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Tagebücher

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Titel: Tagebücher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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vorgehn, da es nicht nachzuweisen ist, ob Gebete helfen. Karlsbad ist ein größerer Schwindel als Lourdes und Lourdes hat den Vorzug, daß man seines innersten Glaubens wegen hinfährt. Wie steht es mit den verbohrten Meinungen hinsichtlich der Operationen, der Serumheilungen, der Impfungen, der Medicinen?

    202

    Immerhin: Die Riesenspitäler für die wandernden Schwerkranken; die schmutzigen Piscinen; die brancards, die die Extrazüge erwarten; die ärtztliche Kommission; die großen Glühlampenkreuze auf den Bergen; der Papst bezieht 3 Mill. jährlich. Der Priester mit der Monstranz geht vorüber, eine schreit von ihrer Bahre auf: "Ich bin gesund." Hat weiterhin Knochentuberkulose ohne Veränderung.

    Die Tür öffnete sich zu einem Spalt. Ein Revolver erschien und ein gestreckter Arm.

    Thürheim II 35, 28, 37 (Nichts Süßeres wie die Liebe, nichts Amüsanteres wie die Koketterie) 45, 48 (Juden)

    20. (10. ) II 14 11 Uhr nach einem Spaziergang. Frischer als sonst. Warum 1.) Max sagte ich, ich sei ruhig.

    2.) Felix wird heiraten (mit ihm böse gewesen)

    3. Ich bleibe allein, falls mich nicht F. doch noch will.

    4. Einladung der Frau Thein und Überlegung wie ich mich ihr vorstellen werde.

    Zufälligerweise gieng ich den entgegengesetzten Weg wie sonst nämlich Kettensteg Hradschin Karlsbrücke. Sonst falle ich auf diesem Weg förmlich hin, heute habe ich mich von der entgegengesetzten Seite kommend ein wenig aufgehoben.

    21 (11.) II 14 "Goethe" Dilthey, flüchtig durchgelesen, wilder Eindruck, nimmt mit fort, warum könnte man sich nicht anzünden und im Feuer zugrundegehn. Oder folgen, auch wenn man kein Gebot hört? In der Mitte seines leeren Zimmers auf einem Sessel sitzen und das Parkett ansehn.
    "Vorwärts" rufen in einem Hohlweg im Gebirge und aus allen Seitenwegen zwischen den Felsen einzelne Menschen rufen hören und hervorkommen sehn.

    13 II 14

    Gestern bei Frau Thein. Ruhig und energisch, eine fehlerlos sich durchsetzende, sich einbohrende, mit Blicken Händen und Füßen sich einarbeitende Energie. Offenheit, offener Blick. Ich habe immer in Erinnerung ihre häßlichen ungeheuren feierlichen Renaissancestraußfederhüte aus früherer Zeit, sie ist mir solange ich sie nicht persönlich kannte widerlich gewesen. Wie der Muff, wenn sie zu einem Ziel der Erzählung eilt, an den Leib gedrückt wird und doch zuckt. Ihre Kinder Nora und Mirjam.

    Erinnert sehr an W. im Blick, in der Selbstvergessenheit der Erzählung, in der gänzlichen Beteiligung, in dem kleinen lebendigen Körper, selbst in der harten dumpfen Stimme, in der Rede von schönen Kleidern und Hüten, während an ihr nichts derartiges zu sehen ist.

    Blick aus dem Fenster über den Fluß. An vielen Stellen des Gesprächs, trotzdem sie keine Mattigkeit aufkommen läßt, mein vollständiges Versagen, sinnloser Blick, Nichtverstehn dessen was sie sagt, Abrollen einfältigster Bemerkungen, während ich sehen muß, wie sie aufhorcht, sinnloses Betasten des kleinen Kindes

    203
    Träume: In Berlin, durch die Straßen, zu ihrem Haus, das ruhige glückliche Bewußtsein, ich bin zwar noch nicht bei ihrem Haus, habe aber die leichte Möglichkeit hinzukommen, werde bestimmt hinkommen. Ich sehe die Straßenzüge, an einem weißen Haus eine Aufschrift etwa "Die Prachtsäle des Nordens" (gestern in der Zeitung gelesen) im Traum hinzugefügt "Berlin W". Frage einen leutseligen rotnasigen alten Schutzmann, der in einer Art Dieneruniform diesmal steckt. Bekomme überausführliche Auskunft, sogar ein Geländer einer kleinen Rasenanlage in der Ferne wird mir gezeigt, an das ich der Sicherheit halber mich anhalten soll, wenn ich vorüberkomme. Dann Ratschläge betreffend die Elektrische, die Untergrundbahn u. s. w. Ich kann nicht mehr folgen und frage erschrocken, wohl wissend, daß ich die Entfernung unterschätze: "Das ist wohl 1/2 Stunde weit?" Er aber, der alte Mann, antwortet: "Ich bin dort in 6 Minuten. " Die Freude! Irgend ein Mann, ein Schatten, ein Kamerad begleitet mich immer, ich weiß nicht, wer es ist. Habe förmlich keine Zeit mich umzudrehn, mich seitwärts zu wenden. - Wohne in Berlin in irgend einer Pension, in der scheinbar lauter junge polnische Juden wohnen; ganz kleine Zimmer. Ich verschütte eine Wasserflasche. Einer schreibt unaufhörlich auf einer kleinen Schreibmaschine, wendet kaum den Kopf, wenn man um etwas bittet. Keine Karte von Berlin aufzutreiben. Immer sehe ich in der Hand eines ein Buch, das einem Plan ähnlich ist. Immer

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