Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tal ohne Sonne

Tal ohne Sonne

Titel: Tal ohne Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
nichts. Sie stürmten ins Haus und schleppten uns in die Kirche. Dort erst erfuhren wir, was mit John Hannibal geschehen ist, und dann mußten wir mitansehen, wie sie ihn zerstückelten und die Fleischklumpen über dem offenen Feuer brieten. Das Herz und den Penis hat Hano Sepikula selbst gegessen. Da war Dai Puino schon entmachtet, und Duka Hamana ließ sich auf dem Dorfplatz als Wiederauferstandener feiern. Ein Glück, daß Hano Sepikula nicht auf den Gedanken gekommen ist, uns zu zwingen, ein Stück von John Hannibal zu essen!«
    Zynaker blickte sich in der Kirche um und sah einige Kisten an der Wand stehen. Ein wenig Hoffnung glomm in ihm auf. »Was hast du in den Kisten drin, Pater?« fragte er.
    »Werkzeuge, noch nicht verteilte Geschenke – die hatte ich für den Fall zurückgehalten, daß wir zu den anderen Stämmen gehen – und die Zauberkiste. Ach ja, die Kiste hinter dem Altar gehört dir.«
    »Pater!« Zynaker schnellte von seinem Schemel hoch. »Die Kiste mit den Signalraketen?«
    »Ich habe nicht hineingesehen.«
    Zynaker stürzte auf die Kiste zu, riß den Deckel auf und fiel dann vor ihr auf die Knie. »Sie ist es!« rief er und hob ein Paket empor. »Raketen und die dazugehörige Abschußpistole! Wir haben noch lange nicht verloren. Das ist unsere Rettung.«
    »Die erste Rakete wird sie lähmen, aber nach der zweiten haben sie sich daran gewöhnt. Ebenso wie an die Toten. Der Tod ist für sie etwas Selbstverständliches, er hat seinen Schrecken verloren.« Pater Lucius trat von der Tür zurück. »Wir werden eine Galgenfrist bekommen, ein paar Stunden vielleicht, und dann stürmen sie wieder los. Und wenn du hundert von ihnen tötest, du kannst sie nicht aufhalten! Hundert!« Er lachte bitter auf. »Wieviel Munition hast du denn? Zwei Magazine. Aber um uns herum warten fünfhundert Kopfjäger auf ein Zeichen von Hano Sepikula. Wir sollten beten.«
    »Und das hilft?«
    »Es stirbt sich leichter. Es gibt uns die innere Ruhe.«
    »Das ist deine persönliche Ansicht. Ich will nicht beten, sondern leben.« Zynaker riß das Paket auf, steckte zwei Raketen in die Rocktasche und lud die Signalpistole mit einer dritten Rakete.
    Pater Lucius hielt ihn fest, als er zur Tür gehen wollte. »Donald, warte noch! Erst wenn sie angreifen. Wir wissen doch nicht, was Hano Sepikula will. Vielleicht läßt er uns leben. Aber wenn du jetzt –«
    »Ich feuere doch nicht in die Menge! Ich will in den Himmel schießen.«
    »Das wird sie kaum noch beeindrucken.«
    »Darum geht es nicht. Ich fordere Hilfe an.«
    »Hilfe? Von wem denn?«
    »Von James Patrik. Wir haben ihn gefunden. Er ist der ›Geist der donnernden Wolken‹. Wenn er hier erscheint, sind wir gerettet. Für die Uma ist er wirklich der Unsterbliche.«
    »Immerhin ein kleiner Funke Hoffnung.« Pater Lucius strich sich über das Gesicht. »Dennoch werde ich beten.«
    Zynaker trat vor die Hütte, die schwere große Signalpistole in der Hand. Die Gruppen der Krieger lösten sich sofort auf und bildeten eine Mauer aus Schilden und stoßbereiten Speeren. Die gelb angemalten Köpfe hatten nichts Menschliches mehr. Hano Sepikula stand von seinem Thron, dem Flugzeugsessel, auf.
    »Jetzt werdet ihr gleich staunen«, sagte Zynaker durch die Zähne. »Ich schleudere eine Sonne in den Himmel, die zerplatzt.« Er hob den Arm zum Himmel und feuerte die Rakete ab. Zischend jagte sie, einen Feuerschweif hinter sich herziehend, in die Luft, stieg hoch empor und zerplatzte dann in viele rote Sterne, die langsam zur Erde herabregneten. Zynaker steckte die zweite Rakete in den Lauf.
    Die Uma duckten sich, als der zischende Feuerschweif in den Himmel schoß, und als nach einem dumpfen Knall die roten Sterne leuchteten, rissen sie ihre Schilde über die Köpfe und verkrochen sich darunter. Nur Duka Hamana, der plötzlich auf dem Dorfplatz auftauchte, blieb stehen, starrte in den Himmel und schien den Anblick zu genießen. Seit er das Feuerrad überlebt hatte, war dieser Sternenregen für ihn kein Schrecken mehr.
    Die zweite Rakete zerplatzte in der Luft, die dritte schoß Zynaker unmittelbar hinterher. Sie explodierten so hoch, daß Patrik sie im ›Tal ohne Sonne‹ sehen mußte. Wenn er den Notruf nicht verstand, Schmitz würde ihn begreifen.
    Zynaker nickte dem geduckt dastehenden Hano Sepikula zu und ging in die Kirche zurück.
    Leonora hatte an der Tür gestanden und blickte Zynaker jetzt fragend an. In ihren Augen lagen Angst und Hoffnung. »Ob sie es sehen?« fragte

Weitere Kostenlose Bücher