Tanz der Dämonen
Feuer und Schwert vernichten sollen! Es wird ja doch Hauen und Stechen geben! Schon bald. Ihr werdet es sehen!«
»Ssst! Nicht so laut!«
»Wieso denn? Darf ich nicht mehr sagen, dass ich es mit dem Kaiser halte?«
Neben mir ging ein magerer Mann, ein blechernes Becken auf dem Kopf, wie es die Bader und Barbiere benutzen. Er blinzelte mir verschwörerisch zu. »Alles Unsinn!«, raunte er. »Glaub mir eines, mein Sohn, auf den Kaiser sind bereits die Mörder angesetzt. Aus der Welt werden sie ihn schaffen, so wie damals diesen Cäsar!«
Das sei etwas anders gewesen, wollte ich sagen, denn damit kannte ich mich aus, aber er brummte vor sich hin und hörte mir gar nicht zu.
Vor uns senkte sich die Straße ein wenig. Der Wald wich zurück, und ein Fahrweg kreuzte unsere Straße.
Ich sah ein paar Häuser und einen offenen Platz, wo sich einige Straßenhändler postiert hatten. Da werde ich rasten, dachte ich.
Aber da ging etwas vor! Leute standen beisammen und bildeten einen Kreis. Ein wahres Gedränge. Ich hörte die spitzen Schreie einer Frau, vermischt mit dem Gebell eines Hundes und der kehligen Stimme eines Mannes, der einem anderen etwas zurief. Ich kam gerade noch rechtzeitig, um alles genau zu sehen, ehe der Volksauflauf so groß wurde, dass kein Durchkommen mehr war.
Da liegt ein Mann auf der Straße, die Arme ausgebreitet imSchlamm. Ist er betrunken? Die Umstehenden glauben es. Einige Scholaren in bunten Jacken reißen anzügliche Witze über die Trunksucht und wie sie gleich der Zauberin Circe Männer in Schweine verwandle. Auf Latein! Kaum einer außer mir wird das verstanden haben. Doch kommt es mir durchaus nicht so vor, als sei dieser Mann dort betrunken. Schaut ihn denn keiner richtig an? Das ist keine Schnapsleiche! Sein weißer Bart ist mit Straßendreck verklebt, seine Augen stehen offen, und aus dem Mundwinkel rinnt ein dünner Blutfaden. Was jedem auffallen müsste, ist seine vornehme Kleidung! Der Mantel ist aus Samt und am Kragen mit Pelz verbrämt.
»Ich kenne den«, raunt ein Mann hinter mir, einer von denen, die eben über Politik geredet haben. »Das ist Meister Arckenberg, Ratsherr in Köln.«
»Was Ihr nicht sagt«, antwortet sein Begleiter. »Aber ja! Ihr habt Recht!«
Zwei Männer kommen aus dem Wirtshaus, Schankknechte, und fassen den Liegenden an den Schultern und an den Hüften. Die Umstehenden verfolgen es wie gebannt.
»Er ist da rausgekommen und noch ein paar Schritt getorkelt!«, verkündet eine Bäuerin mit gellender Stimme. »Aus der Schänke da. Grad eben. Grad eben. Ich hab’s geseh’n.«
Einer der Männer, die den Reglosen aufheben wollen, zieht erschrocken die Hände zurück, so dass der Körper wieder in den Schmutz gleitet. Die Hände sind rot verschmiert!
Die Bäuerin stößt einen spitzen Schrei aus.
»Er blutet«, stammelt der Schankknecht.
»Der Mann ist ja tot«, kreischt die Bäuerin. »Drück ihm doch einer die Augen zu!«
Die Menge wird unruhig. Vermutungen und Befürchtungen werden getuschelt. Dann fahren alle Köpfe herum. Aus einem Durchgang im Inneren des Gebäudes gellt eine Stimme: »Hier liegt ein Messer – ganz voll Blut!«
»Bringen wir ihn endlich weg«, brummt der Knecht, der den Körper nicht losgelassen hat. »So mach schon, du Trottel!« Zögerndfasst der mit den blutigen Händen wieder zu. Zwei weitere Männer bücken sich, um zu helfen.
»Gebt Acht: Ich kenne einen von denen da«, sagt einer der beiden Reisenden neben mir. Neugierig folge ich seinem verstohlenen Fingerzeig, der gar nicht für mich bestimmt ist. Er meint einen von mehreren Männern, die an den Toten herandrängen. »Das ist der, den sie den Schwarzen Hund nennen. Verdammt! Verschwinden wir von hier!«
Da habe ich diesen Namen zum ersten Mal gehört, und den dazugehörigen Mann habe ich im gleichen Augenblick wiedererkannt: der Anführer der Banditen!
Der Schwarze Hund, denke ich, und mir wird plötzlich eisig kalt. Bis mir ein heißer Schauer über den Rücken läuft. Denn ich bemerke etwas in der verkrampften Hand des Toten, das durch den Dreck schleift, als er weggetragen wird. Es glitzert golden: ein Amulett in Gestalt eines Skorpions – genau wie das unter meinem Wams!
Ich habe mich noch eine Weile in der Nähe der Schänke herumgedrückt. Ich hatte einfach Angst, mit dem Kerl zusammenzutreffen, den man den Schwarzen Hund nannte, und die Nähe der vielen Menschen gab mir ein Gefühl von Sicherheit. Ich ging, weil ich mir etwas Bewegung verschaffen
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