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Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)

Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)

Titel: Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Erster Teil
Wer Land hat, hat Streit

I
Das Schloss
An Monsieur Nathan.
    Les Aigues, den 6. August 1823.
    Dich, der du dem Publikum köstliche Träume mit deinen Phantasien verschaffst, mein lieber Nathan, will ich mit Wahrem träumen lassen. Du sollst mir sagen, ob das gegenwärtige Jahrhundert ähnliche Träume den Nathans und Blondets von 1923 hinterlassen wird! Den Abstand sollst du ausmessen, der zwischen uns und der Zeit besteht, wo die Florinen des XVIII. Jahrhunderts bei ihrem Erwachen ein Schloß wie Les Aigues in einem Vertrage fanden.
    Wenn du, mein Allerteuerster, meinen Brief am Morgen erhältst, siehst du da von deinem Bett aus, etwa fünfzig Meilen von Paris am Rande von Burgund an einer großen Staatsstraße zwei kleine Pavillons in roten Ziegeln, die durch ein grüngestrichenes Schutzgatter vereint oder getrennt sind? ... Dort setzte die Schnellpost deinen Freund ab ...
    Auf jeder Seite der Pavillons schlängelt sich eine lebende Hecke, aus der Brombeerranken, ähnlich widerspenstigen Haaren, hervorstehen. Da und dort strebt ein Baumschößling hoch empor.
    An der Grabenböschung netzen schöne Blumen ihre Wurzeln in einem stehenden, grünen Gewässer. Zur Rechten und zur Linken stößt die Hecke auf zwei hölzerne Pfeiler, und die prächtige Wiese, der sie als Einfriedigung dient, ist zweifelsohne irgendwann einmal durch Urbarmachen gewonnen worden. Bei diesen einsamen und staubigen Pavillons beginnt eine prächtige Allee von hundertjährigen Ulmen, deren Schirmkronen sich zueinander neigen und einen langen majestätischen Laubengang bilden. Gras wächst auf der Allee, kaum bemerkt man die von den doppelten Wagenrädern gezogenen Rillen. Das Alter der Ulmen, die Breite der beiden Seitenalleen, der ehrwürdige Anstrich der Pavillons, die braune Farbe der Steinverkettungen, alles kündet die Zugänge zu einem fast königlichen Schlosse an.
    Vor der Ankunft bei diesem Eingangstor, oben von einer Anhöhe herab, die wir Franzosen reichlich selbstgefällig einen Berg nennen, und zu deren Füßen das Dorf Conches, die letzte Poststation, liegt, habe ich das lange Tal von Les Aigues erblickt, an dessen Ende die Hauptstraße sich nach rechts, nach der kleinen Unterpräfektur Ville-aux-Fayes wendet, wo der Neffe unseres Freundes des Lupeaulx thront. Unendliche Wälder, vor den Horizont gelagert, beherrschen auf einem weit sich hinstreckenden Hügel, an dem sich ein Fluß entlangschlängelt, das Tal, welches in der Ferne von den Bergen einer kleinen, der Morvan genannten, Schweiz eingerahmt wird. Diese dichten Wälder gehören zu Les Aigues, dem Marquis de Ronquerolles und dem Grafen de Soulanges, deren Schlösser und Parks, deren Dörfer, von weit weg und von oben gesehen, den phantastischen Landschaften des Sammet-Breughel Wahrscheinlichkeit verleihen.
    Wenn diese Einzelheiten dir nicht alle Luftschlösser ins Gedächtnis zurückriefen, die du in Frankreich zu besitzen gewünscht, würdest du dieser Erzählung eines höchst erstaunten Parisers nicht wert sein. Endlich erfreue ich mich an einer Landschaft, wo die Kunst sich mit der Natur vermischt sieht, ohne daß eine durch die andere verdorben wird, wo die Kunst natürlich erscheint und wo die Natur künstlerisch ist. Ich habe die Oase angetroffen, von der wir so oft nach manchen Romanen geträumt haben: eine üppige und geschmückte Natur, Zufälle ohne Wirrwarr, etwas Unbekanntes, höchst Erstaunliches, Geheimnisvolles und Ungewöhnliches. Klettere über die Schranke und laß uns gehen.
    Wenn mein neugieriges Auge die Allee, welche die Sonne nur bei ihrem Aufgange oder Untergehn durchdringt, indem sie sie mit ihren schrägen Strahlen zebraartig streift, hat übersehen wollen, ist mein Blick durch den Umriß, den eine Terrainerhöhung hervorruft, versperrt worden; hinter diesem Buckel jedoch wird die Allee durch ein kleines Gehölz durchschnitten und wir befinden uns an einem Kreuzweg, in dessen Zentrum ein Steinobelisk, einem ewigen Ausrufungszeichen völlig ähnlich, sich erhebt. Zwischen den Steinlagen dieses Monuments, das in einer Stachelkugel (welch eine Idee!) endigt hängen je nach der Jahreszeit einige purpurfarbige oder gelbe Blumen. Wahrlich, les Aigues ist von einer Frau oder für eine Frau erbaut worden; ein Mann hätte keine so koketten Ideen gehabt; der Baumeister hat sich nach Angaben gerichtet.
    Nachdem ich dies gleichsam Wache haltende Gehöl
    z durchschritten, bin ich in einer köstlichen Bodenfalte angelangt, durch die ein Bach

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