Tagebücher 1909-1923
nicht. Ein rücklaufender Fluß. Das geschieht zum großen Teil schon seit langem.
Das Pferd des Angreifers zum eigenen Ritt benützen. Einzige Möglichkeit. Aber was für Kräfte und Geschicklichkeiten verlangt das? Und wie spät ist es schon!
Buschleben. Eifersucht auf die glückliche, unerschöpfliche und doch sichtbar aus Not (nicht anders als ich) arbeitende, aber immer alle Forderungen des Gegners erfüllende Natur. Und so leicht, so musikalisch.
Früher wenn ich einen Schmerz hatte und er verging, war ich glücklich, jetzt bin ich nur erleichtert, habe aber das bittere Gefühl: "wieder nur gesund, nicht mehr"
Irgendwo wartet die Hilfe und die Treiber lenken mich hin.
9 III (1922) Die Jämmerlichkeit. Die Beschimpfungen. Der innere Feind (Hardt)
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13 (März 1922) Das reine Gefühl und die Klarheit über seine Gründe. Der Anblick der Kinder, besonders eines Mädchens (aufrechter Gang, kurze schwarze Haare) und eines andern (blond, unbestimmte Züge, unbestimmtes Lächeln), die aufmunternde Musik, der Marschschritt. Das Gefühl eines der in Not ist und es kommt Hilfe, der sich aber nicht freut, weil er gerettet wird – er wird gar nicht gerettet – sondern weil neue junge Menschen kommen, zuversichtlich, bereit den Kampf aufzunehmen, zwar unwissend hinsichtlich dessen was bevorsteht, aber in einer Unwissenheit, die den Zuschauenden nicht hoffnungslos macht, sondern ihn zur Bewunderung, zur Freude, zu Tränen bringt. Auch Haß gegen den, dem der Kampf gilt, mischt sich ein (aber wenig jüdisches Gefühl, wie ich glaube)
15 (März 1922) Einwände genommen aus dem Werk:
Popularisierung undzwar mit Lust – und Zauberei. Wie er an den Gefahren vorbeikommt. (Blüher)
Sich flüchten in ein erobertes Land und bald es unerträglich finden, denn man kann sich nirgendhin flüchten
16 (März 1922) Die Angriffe, die Angst. Ratten, die an mir reißen und die ich durch meinen Blick vermehre
17 (März 1922) 37 4
18 (März 1922) Die beliebige Begegnung (mit H. und Th.) das Zusammenzucken, der umherirrende krampfhafte Blick, die Müdigkeit nachher, fast Bedürftigkeit sich
irgendwo
anzulehnen, Klagelaute
Noch nicht geboren und schon gezwungen zu sein, auf den Gassen herumzugehn und mit Menschen zu sprechen
19 (März 1922) Hysterie (Bl.) schlagend und aus unbekannten Gründen beglückend.
20 (März 1922) Gestern mißlungener, heute verlorener (?) Abend. Schwerer Tag. Träumereien Bl. betreffend. Auch, ängstlicher, Mi.
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Die Abendessensunterhaltung über Mörder und Hinrichtung.
Unbekannt jede Angst in der ruhig atmenden Brust. Unbekannt der Unterschied zwischen vollbrachtem und geplantem Mord 22 (März 1922) Nachmittag Traum vom Geschwür an der Wange. Die fortwährend zitternde Grenze zwischen dem gewöhhlichen Leben und dem scheinbar wirklicherem
Schrecken.
24 (März 1922) Wie es lauert! Auf dem Weg zum Arzt z. B., so häufig dort.
29 (März 1922) Im Strom
4 April (1922) Wie weit ist der Weg von der inneren Not etwa zu einer Szene wie der im Hof und wie kurz ist der Rückweg.
Und da man nun in der Heimat ist kann man nicht mehr fort 6 (April 1922) Schon seit 2 Tagen geahnt, gestern ein Ausbruch, weitere Verfolgung, große Kraft des Feindes. Einer der Anlässe: Gespräch mit der Mutter, Scherze über die Zukunft.
– Geplanter Brief an Milena.
Die 3 Erinnyen. Flucht in den Hain. Milena
7 (April 1922) Die 2 Bilder und die 2 Terakotten in der Ausstellung
Märchenprinzessin (Kubin) nackt auf dem Divan, blickt durch das offene Fenster, stark hereindringende Landschaft, in ihrer Art freie Luft wie auf dem Bild von Schwind
Nacktes Mädchen (Bruder) deutschböhmisch, in ihrer jedem andern unzugänglichen Grazie treu von einem Liebenden erfaßt, edel, überzeugend, verführend.
| Sitzendes Bauermädchen, ein Fuß unten, genießerisch ruhend, im Knöchel gekrümmt,
|
Pietsch |
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| Stehendes Mädchen, rechter Arm umschließtüber dem Bauch den Leib, linke Hand stützt unter dem Kinn den Kopf, plattnasiges, einfältig- tiefsinniges, einmaliges Gesicht.
Brief von Storm
10 IV (1922) Die 5 Leitsätze zur Hölle: (genetische Aufeinanderfolge)
1.) "Hinter dem Fenster ist das Schlimmste. " Alles andere ist engelhaft, entweder ausdrücklich, oder bei Nichtbeachtung (der häufigere Fall) schweigend zugegeben
2.) "Du mußt jedes Mädchen besitzen! " nicht donjuanmäßig, sondern nach dem Teufelswort "sexuelle Etikette"
3.) "Dieses Mädchen darfst Du nicht besitzen! " und kannst es daher
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