Susan Mallery - Buchanan - 02
körperliche Bedrohung? „Er hat mich ausfindig gemacht und fordert Geld. Wenn ich nicht zahle, droht er, dass er Zoe kennenlernen will. Das ist Erpressung, oder?“
Sally seufzte. „Elissa, das Gesetz nimmt die Ansprüche beider Elternteile ernst. Neil hat sich ein Mal falsch verhalten. Er hat Sie ein Mal geschlagen. So etwas kann passieren.“
Elissa konnte nicht fassen, was die Anwältin gesagt hatte. „Wie oft muss er mich denn schlagen, damit es zählt? Was ist mit seiner Drogensucht? Ich will nicht, dass Zoe diesen Dingen ausgesetzt wird.“
„Das sollte sie auch nicht. Trotzdem hat Neil immer noch das Recht, sein Kind zu sehen. Sie könnten versuchen zu erwirken, dass er sie nur unter Aufsicht besuchen darf. Er müsste sich dadurch Ihr Vertrauen und das des Kindes erst verdienen.“
„Ich werde ihm nie trauen“, sagte Elissa. „Zoe ist ihm völlig gleichgültig. Er benutzt sie nur, um von mir Geld zu bekommen.“
„Sie lassen es aber auch zu“, erwiderte Sally. „Zahlen Sie einfach nicht mehr. Wenn es stimmt, was Sie mir erzählen, wird er verschwinden. Sollte er jedoch lediglich versuchen, sein Recht als Vater einzufordern, tun Sie ihm Unrecht. Fakt ist, dass man einem Elternteil nicht grundlos verwehren kann, sein Kind zu sehen. Ihn nicht zu mögen ist kein ausreichender Grund.“
Ihr schlimmster Albtraum wurde gerade wahr, dachte Elissa entsetzt. Es bestand kein Zweifel, dass diese überaus verständige und ahnungslose Sally sich weigern würde, jenes Schreiben zu verfassen, in dem Elissa Neil für seinen Verzicht auf alle Rechte als Vater eine hohe Summe Bargeld anbieten wollte.
„Danke, dass Sie sich Zeit genommen haben“, sagte Elissa und erhob sich. „Sagen Sie mir bitte einfach, wie hoch Ihr Stundensatz ist. Ich überweise Ihnen das Geld.“
„Elissa, Sie können doch jetzt nicht gehen. Wir sollten uns ausführlicher unterhalten.“
„Ich hab Ihnen nichts mehr zu sagen.“
Als Elissa am Donnerstag von der Arbeit nach Hause fuhr, fühlte sie sich körperlich und psychisch wie gerädert. Und sie befürchtete, dass sie ganz allein daran schuld war.
Der Anwaltstermin war eine Katastrophe gewesen. Sally hatte nichts Konstruktives beigesteuert. Die Annahme, dass Neil ernsthaft an Zoe interessiert sein könnte, war absurd. Elissa war geschockt, dass ein halbwegs intelligenter Jurist so etwas überhaupt in Erwägung ziehen konnte. Bedeutete das, dass ein Richter ebenfalls in diese Richtung tendieren würde? Würde Neil, wenn es hart auf hart käme, das Besuchsrecht zugesprochen?
Konnte er nicht einfach für ein paar Jahre irgendwohin verschwinden? Es war ja auch nicht unüblich, dass er monatelang untertauchte. Aber diesen Gefallen würde er ihr wahrscheinlich nicht tun. Jetzt, da er sie auf dem Kunsthandwerksmarkt aufgespürt hatte, vermutete er natürlich, dass sie Geld gespart hatte. Er würde noch öfter auftauchen.
Sie stellte ihr Auto in der Einfahrt ab und stieg aus. Zoe rannte ihr entgegen.
„Mommy, Mommy, ich liebe die Schule. Jeder hat in ein Heft gemalt, was er im Sommer erlebt hat. Ich hab mein Heft mitgebracht, damit ich es dir zeigen kann. Und ich habe heute mein Pausenbrot in der Lunchbox mitgenommen. Aber morgen gibt es Tacos in der Schule. Darf ich? Darf ich mir morgen Tacos kaufen?“
„Aber sicher.“
Die Kleine warf sich in ihre Arme. Elissa fing sie auf und drückte sie fest an sich. Was auch immer in ihrem Leben schieflaufen mochte, Zoe war genau richtig. Sie war alle Mühen wert, und Neil würde sie nie, nie in die Hände kriegen.
„Du hattest also einen schönen Tag, was?“, fragte Elissa, während sie gemeinsam in die Wohnung gingen. „Warst du lieb zu Mrs. Ford?“
„Ach, die ist nicht da“, rief Zoe fröhlich. „Sie spielt Bridge mit ihren Freunden. Walker ist bei mir.“
Elissa erstarrte. Ihre Wangen begannen vor Scham zu brennen. Am liebsten wäre sie auf der Stelle im Erdboden versunken.
Sie hatte ihn nicht mehr gesehen seit Sonntagabend, als sie ihn mit Sex zum Schweigen gebracht und danach hinauskomplimentiert hatte.
Nachdem er gegangen war, hatte sie sich schrecklich gefühlt. Billig, hinterhältig und abscheulich. Vor sieben Jahren, als es mit Mitch bereits aus gewesen war, hatte sie mit jemandem geschlafen, um einen Job zu kriegen. Danach war sie so entsetzt über sich selbst gewesen, dass sie sich geschworen hatte, so etwas nie mehr zu tun. Aber als sie sich gestern in die Ecke gedrängt gefühlt hatte, war ihr Sex plötzlich als
Weitere Kostenlose Bücher