Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt
mich mich recht entsinne, warst sogar du machtlos gegen sie.«
»Das ist gemein, Sperber!« brauste sie auf.
»Ich möchte nur, daß du die Dinge siehst, wie sie sind, Aphrael. Ohne den Bhelliom befinden wir alle uns hier in ernster Gefahr – und ich meine damit nicht nur deine Mutter und unsere Freunde. Wenn Krager die Wahrheit gesagt hat und wir es tatsächlich mit Cyrgon zu tun haben, mußt du wissen, daß er mindestens ebenso gefährlich ist, wie es Azash war.«
»Bist du ganz sicher, daß du dir diese fadenscheinigen Ausreden nicht nur deshalb einfallen läßt, weil du Bhelliom wiederhaben möchtest, Sperber?« fragte sie. »Niemand kann sich seiner Verlockung wirklich entziehen. Unbegrenzte Macht kann ein gewaltiger Anreiz sein!«
»Du solltest mich besser kennen, Aphrael«, erwiderte Sperber gekränkt. »So versessen bin ich nun wirklich nicht auf Macht!«
»Wenn unser Feind tatsächlich Cyrgon ist, würde er als erstes die Styriker vernichten«, mahnte Sephrenia die kleine Göttin. »Er haßt uns, weil wir gegen seine Cyrgai vorgegangen sind.«
»Warum rottet ihr euch alle gegen mich zusammen?« fragte Aphrael heftig.
»Weil du starrköpfig bist«, antwortete Sperber. »Bhelliom ins Meer zu werfen, war zum damaligen Zeitpunkt eine gute Idee. Aber inzwischen hat die Lage sich geändert. Ich weiß, daß du Fehler nicht zugeben willst, aber das war einer!«
»Hüte deine Zunge!«
»Wir stehen vor einer ganz neuen Situation, Aphrael«, sagte Sephrenia geduldig. »Du hast mir oft genug gestanden, daß du die Zukunft nicht deutlich sehen kannst. Also hast du auch nicht vorhersehen können, was hier in Tamuli geschehen würde. Demnach hast du im Grunde gar keinen Fehler gemacht, Schwesterlein. Aber du mußt umdenken können! Man kann nicht alles zu Bruch gehen lassen, nur um seinen Ruf der Unfehlbarkeit zu wahren!«
Aphrael gab nach. »Oh, na gut!« Sie warf sich in einen Sessel und lutschte am Daumen, während sie Sperber und Sephrenia anfunkelte.
»Hör auf damit!« befahlen ihr die beiden im Chor.
Aphrael beachtete sie nicht. »Ich will euch dreien nur sagen, daß ich sehr verärgert über euch bin. Ihr wart unhöflich und habt keinerlei Rücksicht auf meine Gefühle genommen. Ich schäme mich euer. Tut, was ihr nicht lassen könnt! Holt euch den Bhelliom, wenn ihr euch einbildet, daß ihr ihn unbedingt braucht!«
»Äh – Aphrael«, sagte Sperber behutsam. »Wir haben keine Ahnung, wo er ist, wie du weißt?«
»Das ist nicht meine Schuld«, schmollte sie.
»O doch. Du hast sehr erfolgreich dafür gesorgt, daß wir alle nicht wußten, wo wir uns befanden, als du den Stein ins Meer geworfen hast.«
»Du bist wirklich gemein, Vater!«
Plötzlich kam Sperber ein schrecklicher Gedanke. »Du weißt doch hoffentlich, wo er ist, oder?« fragte er mit einer Spur Panik.
»Also wirklich « Sperber. Natürlich weiß ich, wo Bhelliom ist. Oder hast du wirklich gedacht, ich würde zulassen, daß ihr ihn irgendwohin werft, wo ich ihn nicht mehr finden kann?«
Inhalt
Frieden herrscht in den Landen Eleniens. Dort herrscht der tapfere Ritter Sperber als Prinzgemahl gemeinsam mit der jungen, schönen Königin Ehlana über ein blühendes Reich.
Doch der Friede ist in Gefahr. Es beginnt mit Gerüchten unter den Bauern, daß die blutigen Helden der Altvorderenzeit wiederauferstehen würden. Bald sammeln sich die ersten Unzufriedenen in Banden, die plündernd und brandschatzend das Land durchziehen. Sie hoffen auf die Magie der Trollgötter – doch die Trolle sind verschwunden, und keiner weiß, wohin.
Dann erreicht ein Gesandter aus dem fernen Tamulischen Imperium den Hof von Elenien. Er bittet um Hilfe. Ungeheuer, untote Krieger und schwarze Magie zerstören sein Land. Sperber, der Ritter der Königin, sei des Kaisers einzige Hoffnung; denn gewiß könne nur ein Held wie er, der einst den dunklen Gott Azash bezwang, gegen die Schrecken der Vergangenheit obsiegen.
Also machen sich Sperber und seine Königin auf zu einer langen Reise in das ferne Reich des Ostens. Am Ziel ihrer Reise erwartet sie die schimmernde Stadt, erfüllt von Korruption und Verrat und der größten Gefahr, der Sperber je ins Auge sehen würde.
Denn die Trollgötter sind zwar gefangen – aber ihr Zauber lebt fort.
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