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Tal der Träume

Tal der Träume

Titel: Tal der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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ihn nicht mehr los. Es waren Mimimiadies Männer gewesen, er würde sie vermissen und sich nach ihnen erkundigen. Andererseits würde Yorkey ihn nicht verraten, weil er sich dadurch selbst in Gefahr brachte. Vielleicht sollte er ihm die Schuld in die Schuhe schieben. Oder war es doch besser, von hier zu verschwinden?
    Was sollte aus William werden? Hätte Yorkey nicht sein Gewehr zertrümmert, hätte er seinem Vater helfen können.
    Jemand anders nahm ihm die Entscheidung ab. Als er zu seinem Pferd ging, traf ihn ein Schlag von hinten, und er fiel hin. Bevor er begriff, was geschehen war, rissen ihn zwei wild aussehende Aborigines wieder auf die Füße.
    Myles brüllte los. »Lasst mich los! Das werdet ihr büßen! Wisst ihr nicht, dass ich ein Boss bin? Großer Boss. Viele Soldaten werden kommen und schießen.«
    Ihre Gesichter wirkten ungerührt, während sie seine Hände nach hinten rissen und so stramm fesselten, dass ihm die Schnüre wie Draht ins Fleisch schnitten. Entsetzt sah er, dass sie gute Gewehre bei sich trugen, und änderte seinen Ton.
    »Warum macht ihr so etwas? Ich bin ein Freund. Ich habe nichts Böses getan. Ich warte nur auf Yorkey. Will ihm helfen. Versteht ihr?«
    Doch sie nahmen sein Pferd, stießen ihn auf den Weg und trieben ihn eilig voran. Einer von ihnen grinste, sprang in den Sattel, griff nach den Zügeln und presste die Knie in die Flanken des Tieres. Der andere fiel neben dem Pferd in Laufschritt und zerrte Myles hinter sich her. Er stolperte. Ein brutaler Tritt in den Hintern trieb ihn weiter, der Schweiß rann ihm übers Gesicht. Angst und Erschöpfung forderten ihren Tribut. Seine Beine waren schwer wie Blei.
    Er weinte beinahe vor Erleichterung, als er Yorkey ohne Fesseln neben den beiden Pferden stehen sah. Sein Vater lag im Gras. Er sah schrecklich aus, war aber am Leben.
    »Sagt ihnen, sie sollen mich loslassen!«, schrie Myles. »Sagt ihnen, wer ich bin. Das ist empörend!«
    Plötzlich tauchte ein Ehrfurcht gebietender Schwarzer auf, ein Riese mit dicken, filzigen Locken und einem eisernen Blick baute sich majestätisch vor ihm auf. In der Hand hielt er einen langen Speer. Er stand unbeweglich da, seine Raubvogelaugen fixierten Myles, den man vor seine Füße stieß. Myles wusste sofort, dass dies der berühmte Mimimiadie sein musste, und fuhr entsetzt zusammen. Die Brust des Mannes war von Narben bedeckt, die aus Schlachten oder von Initiationsriten stammten und von einem bewegten Leben zeugten.
    »Sag ihm, er soll mich freilassen«, rief er seinem Vater zu.
    William nickte. »Schon gut, Myles, bleib ruhig, ganz ruhig.« Er rappelte sich mühsam hoch und stützte sich auf Yorkey. »Guter Mann, Boss. Dein Sohn Boomi. Mein Sohn Myles. Gut?«
    Yorkey erklärte die Lage mit Gesten, doch William schaute ihn nur müde an. »Er kann jetzt etwas Englisch, ich habe es ihm beigebracht. Hatte nichts Besseres zu tun.«
    »Gut. Sprechen jetzt Englisch, Boss?«, fragte Yorkey Mimimiadie bewundernd. »Gut, was?«
    »Er Sohn von Oatley«, verkündete Mimimiadie stolz.
    »Stimmt«, sagte Yorkey. »Auch guter Mann. Lass ihn gehen. Wir gehen alle. Boomi ist da. Keine Probleme mehr, oder?«
    Mimimiadie hob einen Finger, um sie zum Schweigen zu bringen. »Erst sagen, wo Gopiny.«
    Myles wollte aufstehen, doch ein Fußtritt warf ihn nieder.
    »Wo Gopiny?«, knurrte Mimimiadie.
    »Ich weiß es nicht!«, schrie Myles. »Wer ist Gopiny?«
    Mimimiadie stellte Yorkey die gleiche Frage und erhielt eine überzeugende Antwort.
    »Habe Gopiny dort gesehen. Hat mich zu dir geschickt, stimmt? Wo er ist? Vielleicht oben.« Er deutete auf das Plateau.
    Mimimiadie wollte endlich weg, nachdem er seinen Jungen wiederhatte, die ganzen Diskussionen gingen ihm auf die Nerven, doch irgendetwas war Numinga und Gopiny zugestoßen. Vielleicht sollte er die beiden Weißen töten, um sein Gesicht vor den anderen zu wahren? Doch das würde den Zorn der Weißen auf sie lenken. Sicher wusste die ganze Welt der Weißen von seinem kühnen Plan zur Rettung seines Sohnes, den er gegen den weißen Boss austauschen wollte. Yorkey hatte gesagt, William sei ein bedeutender Mann. Sie würden warten, was geschah, ob er sein Versprechen hielt. Aber wie lange würden sie warten?
    Er nahm Yorkey beiseite. »Du guter Mann, hast nach meinem Jungen gesehen. Sag mir die Wahrheit. Wo Gopiny?«
    »Ich weiß es nicht, Boss, ehrlich. Ich weiß es nicht.«
    »Was sagt er?« Er hörte argwöhnisch zu, als Yorkey Oatleys Sohn die Frage stellte,

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