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1155 - Luzifers große Stunde

1155 - Luzifers große Stunde

Titel: 1155 - Luzifers große Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Luzifer malte sich mit all seiner Pracht und zugleich Scheußlichkeit ab. Nur das Gesicht. Riesig, allumfassend. Das Urböse in eine Metapher gepresst, um sich dem Menschen vorstellbar machen zu können.
    Und dieser Mensch war ich!
    Der Spuk hatte sich längst zurückgezogen oder war zurückgetrieben worden. Ich sah Luzifers Gesicht und saß dabei in einem alten Kahn, mit dem ich von der kleinen Insel zurück zum Flussufer hatte rudern wollen. Dazu war es nicht mehr gekommen.
    Dass ich diesen Platz innehatte, merkte ich kaum. Ich hätte auch im Nirgendwo treiben können, es wäre auf das Gleiche hinausgelaufen.
    Das Gesicht beherrschte alles. Es war nicht einmal scheußlich. Es zeigte keine Narben, war nicht verunstaltet. Es war so glatt, so perfekt und faltenlos. Es war für mich auch nicht zu erkennen, woraus es bestand. Auf mich wirkte es wie aus poliertem Stein erschaffen, und das in einem tiefen und auch irgendwie abweisenden Blau. Dieses Blau wies ab, war feindlich.
    Hinzu kamen die Augen. Auch blau. Aber nicht so dunkel. Etwas heller, damit sie sich besser vor dem Hintergrund abhoben. Und diese Farbe empfand ich als noch schlimmer, denn sie strahlte etwas ab, mit dem sich ein normaler Mensch nicht identifizieren konnte. Es war schwer zu beschreiben. Für mich war es die Kälte, auf die sich Luzifer stützte. Er war bar jeglicher Wärme und menschlicher Gefühle. Was er ausstrahlte, war einfach nur das pure Grauen. Kälte ohne einen Funken an Gefühl. Menschliche Wärme gab es nicht. Keine Liebe, keine Rücksicht, nur Hass. Was einen Menschen überhaupt erst zum Menschen machte, war in diesem Ausdruck nicht mehr vorhanden. Keine Freude, nichts Positives oder Angenehmes, nur das große Negative. Der Hass, die menschliche Leere. Genau das Gegenteil dessen, wonach die Menschen geschaffen worden waren.
    Ohne Rücksicht, nur rein auf das Ich bezogen, so sah ich den Ausdruck dieser blauen Augen an.
    Sie taten nichts. Da bewegte sich nichts. Sie zuckten nicht einmal. Sie blieben starr. Sie glotzten, aber sie besaßen eine innere Kraft, gegen die ein Mensch nicht ankam.
    Ihr Blick saugte den Betrachter aus!
    Er nahm ihnen einfach das Gefühl, ein Mensch zu sein. Er raubte ihnen das, auf das der Mensch eigentlich stolz sein konnte, weil es ihn von anderen Wesen unterschied.
    Ich war gezwungen, in die Augen zu schauen und hatte mich dabei in meinem Boot schon so klein wie möglich gemacht. Den Körper nach vorn gebeugt, den Kopf gesenkt, die Hände an die Brust gepresst, saß ich da wie ein Häufchen Elend oder wie der große Verlierer.
    Ich lebte und war trotzdem kalt wie Eis. Etwas Furchtbares hielt mich umklammert. Unsichtbare Zwingen, die meine Seele zusammendrückten und mir die Persönlichkeit rauben wollten.
    Ich zitterte. Der Kälte konnte ich nicht entgehen. Sie hatte sich in meinen Körper hineingeschlichen und kroch allmählich in die Höhe. Ich kam nicht weg, denn der Blick dieser Augen hatte mich auch körperlich erwischt und für eine Lähmung gesorgt.
    Trotzdem gab ich nicht auf!
    Es war ein verzweifelter Kampf, den ich gegen dieses Gesicht führte. Ich durfte erst gar nicht daran denken, dass mir das Urböse gegenüberstand.
    Urböses. Hervorgestiegen aus den tiefsten Abgründen der Vergangenheit. Es hatte überlebt, es hatte sich angepasst, obwohl es damals zurückgestoßen worden war, als der Überlieferung nach der Erzengel Michael mit seinem Schwert den Drachen in die Schlünde der Finsternis gestoßen hatte.
    Aber Luzifer hatte nie aufgegeben. Er war geblieben. Er war nicht vernichtet oder verbrannt. Er hatte sich angepasst und es immer wieder geschafft, willfährige Helfer zu finden. Da brauchte ich nur an die Kreaturen der Finsternis zu denken.
    Diesmal war er selbst erschienen, weil die Aufgabe eigentlich nur ihm gerecht wurde. Er hatte sich vorgenommen, das Reich des Spuks zu zerstören. Ein Totenreich, in das die Seelen der vernichteten Dämonen eingingen und dort bis in alle Ewigkeiten blieben.
    Er wollte es nicht mehr. Oder er wollte es übernehmen. Er spielte mit dem Spuk. Luzifer nahm das, was für ihn so wichtig war und worauf sich das Reich aufbaute. Er raubte die Seelen. Er ließ sie frei, und genau das war schlimm. Wenn sie frei waren, dann schaffte er es, sie zu manipulieren, dann konnte er mit ihnen spielen und war in der Lage, aus diesen Seelen, die eigentlich unsichtbar waren, wieder sichtbare Geschöpfe zu machen, die seinem Willen gehorchten.
    Ich war mit einem dieser Geschöpfe

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