SWEET & SEXY: Hände auf meiner Haut
Mojitos in vier Minuten. Anschließend schäkerte er mit einer bildhübschen Schwarzhaarigen herum, die auf dem Hocker neben ihm saß. Ich war sauer und ging schon mal vor. Er holte mich auf der Plaza de la Catedral ein, machte ein bisschen Dutzi-Dutzi-nun-sei-doch-nicht-so und tanzte plötzlich Salsa mit einer Großbrüstigen, die ihn aufgefordert hatte. Einen, zwei, drei Tänze. Ich stand blöde herum und hatte wirklich keine Lust, mit dem alten Sack zu schwofen, der mir seine schweißnassen Hände auf den Arm legte.
Es war nicht so sehr ein Entschluss, es war eher eine Art Sog, dem ich nachgab, als ich in einem unbeobachteten Moment in eine Gasse schlüpfte. Das Hotel Sevilla war nicht weit von der Plaza entfernt. Vor dem Eingang blieb ich stehen, atmete tief durch, puderte mir die Nase, legte Lippenstift nach und steuerte die Rezeption an. „Nein“, sagte die Dame hinter der Theke, „nein, die 69 ist heute Nacht gar nicht belegt.“ Ich wandte mich enttäuscht ab.
„Falls sie Anne heißen, habe ich allerdings eine Nachricht für Sie.“
Mein Herz fing an zu rasen, ich bedankte mich, riss den Briefumschlag auf und erkannte Rafaels geschwungene Schrift:
Nov. 24 th , Avenida del Puerto, no. 177, Javier Díaz.
Ring the bell!
Als ich vor dem Hotel auf ein Taxi wartete, besser: auf eines der Eierschalen-Mopeds, griff eine zerknitterte Alte nach meinem Ärmel und zupfte daran. Ihre Augen waren so gelb und verklebt, als hätte ihr jemand eine Tube Patex hineingedrückt.
„Heute Nacht wirst du deinen Mann finden“, sagte sie mindestens acht Mal, „esta noche, esta noche!“
Dabei streckte sie mir eine ihrer Handflächen entgegen. Ich legte einen Dollar hinein und riss mich los. Das Moped knatterte den bevölkerten Malecón entlang, die Gischt spritzte über die Kaimauer, und mein Herz kam mindestens ebenso oft aus dem Takt, wie das Gefährt Verpuffungen hatte. Was erwartete mich? Das Taxi hielt vor einer Hausruine, die mir nicht mehr bewohnbar erschien. Es gab nur ein Schild, auf dem stand J. Díaz. Ich überwand meine Hemmungen, zog an einer Schnur und vernahm ein fernes Läuten. Eine kleine, verschwitzte Frau im Blümchenkleid öffnete die abgeblätterte Holztür und sah mich skeptisch an.
„Rafael?“, fragte ich schüchtern.
Ihr Gesicht erhellte sich und sie winkte mich herein. Sie lachte und plapperte auf mich ein – ich verstand nichts außer fiesta, fiesta . Ich hörte gleich Musik, als ich den Gang betrat. Die Frau zog mich so schnell durch die finsteren Flure, dass ich mit den hohen Schuhen mehrmals umknickte. Schließlich schob sie mich in einen erleuchteten Innenhof, in dem eine Monsterparty stattfand. Son - Musik erfüllte lautstark das quadratische Atrium. Der Hof barst vor tanzenden Menschen. Sehr wahrscheinlich gab es hier nicht nur einen Rafael. Meinen sah ich sofort: Er spielte Percussion, auf einem Podest in der Mitte des Hofs, als Mitglied einer zwölfköpfigen Band. Ich blickte mich um: Die Frau war verschwunden.
Die Stimmung war ausgelassen bis ekstatisch. Jemand drückte mir eine Rumflasche in die Hand, aus der ich gleich drei große Schlucke nahm, um meine Nervosität zu ersäufen. Der erste Stock war zum Innenhof hin mit einem baufälligen Balkon ausgestattet, auf dem ebenfalls mehrere Dutzend Kubaner tanzten. Sie würden bald samt Balustrade herunterkrachen, so viel war sicher. Ein Typ, der mir bis zum Bauchnabel ging, griff beherzt zu und tanzte mit mir. Bei dem Gedränge fiel wohl nur meinem Partner auf, dass ich im Salsa-Kurs rein gar nichts gelernt hatte. Er lachte mich herzlich aus. Bei jeder Drehung latschte ich ihm auf die Füße. Ich sah nur Rafael, der hochkonzentriert seine Bongos schlug. Ich wurde mindestens eine halbe Stunde lang von Tänzer zu Tänzer gereicht und irgendwann stolperte ich nur noch bei jeder zweiten Drehung. Die Band spielte auf einmal in anderer Besetzung und ich dachte schon, dass ich ihn verpasst hatte, dass er womöglich gegangen war. Ich reckte den Hals und plötzlich spürte und roch ich ihn – noch bevor ich ihn sah.
Er rieb seinen göttlichen Hintern an meinem, während er direkt hinter mir mit einer winzigen Großmutter tanzte. Wir sahen uns drei Sons lang tief in die Augen, bis die Omi anfing, schallend zu lachen, und ihn freigab. Er küsste mich sofort auf den Mund und zog mich dabei so eng an sich, dass kein Löschblatt mehr zwischen unsere Körper gepasst hätte. Ich brannte auf der Stelle lichterloh. Er freute sich auch sehr, mich zu
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