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Tante Dimity und der Kreis des Teufels

Tante Dimity und der Kreis des Teufels

Titel: Tante Dimity und der Kreis des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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»Bäh!« sagte.
    Mein Gehirn lag brach, so viel war klar. Ich musste wieder mehr Kontakt mit Erwachsenen haben, und wenn aus keinem anderen Grund, dann schon meines Vokabulars wegen.
    Während die Mutter in mir zögerte, führte die Zigeunerin, angefeuert durch die Vorstellung jener nebelverhangenen Berge, einen Freudentanz auf. Und als ich abends endlich dazu kam, mit meinem Mann darüber zu sprechen, hatte die Zigeunerin haushoch gewonnen.
    »Bill«, sagte ich entschlossen, »Stan hat ein Projekt für mich, in Northumberland.«
    »Das ist doch wunderbar!«, sagte Bill begeistert. »Es würde dir guttun, mal ein bisschen herauszukommen, und ganz ehrlich gesagt, ich würde auch gern ein paar Tage mit den Jungs allein sein. Sie sollen doch nicht in dem Glauben aufwachsen, dass Vater zu sein eine Teilzeitbeschäftigung ist.«
    »A-aber ich würde mindestens eine Woche weg sein«, stotterte ich, verunsichert durch Bills Bereitwilligkeit. Es war fast, als hätte man einem Berg Schlagsahne einen Fausthieb versetzt.
    »Kein Problem«, sagte Bill. »Ich lege meine Termine um, und Gerald kann sich um die dringenden Sachen kümmern, die anfallen. Außerdem habe ich ja Annelise als Hilfe, du brauchst dir also keine Sorgen zu machen.«
    »Stimmt«, gab ich widerstrebend zu.
    »Und wenn du fertig bist, komme ich nach«, sagte Bill, der sich immer mehr für die Idee erwärmte. »Wir fahren zusammen nach Edinburgh und hören uns eine Debatte im neuen schottischen Parlament an. Das wollte ich schon längst einmal erleben. Schließlich ist es das erste Mal seit fast dreihundert Jahren, dass die Schotten
    …« Er hielt mitten im Satz inne und sah mich fragend an. »Um Himmels willen, Lori, du brauchst mich doch nicht um Erlaubnis zu fragen, wenn du fahren willst. Was glaubst du denn, wer ich bin? Dein Herr und Gebieter?«
    »Ich glaube«, sagte ich, wobei mir die Knie weich wurden, »du bist ziemlich vollkommen.«
    Nachdem ich meinen Mann ausgiebig geküsst hatte, ergriff ich den Hörer, um Stan anzurufen, der über die Nachricht natürlich hoch entzückt war.
    »Ich wusste, dass ich mich auf dich verlassen kann, Shepherd. Ich faxe dir die Details und sage den Hollanders, dass du kommst. Und genieße die Landschaft.«

    Welche Landschaft?, schäumte ich, während der Range Rover seine halsbrecherische Fahrt den Berg hinauf fortsetzte. Meine Sicht reichte nicht viel weiter als bis zu meinen weißen Fingerknö cheln, die das Lenkrad umklammerten. Der Wettermann im Radio teilte mir gut gelaunt mit, dass es den ganzen letzten Monat über im Norden stark geregnet habe, und seiner Vorhersage konnte man entnehmen, dass sich daran wohl in nächster Zeit nichts ändern würde. Ich hoffte, dass die Hollanders wenigstens an ihrem Hochzeitstag Sonnenschein hatten, denn ich ging jede Wette ein, dass sie seitdem die Sonne nicht mehr gesehen hatten.
    Es hatte keinen Sinn, Stan die Schuld für meine Situation zu geben. Er mochte mich angestachelt haben, nach Northumberland zu fahren, aber für den Regen war er nicht verantwortlich.
    Also ließ ich das Handy in meiner Umhängetasche, die auf dem Beifahrersitz unter meiner Jacke lag.
    Plötzlich hörte ich, wie es hart auf das Dach des Range Rovers trommelte. »Hagel«, murmelte ich und rollte die Augen. »Und was kommt als Nächstes? Eine Heuschreckenplage?«
    Ich sah nach hinten, wo sich normalerweise die Kindersitze der Zwillinge befanden, und dankte dem Himmel, dass meine Jungen zu Hause in Sicherheit waren. Beinahe wäre ich jedoch vom Weg abgekommen, denn im selben Moment wurde der Rover von einem Steinhagel getroffen.
    Auf der Windschutzscheibe zeichnete sich ein Sprung ab, und die Seitenfenster wurden zu Millionen kleiner scharfer Splitter zertrümmert. In Panik trat ich auf die Bremse und schlitterte ein Stück weiter bis an jene Stelle, wo ein Bergrutsch die aufgeweichte Straße vor mir versperrte.
    Fassungslos sah ich, wie die polternden, schlammigen Erdmassen sich den steilen Berg hinabwälzten und die schmale Straße verschütteten, wobei sie alles, was ihnen in den Weg kam, mitrissen und in den nebligen Abgrund fegten.
    Vorsichtig griff ich nach dem Schalthebel, um den Rückwärtsgang einzulegen, aber noch ehe ich dazu kam, ging eine Erschütterung durch den Wagen, worauf er sich unaufhaltsam in Richtung der vorbeifließenden Schlammlawine neigte. Der Boden unter meinen Rädern gab nach.
    Meine Hand blieb in der Luft stehen, dann ließ ich sie langsam sinken und löste den Sitzgurt.

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