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Club Noir - 1

Club Noir - 1

Titel: Club Noir - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilia Jones
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Brüssel
    Grau. So wirkte die Stadt auf Jesse, als sie ankam. Selbst die Häuser wirkten grau und auch der Mann an der Rezeption ihres Hotels.
    Das war also Brüssel. Die Stadt, in der sie die nächsten Wochen verbringen sollte. Sie wusste so gut wie nichts über diesen Teil der Welt. Aber das war nicht weiter verwunderlich, denn sie empfand im Allgemeinen keine Freude daran, ihre Zeit an irgendeinem anderen Ort als ihrer Heimatstadt zu verbringen. Bilder oder gar Reiseführer von fremden Plätzen interessierten sie schlichtweg nicht.
    Bisher hatte sie ihr Leben einzig und allein in London verbracht. Sie liebte diese aufregende und pulsierende Stadt. Dort war sie aufgewachsen und glücklich. Nur sehr widerstrebend war sie daher auf das Angebot ihres Arbeitgebers eingegangen, den Auftrag in Brüssel zu übernehmen. Doch letztendlich bot ihr dieser Einsatz ein gutes Ansehen, neue Erfahrungen und ganz bestimmt auch ein höheres Gehalt.
    Nach einem kritischen Blick auf die Rezeption und in die Lobby stellte sie fest, dass ihre Firma sich ohne Zweifel um eine vornehme Bleibe für sie bemüht hatte. Offensichtlich wollten sie ihr den Aufenthalt so angenehm wie möglich gestalten. Dennoch konnte die junge Frau sich nicht auf Anhieb wohl fühlen.
    Seufzend blickte sie noch einmal zurück durch die milchigen Glasscheiben der Eingangspforte. Vielleicht basierte ihre trostlose Stimmung auch auf diesem tristen, verregneten Tag.
    Mit den Fingerspitzen fuhr sie sich über ihre kalte Wange und strich sich dabei eine Strähne des feuchten dunkelblonden Haares aus dem Gesicht. Sie trug es zu einem langen geflochtenen Zopf, der sich nun aufzulösen drohte.
    Als sie sich wieder der Rezeption zuwandte, wirkte der Mann hinter dem Tresen schon freundlicher. Er lächelte ihr auffordernd zu. Auf eine merkwürdige Weise erinnerte er sie mit einem Mal an einen Süßwarenverkäufer, bei dem sie als Mädchen jeden Freitagnachmittag frisch gelieferte Erdbeer-Bonbons gekauft hatte. Sie schüttelte diesen Gedanken ab, ehe er sie zu einem schelmischen Grinsen verleiten konnte.
    Der Mann hatte unterdessen einen Aktenordner aufgeschlagen und darin zu blättern begonnen
    „M. Rochelle“ las sie seinen Namen auf einem kleinen goldenen Schild ab, das an seinem Jackett befestigt war.
    „Bonjour, Monsieur Rochelle“, begrüßte sie ihn höflich. Ihren großen Trolley, den sie die ganze Zeit hinter sich hergezogen hatte, stellte sie neben sich vor der Rezeption ab. Auch ihre große Umhängetasche ruhte nun ebenfalls auf dem Fußboden. Den Gurt hielt sie allerdings nach wie vor mit den Fingern umkrallt. „Mademoiselle …“, der Mann betrachtete das Papier vor sich lange und eingehend, „Jesse Brown?“ Er hatte Schwierigkeiten, ihren Namen auszusprechen, wirkte allerdings vollkommen überzeugend, als er nun zu ihr aufsah.
    „Ja, das bin ich.“
    Erneut widmete er sich dem Papier und las weiter. „Ah, sie sind die junge Frau von Freshfour & Lowman. Sie werden also in unserer Galerie an der Ecke arbeiten.“
    Jesse nickte. Erstaunt stellte sie fest, wie sehr sie dieser Mann tatsächlich an den Süßwarenverkäufer erinnerte. Sein Lächeln wirkte offen und herzlich und es zeigte kleine Grübchen. Das spärliche Licht der Wandleuchter tauchte seinen Anzug in ein dunkles Blau und ließ seine rote Krawatte leuchtend hervorstechen. Er war nicht mehr der Jüngste, aber längst nicht das, was Jesse alt nennen würde. Sie schätzte ihn auf Mitte 50.
    „Ihr Zimmer liegt in der zweiten Etage. Eine unserer komfortableren Suiten. Sie hat einen Kühlschrank und eine extra für Sie eingerichtete kleine Kochstelle. Da Sie länger bleiben, haben wir gedacht, Sie würden vielleicht Wert darauf legen.“
    „Das ist sehr nett von Ihnen. Vielen Dank.“ Jesse fühlte sich geschmeichelt. Die Freundlichkeit überraschte sie. Offensichtlich hatte sie ihr erster Eindruck über diese Stadt und ihre Bewohner doch getäuscht. Alles, was sie noch tun musste, war das Ausfüllen eines Formblattes mit ihren persönlichen Daten.
    „202.“ Er schob ihr einen Schlüssel mit goldenem Kleeblatt-Anhänger über den Tresen zu. „Wenn Sie den Fahrstuhl nehmen, befindet sich Ihr Zimmer am Anfang des Flures auf der rechten Seite. Ich darf Ihnen nun also einen angenehmen Aufenthalt wünschen.“
    Jesse bedankte sich höflich. Sie nahm den Schlüssel an sich und wollte nach ihren Gepäckstücken greifen. Doch da stand bereits ein junger, kräftiger Mann neben ihr, der sich bereitwillig

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