Tango mit dem Tod
er ihre Hand.
„Um mit der guten Nachricht anzufangen ... die Zeitungen und Zeitschriften werden die Sache natürlich aufgreifen und darüber berichten", meinte er.
„Die Klatschblätter", seufzte Kelly.
„Es gibt keine ..."
„... schlechte Publicity, ich weiß", sagte Kelly.
„Miss, bitten legen Sie sich hin und entspannen Sie sich", sagte der Notarzt freundlich.
„Aber mir fehlt nichts. Und was immer Sie mit mir vorhaben, schalten Sie bitte nicht die Sirenen ein."
Trotz ihrer Bitte heulten die Sirenen auf, als der Wagen schließlich losfuhr.
Trotz der Dramatik der Ereignisse machte sich Joe Penny keine ernsthaften Sorgen um die Zukunft der Serie. Unfälle passierten nun einmal. Sie hatten den Drehort vor allem wegen der Lage des Hauses direkt an dem Abhang gewählt. Joe war erleichtert gewesen, dass er das Haus hatte mieten können. Der Schauplatz dieser Folge sollte wie eine Insel wirken. Dass er dieses Haus gefunden hatte, hatte ihnen hohe Reisekosten erspart. Und bis jetzt war alles völlig problemlos verlaufen.
Die Menge hatte sich inzwischen zerstreut. Ben Garrison, der Polizist, der die Untersuchung leitete, war ein Mann, der sehr besonnen vorging und keinerlei unnötige Unruhe verbreitete. Er und seine Leute hatten jeden, der bei der Aufnahme dabei gewesen war, befragt. Vom Produktionsleiter bis zu den Beleuchtern und Kameraleuten. Und natürlich die zahlreichen
Gäste und Besucher. Wegen der vielen Leute dauerte das Proze-dere länger als erwartet.
Während Joe darauf wartete, dass der Polizeibeamte auch ihm seine Fragen stellte, spürte er plötzlich einen Anflug von Ärger. Er liebte diese Serie. Sie hielt sich schon etliche Jahre ganz oben auf der Beliebtheitsliste, und das in einer Welt - und einem Fernsehmarkt - die sich ständig veränderten.
Er hatte bei seinen Dreharbeiten schon häufig problematische Situationen erlebt. Aber zum Schluss hatte sich doch immer alles regeln lassen. Wichtig war nur, dass die Serie keinen Schaden nahm.
Er merkte, dass er trotz der kühlen Nachtluft schwitzte. Er starrte auf das Haus auf dem Hügel und steilen Abhang daneben. Plötzlich hasste er das Gebäude wie einen Menschen, der ihm etwas Böses hatte antun wollen. Aus dem Augenwinkel sah er, dass Matt Avery auf ihn zukam.
„Das war ja ein wirklich merkwürdiger Unfall", sagte Matt. „Richtig beängstigend. Ich habe mit der Produktion der Serie natürlich nicht direkt zu tun. Aber wir sind finanziell so stark engagiert, dass ich mir einen Vorschlag erlauben möchte."
Joe drehte sich um und sah Matt Avery ins Gesicht. Er zwang sich zu einem Lächeln. Die Serie hatte in der Vergangenheit alle Schwierigkeiten nicht zuletzt deshalb unbeschadet überstanden, weil Matt Averys Firma reichlich Werbegelder investiert hatte. Und Matt war nun einmal in erster Linie Geschäftsmann. Und zwar ein äußerst erfolgreicher und mächtiger.
„Was ist das für ein Vorschlag?" fragte Joe, obwohl er zu wissen glaubte, was Matt sagen würde. Er konnte durchaus verstehen, dass Matt sich Sorgen machte.
„Bei jedem anderen wäre ich bereit gewesen, an einen dummen Zufall zu glauben", sagte Matt. „Aber es ist nun mal Kelly passiert. Sie hätte über den Abhang stürzen und sterben können."
„Die Polizei wird das alles sorgfältig untersuchen", warf Joe
ein.
„Aber Sie hatten die Szene doch mehrfach geprobt, Joe."
„Vielleicht hat sich ja gerade dadurch der Untergrund gelockert", überlegte Joe.
„Es könnte doch aber auch sein, dass einer von den Hunderten ... ach was, Tausenden von Zuschauern, die sie ständig mit Hassbriefen bombardieren, sich entschlossen hat, Maria Valentine in den Tod zu schicken."
„Matt! Wir haben den Drehort wirklich geheim gehalten."
„So? Dafür waren aber ganz schön viele Leute hier heute Abend."
Joe zuckte mit den Achseln und blickte sich um. Matt Avery hatte einige Manager seiner Firma mitgebracht. Und dann war da dieser Produzent, der das Musikvideo drehen wollte. Der Typ da hinten war der Star einer Rockband. Und einer der Kameraleute hatte darum gebeten, seine Schwester, die zu Besuch bei ihm war, mitbringen zu dürfen. Die anderen ... Joe wusste es nicht. Jedenfalls war ihm niemand irgendwie aufgefallen. Die Neugierigen und Zaungäste aus der Nachbarschaft hatten hinter der Absperrung an der Straße gestanden.
„Matt, Kelly ist Schauspielerin. Wenn sie arbeitet, sind immer eine Menge Leute dabei", sagte Joe.
„Ja, und deshalb müssen wir besonders auf sie
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