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Tagebücher

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Titel: Tagebücher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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vor Traurigkeit und Nutzlosigkeit.

    Wechselndes Gefühl inmitten der jungen Leute im Cafe Arco.

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    26. II 12 Besseres Selbstbewußtsein. Herzschlag näher den Wünschen. Das Rauschen des Gaslichtes über mir.

    Ich öffnete die Haustür, um nachzusehn, ob das Wetter zu einem Spaziergang verlocke. Blauer Himmel war nicht zu leugnen, aber große blaudurchschimmerte graue Wolken mit klappenförmig abgebogenen Rändern schwebten niedrig, wie man an den nahen Waldhügeln abmessen konnte.
    Trotzdem war die Gasse voll Menschen die zu Spaziergängen auszogen. Kinderwagen wurden von festen Mutterhänden gelenkt. Hie und da stockte in der Menge ein Gefährt und wartete, bis vor den auf- und absteigenden Pferden die Menschen auseinandertraten. Indessen blickte der Wagenlenker, ruhig die zitternden Zügel haltend, vor sich hin, übersah keine Kleinigkeit, untersuchte alles einigemal und gab dem Wagen im richtigen Augenblick den letzten Antrieb. Kinder konnten laufen, sowenig Raum auch war. Mädchen in leichten Kleidern mit Hüten, die so ausgesprochen wie Briefmarken gefärbt waren, giengen am Arm junger Leute und eine in ihren Kehlen unterdrückte Melodie zeigte sich im Tanzschritt ihrer Beine. Familien hielten gut zusammen und waren sie auch einmal in langer Reihe zerstreut so fanden sich leicht rückwärts ausgestreckte Arme, winkende Hände, Ausrufe von Schmeichelnamen welche die Verlorenen verknüpften. Allein gelassene Männer suchten sich noch mehr abzuschließen, indem sie die Hände in die Taschen steckten. Das war kleinliche Narrheit. Zuerst stand ich im Haustor, dann lehnte ich mich an um ruhiger zuzusehn. Kleider streiften mich, einmal ergriff ich ein Band das hinten einen Mädchenrock verzierte und ließ es durch die sich Entfernende aus der Hand ziehn; als ich einmal einem Mädchen, nur um ihm zu schmeicheln über die Schulter strich, gab mir der folgende Passant einen Schlag auf die Finger. Ich zog ihn aber hinter den einen verriegelten Haustorflügel, meine Vorwürfe waren erhobene Hände, Blicke aus den Augenwinkeln, ein Schritt zu ihm hin ein Schritt von ihm weg, er war glücklich, als ich ihn mit einem Stoß entließ. Von jetzt an rief ich natürlich öfters Leute zu mir her, ein Winken mit dem Finger genügte oder ein rascher, nirgends zögernder Blick.

    In einer wie mühelosen Schläfrigkeit ich dieses Unnütze, Unfertige geschrieben habe.

    Heute schreibe ich an Löwy. Ich schreibe die Briefe an ihn hier auf, weil ich mit ihnen etwas zu erreichen hoffe:

    Lieber Freund

    27 II 12 Ich habe keine Zeit Briefe doppelt zu schreiben.

    Gestern abend 10 Uhr gieng ich in meinem traurigen Schritt die Zeltnergasse herab. In der Gegend des Hutgeschäftes Hess bleibt ein junger Mann drei Schritte schief vor mir stehn, bringt mich dadurch auch zum Stehn, zieht den Hut und lauft dann auf mich zu. Ich trete im ersten Schrecken zurück, denke zuerst, jemand will den Weg zur Bahn wissen, aber warum in dieser Weise, glaube dann, da er vertraulich nahe an mich heran kommt und mir von unten her ins Gesicht sieht, weil ich größer bin, vielleicht will er Geld oder noch Ärgeres. Mein verwirrtes Zuhören und sein verwirrtes Reden vermischen sich. "Sie sind Jurist nicht wahr? Doktor? Bitte könnten Sie mir da nicht einen Rat geben? Ich habe da eine Sache, zu der ich einen Advokaten brauche. " Aus Vorsicht, allgemeinem Verdacht, und Besorgnis, ich könnte mich blamieren, leugne ich Jurist zu sein, bin aber bereit ihm einen Rat zu geben, was ist es? Er beginnt zu erzählen, es interessiert mich, um das Vertrauen zu stärken, fordere ich ihn auf, lieber im Gehn mir zu erzählen, er will mich begleiten, nein ich werde lieber mit ihm gehn, ich habe keinen bestimmten Weg.

    Er ist ein guter Recitator, früher war er beiweitem nicht so gut wie jetzt, jetzt kann er schon den Kainz nachmachen, daß keiner ihn unterscheidet. Man wird sagen, er macht ihm nur nach, aber er 120
    gibt doch auch viel eigenes. Er ist zwar klein, aber Mimik, Gedächtnis, Auftreten hat er, alles, alles.
    In der Militärzeit draußen in Milowitz im Lager hat er recitiert, ein Kamerad hat gesungen, sie haben sich wirklich sehr gut unterhalten. Es war eine schöne Zeit. Am liebsten recitiert er Dehmel, die leidenschaftlichen frivolen Gedichte z. B. von der Braut, welche sich die Brautnacht vorstellt, wenn er das recitiert, so macht das besonders auf die Mädchen einen riesigen Eindruck. Also das ist ja selbstverständlich. Er hat den Dehmel sehr schön

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