Tanz mit mir ins Glueck
Unterton. Irgend etwas stimmte hier nicht - und daran war nicht nur seine Anwesenheit schuld. Er beschloss, das Rätsel zu lösen. „Ist der Zeitpunkt schlecht gewählt, weil er mit dem Cinderella-Ball zusammenfällt?"
„Ist das nicht Grund genug?"
„Mag sein ..." Sein Misstrauen war geweckt. Sie verbarg etwas vor ihm! „Oder gibt es einen anderen Grund, weshalb du mich hier nicht haben willst?"
Die Ader an ihrem Hals pochte heftig. „Nein, wieso?"
Auf einmal kam ihm eine Idee. „Du wolltest heute abend heiraten, oder?" Er packte ihre Schultern mit eisernem Griff.
Einen Moment lang glaubte er, sie würde nicht antworten. Dann hob sie jedoch trotzig das Kinn und sah ihm fest in die Augen. „Warum schockiert dich das? War das nicht auch dein Plan? Das hast du zumindest angedeutet."
Er lockerte seinen Griff und streichelte sanft ihren Arm. Irgend etwas lief hier gewaltig schief, aber in seinem Zorn konnte er nicht erkennen, was es war.
„Warum, Aimee?" fragte er leise. „Warum willst du so etwas Leichtsinniges tun?"
„Leichtsinnig? Wenn die Tochter der Montagues auf dem Cinderella-Ball den Mann ihrer Träume trifft, ist das doch kein Leichtsinn. Ich fände es sogar sehr passend", erklärte sie kühl.
„Mach dich nicht lächerlich." Sein Zorn war nun unüberhörbar. „Es ist absolut nichts Passendes daran, einen Mann zu heiraten, den du erst wenige Stunden kennst. Und das weißt du ganz genau. Wenn es nach mir ginge, gäbe es keine Cinderella-Bälle mehr."
„Das ist mir klar. Mir ist durchaus bewusst, dass du alles versucht hast, um diese Tradition zu beenden."
Er lächelte zynisch. „Nicht alles, sonst wäre ich nicht hier."
„Wie meinst du das?"
„Ich meine, dass es ein oder zwei Möglichkeiten gibt, die ich noch nicht ausprobiert habe."
„Mich wundert deine Zurückhaltung in diesem Punkt."
„Ich bevorzuge weniger radikale Methoden", konterte er. „Leider haben sie nicht funktioniert. Und das stürzt mich in ein Dilemma."
„So? Du erstaunst mich. Früher hast du nie gezögert, wenn es darum ging, Unheil anzurichten. Erzähl mir nicht, dass du in den letzten fünf Jahren Mitgefühl oder Nachsicht entwickelt hast."
Raphael zog sie erneut an sich, doch selbst dadurch konnte er sie nicht einschüchtern. Aber warum sollte sie ihn auch fürchten? Egal, wie wütend er wurde, er könnte ihr niemals weh tun. Und das wusste sie. „Wenn ich ein Mann ohne Mitgefühl oder Nachsicht bin, so ist das allein deine Schuld."
„Das glaube ich genausowenig wie die Drohungen, die du in den vergangenen Jahren ausgestoßen hast."
„Das könnte sich als schwerwiegender Fehler erweisen." Eine unverhohlene Warnung schwang in seinen Worten mit. „Du darfst die Tatsache, dass ich nicht alle mir zur Verfügung stehen den Mittel ausgeschöpft habe, nicht als Schwäche auslegen, miamada."
Aimee lachte. Früher hatte es Zeiten gegeben, da er sich nach ihrem Lachen gesehnt hatte. Aber diesen Wunsch hatte er schon längst verdrängt. Leider hatte die Trennung von ihr nicht auch seine anderen Bedürfnisse verdrängt - besonders jene, die körperliche Nähe verlangten.
„Glaub mir, ich habe dich nie für schwach gehalten. Ganz im Gegenteil." Sie wurde wieder ernst. „Warum bist du wirklich hier, Raphael?"
Er musste sich entscheiden. Ihm blieben nur zwei Möglichkeiten: Entweder blieb er bei seinem ursprünglichen Plan und nahm schnelle Rache, indem er den Cinderella-Bällen ein für allemal ein Ende bereitete, oder er erreichte das gleiche Ziel und konnte dabei sogar das zwischen Aimee und ihm lodernde Verlangen stillen. Durch seine bloße Anwesenheit hatte er die Glut in ihr entfacht, der Tanz hatte wie der sprichwörtliche Funke gewirkt. Es würde nicht schwer sein, die Flammen der Leidenschaft zu schüren - ein Kuss, und das Feuer würde außer Kontrolle geraten.
Leider würde es nicht von Dauer sein, das war die Natur des Feuers. Es würde allmählich herunterbrennen, bis schließlich nur noch kalte Asche übrig war, Die Wahl fiel ihm nicht schwer. Das Ergebnis wäre bei beiden Alternativen ohnehin das gleiche: An diesem Abend würde der letzte Montague-Ball stattfinden. Und wie er das anstellte ... Sein Blick fiel auf Aimee. Nur ein Narr würde nicht zugreifen, wenn sich ihm eine solche Gelegenheit bot. Sie wollte heiraten. Er konnte sie vor dieser Dummheit bewahren. Und gleichzeitig konnte er sowohl ihr als auch ihren Eltern beweisen, dass der Cinderella-Ball nichts weiter war als eine gefährliche
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