellen Sie sie einfach hin – ich habe keine Platzdeckchen oder Serviettenringe – oder Stoffservietten.“
„Schrecklich.“ Lachend verpasste Poppy ihm einen freundschaftlichen Hüftstoß. Himmel! Noch eine unüberlegte Handlung! Und sofort wurde sie sich der Wärme und Härte seines Körpers bewusst. Doch sie fuhr einfach fort, als ob sie die Berührung nicht bis tief in die Knochen gespürt hätte: „Denken Sie aber bloß nicht, dass ich jeden Tag so esse! Wie Sie verlasse ich mich meistens auf Takeaway-Restaurants oder mache mir einfach ein Sandwich mit Salat. Gelegentlich koche ich, aber wenn, dann gleich so viel, dass es für eine ganze Woche reicht. Ich habe mindestens noch einmal dieselbe Portion Stroganoff in meinem
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