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Motiv Angst

Motiv Angst

Titel: Motiv Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Szillat
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F RISS, DU A RSCH !
    Ich will nicht in diese Schule gehen. Ich will da einfach nicht mehr hin. Da stehen schon diese blöden Typen. Verdammt, jetzt haben sie mich gesehen. Am liebsten würde ich wegrennen. Nur wozu? Die kriegen mich ja doch. Wenn ich doch nur unsichtbar wäre oder tot
...
    Ein Keuchen und Würgen, als ob sich jemand an seiner eigenen Zunge verschluckt hätte, tönte aus dem Nachbarklo zu Jan herüber. Jan fummelte aufgeregt an seiner Hose herum, versuchte mit zittrigen Fingern den Reißverschluss hochzuzerren.
    â€žYes!“, hörte er eine weitere Stimme in der Nachbarkabine grölen und schlagartig überfiel ihn ein unbehagliches Gefühl.
    Bloß weg hier, dachte er panisch.
    Vorsichtig öffnete er die Tür und schlich sich so lautlos wie nur möglich auf den Gang hinaus. Jan wollte nicht hinschauen – wollte nur weg, doch dafür musste er an der Nachbarkabine vorbei. Die Tür stand einen Spalt weit offen. Jan starrte auf die Rücken dreier Typen, die dicht aneinander gedrängt vor der Klosettschüssel standen. Zwischen ihren Beinen hindurch konnte er einen Jungen aus seiner Parallelklasse erkennen. Nico hieß er – Jan kannte ihn flüchtig vom Religionsunterricht.
    â€žFriss, du Arsch ... los, friss schon!“
    Nico hockte auf dem Boden, mit dem Rücken an die Kloschüssel gelehnt. Seine Augen waren vor Angst weit aufgerissen und in seinem Mund steckte eine fette braune Nacktschnecke. Er wimmerte entsetzlich. Für einen kurzen Moment lang blickte er Jan, zwischen den Beinen der Typen hindurch, direkt in die Augen.
    Hört auf!, wollte Jan laut schreien, aber seine Stimme versagte einfach. Plötzlich drehte sich einer der Typen um. Es war Victor aus der Sechsten.
    â€žHey, was ist das denn für´n Penner?“, johlte er ärgerlich und wollte Jan am Arm festhalten. Doch der reagierte blitzschnell und knallte die Tür zu. Als er aus dem Jungenklo hinausstürmte, hörte er ein lautes Jaulen hinter sich.
    â€žDie dumme Sau hat mir die Finger eingeklemmt ...“
    Im Klassenzimmer ließ er sich keuchend neben Tobias auf seinen Platz sinken.
    â€žWas ist denn mit dir los? Du siehst ja aus, als wäre ein Tyrannosaurus Rex hinter dir her.“
    Jan zuckte mit den Schultern.
    â€žKannst du nicht mehr reden?“
    Er konnte wirklich nicht mehr reden und schon gar nicht über das, was er gerade gesehen hatte. Bevor ihn Tobias mit weiteren Fragen bombardieren konnte, betrat Frau Gehrmann die Klasse. In ihrem Schlepptau befand sich eine junge dunkelhaarige Frau, die sie der 5a als neue Englisch- und Kunstlehrerin vorstellte.
    â€žFrau Bender übernimmt, wie ich euch bereits angekündigt habe, die Stunden von Frau Schmitzke.“
    â€žWarum das denn ...?“
    â€žMicha, hast du mir in den letzten Wochen überhaupt zugehört?“
    Frau Gehrmann schüttelte lächelnd den Kopf.
    â€žMicha, Micha, mir scheint, du träumst nur noch. Frau Schmitzke geht doch in den Mutterschutz.“
    â€žAch ... bekommt die ein Baby?“
    Die ganze Klasse grölte los und Micha lief dunkelrot an.
    Nachdem wieder etwas Ruhe eingekehrt war, verabschiedete sich Frau Gehrmann und ließ die neue Lehrerin mit der 5a alleine.
    â€žUnd was meinst du?“, flüsterte Tobias Jan leise zu.
    â€žSieht doch ganz nett aus, die Neue.“
    â€žAbwarten ...“
    Frau Bender bat um Ruhe und schlug ein kleines Kennenlernspiel vor. Doch so richtig kam sie gegen das immer lauter werdende Stimmengewirr nicht an.
    â€žSeid doch mal ruhig. Ruhe bitte. Einen Moment wenigstens. Ich kann ja verstehen, dass ihr alle aufgeregt seid ...“
    â€žHey, Kati willste dich nicht neben mich setzen?“, fiel Milla Frau Bender lauthals ins Wort.
    â€žJETZT REICHT´S ABER!“
    Frau Bender klang plötzlich richtig ernst und sauer. Das wirkte.
    Tatsächlich wurde es nach einiger Zeit etwas ruhiger im Klassenzimmer. Doch kaum wollte sie erneut mit dem Spiel beginnen, da wurde sie von einer Papierkugel am Kopf getroffen. Sie versuchte keine Miene zu verziehen. Mit fast tonloser Stimme forderte sie Milla auf, an die Tafel zu kommen.
    â€žSchreib mir bitte deinen Namen an die Tafel. Ich glaube, den muss ich mir nämlich besonders schnell einprägen!“
    Dann drückte sie Milla ein Stück Kreide in die Hand und drehte ihr den Rücken zu.
    â€žUnd“, wendete sie sich wieder der Klasse zu,

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