Tal der Träume
nach ihm suchen. Wenn sie seine Leiche fanden, wäre alles zu Ende. Keiner von ihnen würde je in die Stadt zurückkehren.
Yorkey starrte Myles’ Hose an. Er dachte an Numinga, der sich sicher für sie einsetzen würde. Immerhin brachte er Boomi sicher zu seinem Volk. Noch immer schaute er gedankenverloren auf die Hose: teurer Stoff, helle Farbe …
Yorkey setzte den Jungen ab. »Willst du Kuchen? Setz dich hin.«
Der Kleine grinste und nickte. Er liebte Kuchen.
Ruhig wandte sich Yorkey an Myles. »Haben Sie ihn vom Pferd aus erschossen?«
»Klar, ist tot umgefallen.«
»Was ist dann das an Ihrer Hose? Die Flecken an beiden Beinen?«
Myles war überrascht. Er sah nach unten und zuckte die Achseln. »Schlamm.«
»Das ist kein Schlamm, sondern Blut!« Er geriet allmählich in Panik. »Wessen Blut? Wie ist es dahin gekommen?«
Myles blinzelte und stammelte: »Herrgott, ich habe mich wohl geschnitten. Was ist so schlimm daran?«
Yorkey packte und schüttelte ihn. »Sie lügen. Zeigen Sie mir den Schnitt! Ihre Hose ist ganz voller Blut. Unten an den Knöcheln. Das kann nicht von einem Schnitt stammen.«
Myles wollte ihn abschütteln. »Lass mich los, dafür zeige ich dich an!«
»Bei wem denn? Was ist mit dem Blut?«
»Also, wenn du es unbedingt wissen möchtest, ich habe dir den Rücken freigehalten. Da war noch einer von ihnen, oben auf dem Dingo-Felsen. Er hat dich beobachtet und Zeichen gegeben.«
»Und deshalb haben Sie ihn getötet?«
»Ich musste ihn zum Reden bringen«, verteidigte sich Myles. »Ich wollte dich beschützen. Verstehst du das nicht?«
In Yorkeys Kopf wirbelte alles durcheinander. Natürlich, das Signal.
Also wussten sie doch, dass er und Boomi unterwegs waren, und warteten in Alarmbereitschaft. Das Wort »verstehen« zuckte durch sein Gehirn.
»Verstehen? Wie konnten Sie ihn denn verstehen?« Die Antwort war ebenso vorhersehbar wie schrecklich.
»Er sprach ganz gut Englisch«, sagte Myles glatt.
Er hatte Numinga getötet, ihren einzigen Freund in dieser Horde! Yorkey holte aus und versetzte Myles einen Schlag ins Gesicht, dass dieser nach hinten stürzte, riss ihn am Hemd wieder hoch und schlug ihn erneut, dass er betäubt zu Boden fiel. Boomi schaute fasziniert zu.
Yorkey begriff, dass er schnell zu Mimimiadie gelangen musste, bevor ihn die Nachricht von den beiden Morden erreichte. Er packte Boomi, nahm sein Pferd und das Ersatztier am Zügel, schnappte sich Myles’ Gewehr, leerte das Magazin, zerbrach den Lauf über seinem Knie und warf dem Besitzer die beiden Teile verächtlich hin.
Dann lenkte er die Pferde auf den Weg und ritt rasch in Richtung Schlucht davon. Boomi weinte, weil er seinen Kuchen haben wollte.
Der Wachposten sah sie. Hörte ihren Streit. Er verstand nichts, doch das war egal. Sie hatten Boomi dabei. Nie hatte er wirklich geglaubt, dass die Weißen ihn übergeben würden, doch nun war der Junge hier. Er rannte zu Mimimiadie, um die gute Nachricht zu überbringen.
»Boomi ist zurück! Er ist hier! Holen wir ihn rasch.«
Mimimiadie warf jubelnd die Arme empor, doch dann gewann Vorsicht die Oberhand.
»Wie sieht er aus? Ist er gefesselt? Ist Yorkey bei ihm? Wo sind sie?«
»Gefesselt ist er nicht, sondern sitzt vor Yorkey im Sattel. Dort auf dem Weg. Da ist noch ein anderer Mann. Sie hatten Streit. Yorkey hat ihn verprügelt.«
»Was?«, fragte Mimimiadie zornig. »Was für ein anderer Mann? Ein Weißer?«
»Ja.«
»Ich habe Yorkey gesagt, er muss allein kommen. Was sind das für Tricks? Und was hat er auf dem Weg zu suchen? Kommt er auf uns zu?«
»Gopiny sollte es ihm doch sagen.«
»Natürlich, aber wo ist er? Hast du ihn nicht gesehen?«
»Nein.« Offensichtlich hatte Gopiny Yorkey in diese Richtung geleitet, sonst wäre er wie ursprünglich geplant mit Boomi auf das Plateau gestiegen. Und Gopiny hätte genügend Zeit gehabt, wieder zu ihnen zu stoßen. Dann fiel ihm der Schuss ein. Unglücklich sah er seinen Anführer an. »Nein, ich habe ihn nirgendwo gesehen.«
»Und der Englisch Sprechende ist auf dem Dingo-Ausguck. Auch er ist nicht gekommen«, sagte Mimimiadie schroff. »Warum?«
»Du hast gesagt, er sei tot.«
»Sicher, aber ich weiß nicht, wie es geschehen ist. Ich habe nur das Wort des alten Mannes, der nun davongelaufen ist. Ich sollte ihn zurückholen, doch dafür bleibt keine Zeit.« Er gab dem Mann das Gewehr zurück und nahm seinen Speer. »Zuerst holen wir Boomi, dann sehen wir weiter.«
Yorkey schätzte, dass er
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