Tal der Traeume
Stadt!« »Drohungen werden Ihnen nicht helfen, Sir. Ihre Frau will Sie nicht sehen, das ist alles. Und wenn man den Schaden betrachtet, den die Oatley-Männer dieser armen Frau zugefügt haben, überrascht mich das auch nicht. Männer wie Sie und Ihren Sohn sollte man teeren und federn. Und jetzt lassen Sie mich in Ruhe.« Wütend begriff William, dass aus diesem Kerl nichts herauszubekommen war. Er stieß ihn beiseite, so dass Walters das Gleichgewicht verlor und samt Brot in den Schlamm fiel. William ergriff den warmen Laib und schleuderte ihn auf die Straße. »Mit Ihnen bin ich noch nicht fertig!«
Zack war ebenso schlecht gelaunt wie William. Er sah seinen Freund die Straße entlangstapfen, wobei er mit dem Gehstock auf den Boden stieß, und brachte den Buggy neben ihm zum Stehen. »Steig ein!« William tat, wie ihm geheißen, doch Zacks grimmige Miene verunsicherte ihn. »Was ist denn los?« »Wir fahren zum Krankenhaus.« »Wozu?« »Damit du deinen Sohn besuchen kannst.« »Dreh um, ich will ihn nicht sehen.« »Das interessiert mich nicht im Geringsten. Myles braucht dich.« »Zur Hölle mit ihm. Zack, ich habe gesagt, ich will ihn nicht sehen.« »Warum nicht?« »Das geht dich nichts an. Verdammt, nun halte schon an!« Zack trieb die Pferde schneller voran. »Nun, jetzt weiß es jedenfalls die ganze Stadt, dass ihr Ärger habt. Myles ist in einer schlimmen Lage, und die Ärzte wundern sich, wo du steckst.« »Sollen sie doch.« Sie rumpelten um eine Ecke, und William klammerte sich mühsam fest. »Zack, bist du von Sinnen? Du bringst uns beide um.« »Nein, aber du gehst ins Krankenhaus und sprichst mit Myles. Sein Fuß ist brandig, die Ärzte müssen ihn amputieren, aber er weigert sich. Wenn du deinem Sohn das Leben retten willst, musst du hingehen.« Mit einem Ruck brachte Zack den Buggy zum Stehen. Williams Gesicht war grau vor Entsetzen, er schien wie gelähmt. Dann legte er Zack die Hand auf den Arm. »Ich weiß nicht mehr, wie ich mit ihm reden soll«, flüsterte er. »Kommst du mit?« »Nein, er ist dein Sohn, das geht nur euch etwas an. Geh rein und bring ihn zur Vernunft. Du kannst ihn nicht sterben lassen.« William war wütend, dass ihn die Ärzte und die Oberin zum Zimmer begleiteten, während er mit den Tränen kämpfte und sich die Worte zurechtzulegen suchte. Er fürchtete, Myles könne nach Harriet fragen, und befahl mit barscher Stimme, man solle ihn in Ruhe lassen.
Myles lag flach ausgestreckt im Bett mit einem kleinen Kissen unter dem Kopf. Die bandagierten Füße ruhten auf Polstern. Sein blondes Haar war ordentlich gekämmt, der Sonnenbrand einer tiefen Bräune gewichen, die einen starken Kontrast zum reinen Weiß des Bettes bildete. Er trug einen dünnen Krankenhaus-Pyjama, dessen Hosen an den Knien abgeschnitten waren. Er wirkte einsam und verloren. Myles wandte sich um und erblickte seinen Vater. »Ich habe gesagt, ich wünsche keinen Besuch.« »Das weiß ich, aber mich hat man nicht dazu gezählt.« »Was willst du von mir?« »Das weißt du sehr gut. Du musst dich operieren lassen.« »Wozu?« »Jetzt komm mir nicht so, Myles. Ich übernehme von nun an die Kontrolle. Du wirst dich operieren lassen, dir bleibt keine andere Wahl. Es tut mir aufrichtig Leid, mein Sohn, aber es ist der einzige Weg.« »Sicher, das würde dir gefallen. Was für eine Rache, mich in einen verdammten Krüppel zu verwandeln.« Williams geringer Vorrat an Tapferkeit war erschöpft. Er hatte stark sein, der Dickköpfigkeit seines Sohnes mit Autorität begegnen wollen, doch nun ließ er sich auf einen Stuhl sinken und vergrub das Gesicht in den Händen. Die Qualen, denen Myles sich gegenübersah, hatten sein Selbstvertrauen erschüttert. Schließlich stand William auf und schloss die Tür. »Es sollte kein Befehl sein, tut mir Leid. Ich möchte, dass du deine Einwilligung gibst. Myles, es ist furchtbar, aber ich bitte dich darum. Ich flehe dich an… Gott, mir fallen keine Argumente mehr ein. Du musst aufhören, dagegen anzukämpfen.« Myles schien mit sich selbst zu reden, sah seinen Vater nicht an, sondern blickte zur Decke empor. »Das Problem ist, ich habe Angst. Ich bin ein Feigling. Ich traue mich nicht.« William nickte. »Ginge mir genauso.« »Nein, du würdest die Sache im Sturm nehmen, der große Held werden.« »Zum Teufel damit!« Beide schwiegen. »Du hast mich nicht einmal gefragt, wie es mir geht«, meinte Myles schließlich schmollend. »Entschuldigung. Wie geht es dir?« »Mir ist
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