Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sydney Bridge Upside Down

Sydney Bridge Upside Down

Titel: Sydney Bridge Upside Down Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ballantyne
Vom Netzwerk:
wie ich? Das musst du mir beweisen, sagt er. Ich beweise es ihm. Die Mädchen auf der Straße recken die Hälse und sehen sich um, als sie die Pfiffe hören. So was lernt man also auf dem Land, sagt er, na ja. Und, frage ich, als ich den Kopf in den Nacken lege, um ein angestrahltes, fünfzehnstöckiges Hochhaus zu bewundern, würdest du mir glauben, wenn ich dir sage, dass ich in das schönste Mädchen verliebt war, das jemals über die Gangway der Emma Cranwell gekommen ist? Du weißt ja gar nicht, was das ist, Liebe, sagt er. Glaubst du denn, dass es Liebe war?, frage ich. Nein, sagt er. Warum nicht?, frage ich. Weil du in Alpträumen gefangen bist, sagt er, weil du nicht weißt, wo die Alpträume aufhören und das Leben beginnt. Warum sagst du denn so was?, frage ich. Weil du diese Alpträume in meiner Wohnung hast, sagt er. Stimmt nicht, sage ich. Doch, sagt er. Na gut, sagt er, dann erzähl mir mal, wer ist der fette Norman? Was weißt du über den fetten Norman?, frage ich. Aha, sagt er. Ich habe dir doch gar nichts über den fetten Norman erzählt, sage ich. Stimmt, sagt er. Und woher hast du das?, frage ich. Weil du über ihn redest, wenn du diese Träume hast, genauso wie du über deine Liebste Caroline redest und über deine Fleischfabrik und deine Ofenhütte und das Moor. Stimmt nicht, sage ich. O doch, sagt er. Dann muss ich ausziehen, sage ich. Aber warum?, fragt er. Ich will dich nicht mit meinen Alpträumen erschrecken, sage ich. Mich stören sie nicht, sagt er. Wenn du mich schlagen würdest, würde ich dich bitten zu gehen, das ist klar, ich kann es nicht leiden, wenn man mich schlägt. Schläge stören mich, Alpträume nicht. Wer ist eigentlich Onkel Pember?, fragt er plötzlich. Ich schweige, ich denke nach. Ich sage: Würdest du mir glauben, wenn ich dir erzähle, dass ich Onkel Pember vor ein paar Tagen auf der Straße gesehen habe? Und weiter?, sagt er. Es war Abend, er ritt auf einem Pferd namens Sydney Bridge Upside Down. Ich habe ihn zuerst nicht erkannt, ich dachte, es wäre Mr Wiggins, der Metzger. Er hatte nämlich einen Schnurrbart. Dann fiel mir wieder ein, dass Mr Wiggins gar keinen Schnurrbart hatte. Ich ging also zu dem Mann und fragte ihn: Sind Sie Onkel Pember? Ja, antwortete er. Und du bist Harry Baird, nicht wahr? Ja, sagte ich. Er sagte, er sei gerade murmel murmel murmel und ob ich nicht hinter ihm aufspringen wolle, er würde mir seinen Kronleuchter zeigen. Nein danke, sagte ich, von dem beschissenen Kronleuchter habe ich schon gehört. Ganz wie du willst, sagte er und galoppierte mit Sydney Bridge Upside Down davon. So habe ich endlich einmal Onkel Pember kennengelernt. Nimmst du mir das ab?, frage ich. Na klar, sagt er. Glück gehabt, sage ich. Also dann, sagt er, ich gehe jetzt mal ins Café. Danke, dass du mir glaubst, rufe ich ihm hinterher, als er die Straße überquert. Er winkt stramm wie ein Jäger. Ich gehe allein weiter.

17
    Später in meiner Lebensgeschichte wird der Leser erfahren, wie ich eines Tages Mr Dalloway im fünfzehnten Stock eines Hochhauses getroffen habe. Doch vorerst belasse ich es bei diesen Erinnerungen an einen Sommer am Rand der Welt.

Weitere Kostenlose Bücher