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Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)

Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)

Titel: Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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besteht aus Marmor. Ein Alkoven, der durch ein auf Kupfer gemaltes Bild kaschiert ist, welches durch ein Gegengewicht hochgeschoben wird, enthält ein Ruhebett aus vergoldetem Holz im schönsten Pompadourstil. Die Decke besteht aus goldgestirntem Lazurstein. Die einfarbigen Gemälde sind nach Bildern von Boucher gefertigt. So sind Bad, Tafel und Liebe vereinigt.
    Aus dem Salon, der, mein Lieber, allen Prunk des Louis XIV. Stiles aufweist, gelangt man in einen Billardsaal, der in Paris nicht seinesgleichen hat. Den Eingang zu diesem Erdgeschoßraum bildet ein halbrundes Vorzimmer, in dessen Tiefe man die koketteste der Treppen eingebaut hat, die von oben beleuchtet wird und nach den in verschiedenen Epochen erbauten Räumlichkeiten führt. Man hat Generalpächtern im Jahre 1793 den Hals abgeschnitten, mein Lieber! Mein Gott, warum begreift man denn nicht, daß die Wunder der Kunst in einem Lande ohne große Vermögen, ohne gesicherte große Existenzen unmöglich sind? Wenn die Linke die Könige durchaus töten will, soll sie uns doch einige kleine Fürsten lassen, die groß sind wie nichts!
    Heute gehören diese aufgehäuften Reichtümer einer kleinen, künstlerisch veranlagten Frau, die, nicht zufrieden damit, sie prachtvoll restauriert zu haben, sie auch liebevoll pflegt. Angebliche Philosophen, die sich damit beschäftigen, indem sie sich die Miene geben, sich mit der Menschheit zu beschäftigen, nennen diese schönen Dinge Extravaganzen. Sie geraten außer sich vor den Kalikofabriken und den platten Erfindungen der modernen Industrie, wie wenn wir heute größer und glücklicher wären als zur Zeit Heinrichs IV., Ludwigs XIV. und Ludwigs XV., die Les Aigues das Siegel ihrer Herrschaft aufgedrückt haben. Welchen Palast, welches königliche Schloß, welche Häuser, welche schönen Kunstwerke, welche Goldbrokatstoffe hinterlassen wir? Die Unterröcke unserer Großmütter sind heute sehr gesucht als Bezüge für unsere Sessel. Wir Nutznießer, Egoisten und Geizhälse machen alles dem Erdboden gleich und pflanzen Kohl, wo die Wunder standen. Gestern ist der Pflug über Persan hinweggegangen, eine herrliche Domäne, die einer der reichsten Pariser Parlamentsfamilien den Namen gab; der Hammer hat Montmorency demoliert, das einen der Italiener aus Napoleons Umgebung Unsummen gekostet hat; endlich le Val, eine Schöpfung Regnaud de Saint-Jean-d'Angélys; das für eine Maitresse des Prinzen de Conti erbaute Cassan, alles in allem, vier königliche Behausungen hat man allein im Oisetal zerstört. Wir bereiten um Paris herum die Campagna Roms, für den Tag nach einer Verwüstung, deren Sturm vom Norden her über unsere Gipsschlösser und unsere Ornamente aus Dachpappe dahinfegen wird ...
    Du siehst, mein Bester, wohin uns die Gewohnheit führt, in einem Journale langweilige Artikel zu schreiben: das hier ist doch eine Art Artikel. So hätte denn der Geist seine Radspuren wie die Wege? Ich halte ein, denn ich beraube meine Herrschaft, ich beraube mich selber, und ihr könntet gähnen. Morgen Fortsetzung. Ich höre den zweiten Glockenton, der zu einem jener üppigen Frühstücke ruft, deren Usus seit langem – für gewöhnlich versteht sich – in den Pariser Speisezimmern abhandengekommen ist.
    Folgendes ist die Geschichte meines Arkadiens. Im Jahre 1815 starb in Les Aigues eine der berühmtesten »Unzüchtigen« des letzten Jahrhunderts, eine Sängerin, die von der Guillotine, der Aristokratie, den Literaturleuten und der Finanzwelt vergessen ward, nachdem sie es mit der Finanzwelt, den Literaturleuten und der Aristokratie gehalten und die Guillotine gestreift hatte. Vergessen wie sehr viele reizende alte Frauen, die ihre angebetete Jugend auf dem Lande sühnen, und ihre verlorene Liebe durch eine andere, den Mann durch die Natur ersetzen. Solche Frauen leben mit den Blumen, mit dem Duft des Holzes, mit dem Himmel, mit den Wirkungen der Sonne, mit allem, was singt, huscht, glänzt und treibt, den Vögeln, den Eidechsen, den Blumen und den Kräutern zusammen; sie wissen nichts davon, sie machen es sich nicht klar, aber sie lieben noch, sie lieben so gut, daß sie die Herzöge, die Marschälle, die Rivalitäten, die Generalpächter, ihre Narrheiten und ihren zügellosen Luxus, ihren Straßschmuck und ihre Diamanten, ihre Stöckelschuhe und ihre Schminke über den Annehmlichkeiten des Landlebens vergessen. Ich habe kostbare Auskünfte über das Alter der Mademoiselle Laguerre gesammelt, mein Lieber, denn das Alter der

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