Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)
(lebendige) fortgelassen, denn in alten Urkunden heißt der Besitz Les Aigues-Vives im Gegensatz zu Les Aigues-Mortes. Der Teich gibt seine Fluten dem Wasserlauf der Allee durch einen breiten, geraden Kanal ab, der in seiner ganzen Länge mit Hängeweiden bestanden ist. Dieser so geschmückte Kanal bringt eine köstliche Wirkung hervor. Wenn man dort auf einer Bank der Schaluppe sitzend rudert, meint man in dem Schiff einer weiten Kathedrale zu sein, deren Chor durch die Hauptgebäude gebildet wird, die sich an seinem Ende befinden. Wenn die scheidende Sonne ihre von Schatten unterbrochenen Orangetinten auf das Schloß wirft und das Glas der Fenster anzündet, kommt es einem vor, wie wenn man schimmernde Kirchenfenster sähe. Am Ende des Kanals erblickt man Blangy, den Hauptort der Gemeinde, der etwa sechzig Häuser umfaßt, mit einer Dorfkirche, das heißt einem schlecht in Stand gehaltenem Hause, das ein hölzerner Glockentum ziert, welcher ein Dach mit zerbrochenen Ziegeln trägt. Man unterscheidet dort ein Bürger- und ein Pfarrhaus. Die Gemeinde ist übrigens ziemlich groß und setzt sich aus zweihundert anderen zerstreut liegenden Feuerstätten zusammen, denen dieser kleine Marktflecken als Hauptort dient. Diese Gemeinde ist da und dort in kleine Gärten geteilt; die Wege sind durch Obstbäume bezeichnet. Die Gärten, richtige Bauerngärten besitzen alles: Blumen, Zwiebeln, Kohlsorten und Rebengeländer, Johannisbeersträucher und viele Misthaufen. Das Dorf erscheint unberührt; es ist bäuerlich; es besitzt die geschmückte Einfachheit, die von Malern so gesucht wird. In der Ferne endlich sieht man die kleine Stadt Soulanges, die wie ein Bauwerk des Thunersees am Ufer eines großen Teiches liegt.
Wenn ihr in diesem Parke spazierengeht, der vier Tore hat, jedes in einem köstlichen Stil, wird auch das mythologische Arkadien für euch fade wie die Beauce. Arkadien liegt in Burgund und nicht in Griechenland. Arkadien ist in Les Aigues und nicht anderswo. Ein Fluß, durch die Vereinigung von Bächen gebildet, durchschneidet den Park in seinem niedrigen Teile in Schlangenlinie und verleiht hier eine erfrischende Stille und eine Einsamkeit, die einen um so viel mehr an Kartausen denken läßt, als sich dort auf einer künstlichen Insel eine richtig zerstörte Kartause befindet, mit einem eleganten Inneren, das würdig des wollüstigen Finanzmanns ist, der sie hat bauen lassen. Les Aigues, mein Lieber, haben jenem Bouret gehört, der zwei Millionen verschwendete, um Ludwig XV. einmal bei sich zu empfangen. Wie viele stürmische Leidenschaften, vornehme Geister und glückliche Umstände haben wohl dazu gehört, um diesen schönen Ort zu schaffen? Eine Maitresse Heinrichs IV. hat das Schloß wiederaufgebaut, wo es jetzt steht, und den Wald damit verbunden. Die Favoritin des großen Dauphins, Mademoiselle Choin, der Les Aigues geschenkt wurde, hat es um einige Meierhöfe vermehrt. Bouret hat um einer Opernberühmtheit willen im Schlosse all die Gesuchtheiten der Pariser Petites Maisons angebracht. Les Aigues verdankt Bouret die Restauration des Erdgeschosses im Stile Ludwigs XV.
Starr stand ich da, als ich den Speisesaal bewunderte. Zuerst werden die Augen von dem im italienischen Freskenstil bemalten Plafond angezogen, auf dem die närrischsten Arabesken schweben. Stuckweiber, die in Blattwerk endigen, stützen von Zwischenraum zu Zwischenraum Fruchtkörbe, welche bis ins Laubwerk der Decke reichen. In den Feldern zwischen jedem Weibe stellen wundervolle, von irgendwelchen unbekannten Künstlern geschaffene Gemälde die Herrlichkeiten der Tafel dar: Lachse, Eberköpfe, Muscheltiere, kurz, all die eßbare Welt, die durch phantastische Aehnlichkeiten an Männer, Frauen und Kinder erinnern, und die mit den bizarrsten Phantasien Chinas wetteifert, dem Lande, wo man sich meiner Meinung nach am besten auf das Dekor versteht. Unter ihrem Fuße findet die Hausherrin ein Läutwerk, um die Dienerschaft zu rufen, damit sie nur im gewünschten Augenblicke erscheint, ohne jemals eine Unterhaltung zu unterbrechen oder eine Körperhaltung zu stören. Die Supraporten stellen wollüstige Szenen dar. Der Saal wird von unten geheizt. Von jedem Fenster aus hat man einen köstlichen Blick.
Auf der einen Seite steht dieser Saal mit einem Badesaal, auf der anderen mit einem Boudoir in Verbindung, durch das man in den Salon gelangt. Der Badesaal ist mit grau in grauen Sevreskacheln bekleidet. Der Boden ist Mosaikarbeit und die Badewanne
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