Tage wie im Traum
sich schutzbedürftig geben. Ehrlich, ich mag sie nicht. Irgendwie hat sie etwas von der bösen Stiefmutter - du weißt schon: ,Spieglein, Spieglein an der Wand' und so weiter.
Vielleicht legt sie es wirklich darauf an, sich Drew einzufangen."
"Was meinst du, ob ich besser durchbrenne?", fragte Eve.
"Niemals! Du musst dagegen halten", widersprach Lisa, die Brautjungfer. "Sag der hochnäsigen Lady Forsythe, dass du gut ohne sie zurechtkommst."
Eve bemühte sich redlich, es allen recht zu machen, doch sie fühlte sich immer stärker unter Druck gesetzt. Das Problem war, dass ihr Verlobter keine Zeit hatte, mit ihr zusammen in Ruhe die Hochzeit zu planen. Drew war leitender Geschäftsführer von TCR und ständig in der Firma eingespannt.
Als Eve das Thema Drew gegenüber zur Sprache brachte, wusste er auch keinen Rat. "Du solltest Urlaub nehmen, aber ich kann nicht auf dich verzichten, bevor wir Mount Maratta abgeschlossen haben. Du bist unglaublich geduldig und kühl, wenn es um die Finanzen geht. Was ist denn mit Susan?" Er nickte seiner Sekretärin zu, die ihm einige Papiere zur Unterschrift vorlegte. "Sie hilft dir bestimmt gern.Es würde sie von ihrer Trauer ablenken."
"Ich habe dir doch erzählt, dass sie ihre Hilfe schon angeboten hat." Eve schnitt ein Gesicht, weil Drew gar nicht zuzuhören schien, sondern Sara zulächelte und die Papiere unterschrieb.
Schließlich sagte er: "Dann nimm ihr Angebot doch an."
"Soll sie für uns die Flitterwochen buchen?" Es klang fast aggressiv, obwohl Eve versuchte, sich zusammenzunehmen.
Jetzt blickte Drew auf, und seine dunklen Augen funkelten.
"Nein, das machen wir selbst. Eine kleine, einsame Insel, nur du und ich. Kein Telefon, kein Fernseher. Ach, ich kann es kaum erwarten. Warum stellst du für Susan nicht eine Liste zusammen mit Dingen, für die du keine Zeit hast? Letztendlich haben wir ohnehin das Sagen. Susan war immer gut im Organisieren. Sie könnte dir eine große Hilfe sein. Ich finde es nett von ihr."
Nett oder nicht, Eve wollte nicht, dass Susan sich einmischte.
Sie hatte das Gefühl, dass hinter Susans schöner Fassade brennende Eifersucht loderte. Eve war noch nicht verheiratet, aber schon merkte sie, dass der Unterschied zwischen Freude und Kummer nicht so groß war. Sogar Ben erkundigte sich, ob sie Hilfe brauchte.
Susan entging das nicht, und sie beschloss, den nächsten Schachzug zu tun. "Du siehst erschöpft aus, Eve", sagte sie, als sie zusammen beim Essen saßen. Dabei war Eve in ihrer Liebe zu Drew aufgeblüht. Sie war schöner als jemals zuvor, und das elegante schwarze Kostüm bildete einen aufregenden Kontrast zu ihrer hellen Haut und den goldblonden Haaren.
"Probleme gibt es immer, Susan." Eve beschloss, dass dies ihr letztes Mittagessen mit Susan sein würde.
"Ich weiß, wie du dich fühlst." Susan warf einen flüchtigen Blick auf die Speisekarte. "Vor meiner Heirat habe ich mir ständig Sorgen gemacht, dass ich als Davids Frau versagen würde. Sicher geht es dir mit Drew genauso."
Eve zögerte nicht. "Nein, ich glaube nicht. Drew unterstützt mich in jeder Hinsicht."
"Ach, das weiß ich nur zu gut!" Susan seufzte. "Er ist immer so freundlich zu mir."
"Natürlich. Er hat seinen Vater verloren, du deinen Mann."
Susan blickte verträumt in die Ferne. "Nicht nur das. Er war mir von Anfang an ein sehr guter Freund."
"Ja, Drew hilft immer, wo er kann", bestätigte Eve so unbefangen wie möglich.
"Damals litt er immer noch unter den Folgen seiner Ehe mit Carol. Er hätte sie nie heiraten dürfen, das wusste ich von Anfang an."
"Warum?" Eve war entschlossen, alles aus ihr herauszulocken.
"Na ja, je länger er mit ihr zusammenlebte, desto klarer wurde ihm, dass sie nicht seinen Vorstellungen entsprach. Sie ist zwar sehr attraktiv und sexy, aber, um ehrlich zu sein, sie war nicht die ric htige Frau für Drew." Susan sprach aus tief empfundener Eifersucht.
"Aber du wärst es?"
Unwillkürlich nickte Susan, und als ihr bewusst wurde, was sie getan hatte, errötete sie heftig.
"Du bist in ihn verliebt, stimmt's?" Eve versuchte, nichts als Mitleid zu zeigen.
Susans blaue Augen füllten sich mit Tränen. "Ich sollte es vielleicht nicht sagen, aber es gab eine Zeit, da ..." Sie zögerte.
"Lassen wir das lieber."
"Nein, jetzt machen wir reinen Tisch. Also?"
"Hast du es nicht selbst bemerkt?", fragte Susan beinahe herausfordernd.
"Ich habe es erwartet," Eve schüttelte traurig den Kopf.
"Wir Frauen können einander nichts vormachen.
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