Tanz unter Sternen
aus welchen Legierungen Krupp Geschütze baute und wann das Unternehmen größere Mengen Eisenerz einkaufte oder dass die Skoda-Werke in Böhmen österreichische Bestellungen für Schlachtschiffwaffen erhalten hatten.
Die Entwicklung von Luftschiffen wurde kritisch beobachtet. Man hielt sich über U-Boote auf dem Laufenden und beobachtete argwöhnisch deutsche Truppenbewegungen an der Grenze zu Frankreich und Belgien.
1910 erlebte der Geheimdienst einen Rückschlag. Vivian Brandon und Bernard Trench wurden von den Deutschen festgesetzt und der Spionage angeklagt. Man hatte sie mit Fotografien der Verteidigungsanlagen entlang der Nordseeküste erwischt, außerdem mit Karten und Notizen zu den Hafenanlagen.
Ein Jahr später lieferte ein Doppelagent den Spion Stewart an die Deutschen aus, der gerade Hamburg, Cuxhaven und Bremerhaven ausspionierte. Stewart behauptete während der Gerichtsverhandlung, kaum genug Deutsch zu verstehen, um sich ein Essen zu bestellen. Er wurde nach zwei Jahren Haft entlassen.
Der Leiter des britischen Auslandsgeheimdienstes, Cumming, versuchte, die neuesten Technologien einzusetzen. Er verfolgte beispielsweise den Plan, mit einem Flugzeug die französisch-deutsche Grenze zu überwachen. Nachdem er das Spionageflugzeug 1914 gekauft hatte, brach aber der Krieg aus, bevor er es zum Einsatz bringen konnte.
Das Budget des Geheimdienstes vervielfachte sich während des Krieges. Bald nahm der Secret Service eine Form an, wie wir sie von heutigen Geheimdiensten kennen: mit verschlüsselten Nachrichten, geheimen »Briefkästen« zur Übergabe, Sabotage, Lockvögeln und verdeckten Ermittlern unter anderem in Norwegen, Schweden, Dänemark, Spanien, Italien, Ägypten, Südamerika und den USA. Häufig nahmen die Agenten zur Tarnung die Identität eines Kaufmanns oder eines Journalisten an. Andere behielten ihren früheren Beruf. Nonnen und Priester arbeiteten dem Geheimdienst zu, auch Fabrikarbeiter bei Krupp. Ein Marineingenieur namens Dr. Karl Krüger, den man vor Gericht gestellt und degradiert hatte, weil er im Hafen einen Verwandten des Kaisers beleidigte, bot verbittert dem britischen Secret Service seine Dienste an und wurde zu einem der Topspione im Ersten Weltkrieg.
Man fing die Funknachrichten der deutschen Doppeldecker ab, um herauszufinden, über welcher Stadt oder welchen Industrie anlagen sie ihre Bomben abwerfen und welche Route sie fliegen wollten.
In Belgien verführte eine attraktive Frau aus guter Familie, die im Dienst des britischen Geheimdienstes stand, einen deutschen Spion und luchste ihm Informationen ab. Mit ihrer Hilfe zerschlug man das Netzwerk des Spions.
Immer wieder wurden durch die Agenten des Geheimdienstes deutsche Spione enttarnt, 1916 waren darunter mehrere US-amerikanische Journalisten, die für die Deutschen in England spionierten. Wurden feindliche Agenten geschnappt, drohte ihnen das Todesurteil oder eine lange Haftstrafe.
Selbst in den USA kämpften die Geheimdienste gegeneinander. 1915/16 setzte der Secret Service den deutschen Saboteur Franz von Rintelen fest, der unter dem Vorwand, Mitarbeiter der deutschen Botschaft in Washington zu sein, in New York Schiffe sabotierte. Er hatte dafür spezielle Füllfederhalterbomben entwickelt und über zwei Dutzend Schiffe beschädigt, die von den USA mit Munition und anderen Gütern an die alliierten Kriegsgegner des Deutschen Reiches auslaufen sollten.
Als die deutschen Agenten versuchten, ein Schiff mit Waffen nach Indien zu senden, um dort mithilfe der indischen Freiheitsbewegung eine Revolution gegen die britische Kolonialherrschaft anzuzetteln, deckte der britische Geheimdienst das Vorhaben auf und brachte zwischen November 1917 und Juli 1918 in San Francis co über 100 Beteiligte vor Gericht.
Trotz aller Bemühungen der britischen Agenten, die öffentliche Meinung in den USA gegen die Deutschen zu wenden, gelang es dem international angesehenen deutschen Botschafter Johann Heinrich Graf von Bernstorff lange Zeit (bis 1917), die US-Amerikaner von einem Kriegseintritt auf Seiten der Alliierten abzuhalten. Um ihn bloßzustellen, stahl ihm der Secret Service ein Urlaubsfoto, das ihn in Badekleidung mit zwei ebenfalls spärlich bekleideten jungen Frauen zeigte, und gab es an die Presse weiter. Die Veröffentlichung stellte den verheirateten Diplomaten öffentlich bloß.
Am 16. Januar 1917 fing der britische Geheimdienst ein Telegramm ab, in dem der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Arthur Zimmermann dem
Weitere Kostenlose Bücher