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Tagebücher

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Titel: Tagebücher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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Jahr hinderten mich, wurde ich während des ganzen freien Tags, es ist ein Sonntag vom Schreiben abgehalten. - Einige neue Erkenntnisse über das Unglückswesen, das ich bin, sind mir tröstend aufgegangen.

    Du sagte ich, zielte und gab ihm einen kleinen Stoß mit dem Knie, mach die Augen auf, ich will mich verabschieden. Bei dem plötzlichen Reden flog mir etwas Speichel als schlechtes Vorzeichen aus dem Mund.

    Also doch sagte er und sah mich mit einem mehrmals über mein Gesicht hinfahrenden Blick an, der mich aber nur zufällig zu treffen schien, da ich ihn mit einem Wehen des Armes hätte abwehren können.

    12. I 11 Ich habe vieles in diesen Tagen über mich nicht aufgeschrieben, teils aus Faulheit (ich schlafe jetzt so viel und fest bei Tag, ich habe während des Schlafes ein größeres Gewicht) teils aber auch aus Angst, meine Selbsterkenntnis zu verraten. Diese Angst ist berechtigt, denn endgiltig durch Aufschreiben fixiert, dürfte eine Selbsterkenntnis nur dann werden, wenn dies in größter Vollständigkeit bis in alle nebensächlichen Konsequenzen hinein sowie mit gänzlicher Wahrhaftigkeit geschehen könnte. Denn geschieht dies nicht - und ich bin dessen jedenfalls nicht fähig - dann ersetzt das Aufgeschriebene nach eigener Absicht und mit der Übermacht des Fixierten das bloß allgemein Gefühlte nur in der Weise, daß das richtige Gefühl schwindet, während die Wertlosigkeit des Notierten zu spät erkannt wird.

    Vor paar Tagen Leonie Frippon Kabaretteuse Stadt Wien. Frisur umbundener Lockenhaufen.
    Schlechtes Mieder, sehr altes Kleid (Ritterdame), aber sehr hübsch mit tragischen Bewegungen, Anstrengungen der Augenlider, Ausfällen der langen Beine, gut verstandenem Strecken der Arme den Leib entlang, Bedeutung des steifen Halses bei zweideutigen Stellen. Gesungen: Knopfsammlung im Louvre.

    Schiller von Schadow 1804 in Berlin, wo er sehr geehrt worden war, gezeichnet. Fester als bei dieser Nase kann man ein Gesicht nicht fassen. Die Nasenmittelwand ist ein wenig herabgezogen infolge der Gewohnheit bei der Arbeit an der Nase zu zupfen. Ein freundlicher etwas hohlwangiger Mensch, den das rasierte Gesicht wahrscheinlich greisenhaft gemacht hat.

    14 I 11

    Roman "Eheleute" von Beradt. Viel schlechtes jüdisches. Ein plötzliches einförmiges neckisches Auftreten des Autors z. B. alle waren lustig, aber einer war da, der war nicht lustig oder da kommt 44
    ein Herr Stern (den wir bis in seine Romanknochen hinein schon kennen). Auch bei Hamsun gibt es ähnliches, aber dort ist es so natürlich wie die Knoten in Holz, hier aber tropft es in die Handlung wie eine Modemedizin auf Zucker. - An sonderbaren Wendungen wird grundlos festgehalten z. B.
    er war um ihre Haare bemüht, bemüht und wieder bemüht. - Einzelne Menschen sind, ohne in ein neues Licht gebracht zu werden, gut herausgebracht, so gut, daß selbst streckenweise Fehler nicht schaden. Nebenpersonen meist trostlos.

    17 I 11 Max hat mir den ersten Akt des "Abschiedes von der Jugend" vorgelesen. Wie kann ich so, wie ich heute bin, diesem beikommen; ein Jahr müßte ich suchen, ehe ich ein wahres Gefühl in mir fände und soll im Kaffeehaus spät am Abend von verlaufenen Winden einer trotz allem schlechten Verdauung geplagt einem so großen Werk gegenüber irgendwie berechtigt auf meinem Sessel sitzen bleiben dürfen.

    19 I 11

    Ich werde, da ich von Grund aus fertig zu sein scheine - im letzten Jahr bin ich nicht mehr als 5
    Minuten lang aufgewacht - jeden Tag entweder mich von der Erde wegwünschen müssen oder aber, ohne daß ich darin auch die mäßigste Hoffnung sehen dürfte, von vorn als kleines Kind anfangen müssen. Ich werde es hiebei äußerlich leichter haben als damals. Denn in jenen Zeiten strebte ich noch kaum mit matter Ahnung zu einer Darstellung, die von Wort zu Wort mit meinem Leben verbunden wäre, die ich an meine Brust ziehen und die mich von meinem Platz hinreißen sollte. Mit welchem Jammer (dem gegenwärtigen allerdings unvergleichbar) habe ich angefangen!
    Welche Kälte verfolgte mich aus dem Geschriebenen tagelang! Wie groß war die Gefahr und wie wenig unterbrochen wirkte sie, daß ich jene Kälte gar nicht fühlte, was freilich mein Unglück im Ganzen nicht viel kleiner machte.

    Einmal hatte ich einen Roman vor, in dem zwei Brüder gegeneinander kämpften, von denen einer nach Amerika fuhr, während der andere in einem europäischen Gefängnis blieb. Ich fieng nur hie und da Zeilen zu schreiben an, denn es

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