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Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)

Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)

Titel: Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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man monatlich vier- oder fünftausend Franken gewinnt, wie eine Fabel an. Der Begriff Geld übersetzte sich mir durch vier schreckliche Worte: Die Arbeit und das Buch, das Journal und die Politik. Wann werden wir ein Gut besitzen, wo Geld in einer hübschen Landschaft sprießen wird? Das wünsche ich euch im Namen des Theaters, der Presse und des Buchs. Also sei es.
    Florine mag eifersüchtig sein auf die verstorbene Mademoiselle Laguerre! Unsere modernen Bourets haben nicht mehr die französische Noblesse, die sie das Leben lehrt; zu dritt bezahlen sie eine Loge in der Oper, sie tun sich zu einem Vergnügen zusammen, sie schneiden keine kostbar eingebundenen Quartbände mehr ab, um sie den Oktavbänden ihrer Bibliothek gleichzumachen, kaum daß sie broschierte Bücher kaufen! Wohin treiben wir? Lebt wohl, liebe Kinder, liebt immer
    euren süßen Blondet.
    Wäre dieser, aus der faulsten Feder unserer Zeit hervorgegangene Brief nicht durch einen wunderbaren Zufall erhalten geblieben, so wäre es beinahe unmöglich gewesen, Les Aigues zu schildern. Ohne diese Beschreibung würde die in doppelter Weise gräßliche Geschichte, die sich dort abgespielt hat, vielleicht weniger interessant sein.
    Viele Leute erwarten zweifelsohne, den Küraß des alten Obersten der kaiserlichen Garde in einem Lichtstrahle blitzen zu sehen, seinen entfachten Zorn zu gewahren, wie er einer Windhose gleich über die kleine Frau dahinstürmt, und am Ende dieser Geschichte, was man am Ende so vieler moderner Dramen findet, einem Alkovendrama zu begegnen. Könnte dies moderne Drama sich in diesem hübschen Salon mit den Supraporten in bläulicher Grisaille erschließen, wo die Liebesszenen der Mythologie plauderten, wo phantastische schöne Vögel an die Decke und auf die inwendigen Fensterläden gemalt waren, wo auf dem Kamine aus vollem Halse chinesische Porzellanungeheuer lachten, wo um die kostbarsten Vasen blau-goldene Drachen ihre Schwänze spiralförmig um den Rand wanden, den japanische Phantasie mit ihren farbigen Spitzen emailliert hatte, wo die Ruhebetten, die Chaiselongues, die Sofas, die Konsolen und die Etageren die beschauliche Trägheit einflößten, die alle Energie erschlafft? Nein, das Drama hier beschränkt sich nicht aufs Privatleben; es flutet entweder höher oder tiefer. Rechnet nicht auf Leidenschaft, die Wahrheit wird nur allzu dramatisch sein. Uebrigens darf der Geschichtsschreiber niemals vergessen, daß seine Mission darin besteht, jedem sein Recht zu geben; der Unglückliche und der Reiche sind vor seiner Feder ganz gleich; für ihn hat der Bauer die Größe seines Unglücks, wie der Reiche die Kleinheit seiner Lächerlichkeiten hat; kurz, der Reiche besitzt Leidenschaften, der Bauer hat nur Bedürfnisse, der Bauer ist also doppelt arm; und wenn politisch seinen Angriffen unbarmherzig Einhalt getan werden muß, so ist er in menschlicher und religiöser Hinsicht geheiligt.

II
Eine von Vergil vergessene Bucolica
    Wenn ein Pariser aufs Land gerät, sieht er sich dort all seiner Gewohnheiten beraubt und fühlt trotz der erfindungsreichsten Sorgen seiner Freunde bald die Last der Stunden. Auch werden euch, da es unmöglich ist, die Plaudereien des Tête à Tête, die so schnell erschöpft sind, dauernd fortzusetzen, die Schloßherren und Schloßfrauen ruhig sagen: »Sie werden sich hier recht langweilen.« Um die Köstlichkeiten des Landlebens zu genießen, muß man dort Interessen haben, seine Arbeiten und den abwechselnden Einklang von Mühe und Vergnügen, das ewige Symbol des menschlichen Lebens, kennen.
    Wenn der Schlummer einmal sein Gleichgewicht wiedererlangt, wenn man die Reiseermüdungen überstanden und sich mit den ländlichen Gewohnheiten in Uebereinstimmung gebracht hat, ist der frühe Morgen für einen Pariser, der weder Jäger noch Landwirt ist, und der feine Schuhe trägt, der am schwersten zu überstehende Moment des Schloßlebens. Zwischen dem Augenblicke des Erwachens und dem des Frühstücks schlafen die Frauen oder machen ihre Toilette und sind nicht zu sprechen; der Hausherr ist frühzeitig in seinen Geschäften fortgegangen, ein Pariser sieht sich also von acht bis elf Uhr, dem in fast allen Schlössern für das Frühstück bestimmten Zeitabschnitt, allein. Nachdem man anfangs Vergnügen daran gefunden hat, das Toilettemachen möglichst in die Länge zu ziehen, verliert man dies Hilfsmittel bald, wenn man keine Arbeit mitgebracht hat, die unmöglich zu verwirklichen ist und die man unberührt

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