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Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)

Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)

Titel: Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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österreichischen Armee Widerstand zu leisten, die am folgenden Morgen dreißig und einige Wagen voll Kürasse fortfuhr. Dieser Kürassiere wegen haben die Deutschen ein einziges Wort geschaffen, das soviel wie »Eisenmänner« bedeutet.
Grundsätzlich liebe ich Noten nicht; dies ist die erste, die ich mir erlaube. Ihr geschichtliches Interesse mag mir als Entschuldigung dienen. Ueberdies will sie beweisen, dass Schlachten anders zu schildern sind wie durch die trockenen Definitionen technischer Schriftsteller, die uns seit dreitausend Jahren vom rechten oder linken Flügel und vom mehr oder minder eingedrückten Zentrum sprechen, vom Soldaten, seinem Heldentum und seinen Leiden aber nicht ein Wort erzählen. Die Gewissenhaftigkeit, mit der ich die »Szenen aus dem Soldatenleben« vorbereite, führte mich auf alle Schlachtfelder, die vom Blute Frankreichs und von dem der Fremden benetzt worden sind: ich wünschte also auch die Ebene von Wagram zu besuchen. Als ich an den Ufern der Donau gegenüber von Leoben anlangte, bemerkte ich am Flusse, wo ein feines Gras wächst, Wellenlinien, die den grossen Rillen von Luzernefeldern ähneln. Ich fragte, woher diese Feldeinteilung rühre, da ich an irgendeine Landwirtschaftsmethode dachte. »Dort«, sagte mir der Bauer, der uns als Führer diente, »schlafen die Kürassiere der kaiserlichen Garde; was Sie da sehen, sind ihre Gräber!« Diese Worte verursachten mir einen Schauder; der Prinz Friedrich von Schwarzenberg, welcher sie übersetzte, fügte hinzu, dass dieser Bauer den mit den Kürassen beladenen Wagenzug geleitet habe. Durch eine der im Kriege häufigen Seltsamkeiten hatte unser Führer Napoleon am Morgen der Schlacht von Wagram mit Frühstück versorgt. Obwohl arm, bewahrte er den Doppelnapoleon auf, den ihm der Kaiser für seine Milch und seine Eier geschenkt hatte. Der Pfarrer von Gross-Aspern führte uns nach dem berühmten Friedhof, wo die Franzosen und Oesterreicher sich bis an die Waden im Blute watend mit einem für beide Seiten gleich ruhmvollen Mute und Beharrlichkeit schlugen. Indem er uns erklärte, dass ein Marmortäfelchen, dem wir unsre ganze Aufmerksamkeit zuwandten, und auf dem man den Namen des am dritten Tage getöteten Besitzers von Gross-Aspern las, die einzige der Familie gewährte Belohnung bilde, sagte er zu uns mit einer tiefen Melancholie: »Es war die Zeit der grossen Unglücksfälle und es war die Zeit der grossen Versprechungen; heute aber herrscht die Zeit des Vergessens ...« Ich fand diese Worte von einer herrlichen Einfachheit; doch indem ich darüber nachdachte, gab ich der augenscheinlichen Undankbarkeit des Hauses Oesterreich recht. Weder die Völker noch die Könige sind reich genug, um all die aufopfernden Taten zu belohnen, zu denen die äussersten Kämpfe Anlass geben. Leute, die einer Sache mit dem Hintergedanken der Belohnung dienen, schätzen ihr Blut und machen sich zu Kondottieri!... Wer den Degen oder die Feder für sein Land führt, darf nur daran denken, wohlzutun, wie unsre Väter sagten, und nichts, nicht einmal den Ruhm anders denn als einen glücklichen Zufall annehmen.
Als er diesen berühmten Kirchhof zum dritten Male wiedererobern wollte, hielt Masséna, als er verwundet in ein Kabriolett getragen wurde, folgende herrliche Ansprache an seine Soldaten: »Wie, verfluchte Hunde, ihr habt nur fünf Sous täglich, ich habe vierzig Millionen, und ihr lasst mich vorausgehen!« Man kennt den Tagesbefehl des Kaisers an seinen Stellvertreter, der von Monsieur de Sainte Croix überbracht wurde, der dreimal die Donau durchschwamm: »Sterben oder das Dorf wiedererobern: es gilt die Armee zu retten; die Brücken sind abgebrochen!«
Der Verfasser.
    Montcornet hat das Aeußere eines Helden des Altertums. Seine Arme sind fest und nervig, seine Brust ist breit und sonor, sein Kopf empfiehlt sich durch einen Löwencharakter, seine Stimme ist eine von denen, die inmitten der Schlachten den Angriff befehlen können; aber er besitzt nur den Mut des Sanguinikers, es fehlt ihm an Geist und Fassungskraft. Wie viele Generäle, denen der militärische gesunde Menschenverstand, das bei einem Manne, der ständig in Gefahr schwebt, natürliche Mißtrauen, und die Gewohnheit zu befehlen, den Anschein von Ueberlegenheit geben, flößt Montcornet im ersten Augenblicke Ehrfurcht ein, man hält ihn für einen Titanen, doch ein Zwerg steht in ihm wie in dem Pappriesen, der Elisabeth bei ihrem Betreten des Schlosses von Kenilworth begrüßt. Zornig

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