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Tante Dimity und der Fremde im Schnee

Tante Dimity und der Fremde im Schnee

Titel: Tante Dimity und der Fremde im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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zerfallen waren.
    Immer wenn ich das blaue Buch aufschlug, erschien Dimitys Handschrift auf dem Papier, ausgeführt mit einer eleganten, gestochenen Feder –
    eine Art zu schreiben, wie es zu einer Zeit gelehrt worden war, als Knopfstiefel in Mode waren. Ich hatte keinen Schimmer, wie es Tante Dimity gelang, den Abgrund zwischen dem Jetzt und der Ewigkeit zu überbrücken, aber ich behielt das Geheimnis des blauen Buches für mich, denn ich schätzte ihre Anwesenheit im Cottage sehr und wünschte, sie würde für immer bleiben.
    »Dimity?« Ich setzte mich in einen der beiden großen Ledersessel, die den Kamin flankierten, und legte das Buch in meinen Schoß. Ich warf einen Blick zur geschlossenen Tür und sprach leise. Verständlicherweise scheute ich mich davor, meine Gäste wissen zu lassen, dass ich eine tote Frau ansprach. »Dimity?«, wiederholte ich, und wie stets überkam mich ein leichter Schauder, als die vertraute, sanft geschwungene Schrift sich auf der Seite entfaltete.
    Guten Morgen , meine Liebe , und das sage ich wohl mit Recht . Du musst sehr glücklich sein .

    Der Schnee ist gefallen , ganz wie du es dir gewünscht hast .
    »Reden wir jetzt nicht von Schnee«, sagte ich knapp. »Es gibt etwas anderes, über das wir reden müssen.«
    Und was ist das?
    »Letzte Nacht ist ein alter Mann fast erfroren, in der Auffahrt zum Haus«, sagte ich.
    Wie furchtbar .
    »Es sieht so aus, als habe er dich besuchen wollen«, fuhr ich fort. »Die Schwestern Pym sprachen mit ihm, als er an ihrem Haus vorbeikam. Er sagte, er sei auf dem Weg zu Dimity Westwoods Cottage. Ich dachte mir, dass du ihn vielleicht von deiner Arbeit für die Stiftung kennst.«
    Tante Dimity war nicht nur unverschämt reich gewesen, sie hatte ihrem Kapital auch nicht gestattet, Rost anzusetzen. Mit einem Großteil hatte sie die Westwood-Stiftung gegründet, eine Dachorganisation für eine ganze Reihe wohltätiger Einrichtungen, denen heute ich nominell vorstand.
    »Du hast doch damals Umgang mit allen möglichen Leuten gehabt«, sagte ich. »Ich meine arme Leute.«
    Meine Arbeit für die Stiftung hat mich in die glückliche Lage versetzt , mit Menschen in Kontakt zu treten , denen ich sonst nie begegnet wäre .
    Es hat meinen Horizont beträchtlich erweitert .
    Dimitys unausgesprochener Rüffel traf mich zwar, aber es war nur ein Streifschuss. Ich wünschte keine Obdachlosen an meinem Horizont zu sehen. Wenn Bettler auf mich zukamen, drehte ich mich um. Und da besagter Stromer ausgerechnet den ersten Tag meiner geplanten Weihnachtsfeiern gestört hatte, fühlte ich mich noch weniger wohltätig als sonst.
    »Handelt es sich bei diesem Landstreicher vielleicht um einen Freund von dir?«, fragte ich gelassen.
    Das ist sogar sehr wahrscheinlich .
    »Warum glaubst du das?«
    Er hat den Reitweg genommen , Lori .
    »Und?«
    Mit dem Reitweg kürzt man ein Drittel der Strecke zwischen Finch und meinem Cottage ab .
    Der Weg verlief kaum einsehbar entlang des Flusses und schlängelte sich dann hinter dem Haus der Schwestern Pym und an den Ställen der Harris’ vorbei durch den Eichenwald, der mein Anwesen von dem ihren trennte.
    Ein Fremder würde gar nichts von diesem Weg wissen . Der Gentleman muss mich bereits besucht haben , wahrscheinlich sogar des Öfteren , sonst hätte er diese Abkürzung gar nicht gekannt .
    »In letzter Zeit kann das aber nicht gewesen sein«, meinte ich. »Sonst hätte er gewusst, dass du nicht länger … Besucher empfängst.«
    Ein alter Freund , vielleicht , zu dem seit Jahren kein Kontakt mehr bestand … aber was könnte einen kranken und unterernährten Mann dazu bringen , inmitten eines Schneesturms einen einsamen Reitweg entlangzustapfen?
    »Spielt das denn überhaupt eine Rolle?«, fragte ich. Insgeheim beschäftigte ich mich bereits mit dem Backen der weihnachtlichen Pastete.
    Aber natürlich . Wir müssen etwas unternehmen , Lori .
    »Er befindet sich bereits im Radcliffe und bekommt dort die beste Behandlung, die man für Geld kaufen kann«, versicherte ich.
    Aber was wird aus ihm werden , wenn man ihn aus dem Krankenhaus entlassen hat? Wir müssen jemanden finden , der sich danach um ihn kümmert – seine Familie , Freunde … er darf unter keinen Umständen wieder auf der Straße landen .
    »Aber wir wissen gar nicht, um wen es sich handelt«, sagte ich.

    Dann müssen wir es herausfinden . Beschreibe ihn bitte .
    Ich zuckte mit den Schultern. »Groß, dünn, lange Haare, langer Bart, beides grau.«
    Und sein

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