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Tal ohne Sonne

Tal ohne Sonne

Titel: Tal ohne Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Sie mir nichts von Ihrem dummen Überlebenstraining!« sagte Sir Anthony erregt. »Was Sie da erlebt haben, für teures Geld, ist organisierter Nervenkitzel. Privates Hollywood! Und wenn auch – der brasilianische Urwald ist nicht Papua-Neuguinea! Er ist ein Wald zum Spazierengehen, verglichen mit der Hölle im Hochland von Papua.«
    »Niemand hat sich damals, vor zehn Jahren, die Mühe gemacht, meinen Vater und seinen Piloten zu suchen. Verschwunden, hieß es lakonisch. Suche sinnlos. Das einzige, was wir können, ist abwarten, ob sie wieder auftauchen, obschon man wußte, wo sie ungefähr abgestürzt sein mußten.«
    »Ungefähr – das ist in diesem Land zu wenig, Leonora. Das Gebiet, in dem Ihr Vater verschwunden ist, gehört zu den weißen Flecken auf der Landkarte. Da ist noch niemand gewesen, und dort wird auch in Zukunft nie jemand sein.«
    »Irrtum, Sir Anthony – ich!«
    »Sie sind verrückt.« General Lambs nahm sein Sektglas und stürzte mit einem einzigen Zug den Champagner in sich hinein. Einem Gourmet wäre eine Gänsehaut über den Körper gelaufen. Dann atmete er schwer auf und sah Leonora wieder an. Seine Augenbrauen, eisgrau wie sein übriges Haar, zogen sich zusammen. »Als Sie mir aus New York den ersten Brief schrieben, habe ich mich gefreut, Sie kennenzulernen und als meinen Gast in meinem Haus aufnehmen zu können. Die Tochter von Professor James Patrik. Ich erinnere mich gern an die Abende, die ich mit Ihrem Vater hier auf dieser Terrasse verbracht habe. Wissen Sie, was er zu mir gesagt hat, als ich ihm einen Whisky anbieten wollte? ›Nein, danke … Whisky schmeckt für mich wie ein ausgelutschter Lederhandschuh.‹ Ich werde das nie vergessen.«
    »Mein Vater mochte keinen Whisky, das stimmt. Aber hat er Ihnen auch erzählt, warum? Er bekam als junger Doktor vor lauter Whiskytrinken eine Alkoholvergiftung.«
    »Ja, James war ein toller Bursche. Aber er hörte auch nicht auf mich. Das haben Sie von ihm geerbt, diesen geradezu unheimlichen Dickschädel! Außerdem, solch eine Expedition kostet Geld, sogar viel Geld. Hoffen Sie nicht auf eine Unterstützung der Regierung. Niemand wird Ihnen einen Penny – der heißt hier Toea – geben für ein so sinnloses Unternehmen.«
    »Ich habe Geld genug, Sir Anthony. Mein Vater hat mir ein Vermögen hinterlassen.«
    »Ich glaube, ich muß grob werden!« Lambs sprang auf und schüttelte seinen eisgrauen Kopf. »Und wenn Sie vor Entsetzen ohnmächtig werden, ich muß es Ihnen sagen, vielleicht hilft das: Nach zehn Jahren Verschollenheit ist damit zu rechnen, daß James Patrik längst über dem Eingang einer Hütte hängt, als Schrumpfkopf.«
    Leonora blickte den General ohne ein Zeichen von Erschütterung an. »Sie sehen, ich falle nicht vom Stuhl. Wenn sie meinen Vater getötet und seinen Kopf konserviert haben, dann will ich diesen Schrumpfkopf suchen und zurück nach England bringen.«
    »Wahnsinn!«
    »Sie helfen mir nicht dabei, Sir Anthony?«
    »Ich kann Ihnen nur mit Ratschlägen helfen, und die kennen Sie.«
    »Sie haben gute Verbindungen zur Regierung.«
    »Wie man's nimmt. Ich weiß genau, was in Ihrem Kopf rumort. Ich soll Ihnen die Genehmigung zu dieser idiotischen Expedition verschaffen.«
    »Ja.«
    »Und wie denken Sie sich dieses irre Abenteuer?«
    »Ich habe die Aufzeichnungen meines Vaters immer wieder studiert, die er in der Station Kopago hinterlassen hat. Ich habe auf Spezialkarten die noch nicht erforschten Gebiete gefunden, die er besuchen wollte. Es liegen von ihm genaue Pläne vor, und ich weiß ungefähr, wo er verschwunden ist.«
    »Wieder dieses Ungefähr! Leonora, tun Sie zuerst eins: Überfliegen Sie diese Gebiete und sehen Sie sich die Hölle von oben an. Wenn Sie nicht völlig verrückt sind, werden Sie erkennen, daß dieses Land auch Sie verschlingen wird. Diese Bergurwälder und Sumpftäler kann man nicht erobern. Da ist auch der hochtechnisierte Mensch hilflos.«
    »Wir werden in eines dieser unbekannten Täler mit dem Fallschirm abspringen.«
    »Das haben schon andere versucht. Und was kam dabei heraus? Mit Hubschraubern und an langen Strickleitern hat man die verzweifelten Kerle herausgeholt, ehe sie völlig am Ende ihrer Kraft waren und elend verreckten. Ich kann Ihnen eine Menge Erlebnisberichte vorlegen, in denen das Grauen festgehalten wurde. Aber nein, das waren ja alles schlappe Säcke, aber Sie, als Frau, am Rio Negro gestählt, Sie schaffen es allein!«
    Sir Anthonys Erregung war so groß, daß er auf der

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