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Taqwacore

Taqwacore

Titel: Taqwacore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Knight
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seine grüne Heinekenflasche. »Es heißt eigentlich Dschebel Tariq, ›Berg von Tariq‹, benannt nach dem Feldherren, der Spanien eroberte.«
    »Das ist ja irre«, sagte Marcos.
    »Und es gibt da Kathedralen, die früher Moscheen waren, und keiner weiß es. Die ganzen Katholiken gehen am Sonntag hin, um ihre Oblaten zu essen, und überall an den Wänden stehen die verdammten Koranverse.«
    »Wow.«
    »Und weißt du was, Bruder, im muslimischen Spanien herrschte eine völlige geistige Freiheit … deshalb kam dann ja auch die Inquisition. Als die Katholiken Spanien zurückeroberten, gab es da all diese christlichen Irrlehren, die florierten, weil es den Muslimen total egal war … und die ganzen Juden – auch der verdammte Maimonides, ihr größter mittelalterlicher Denker, lebte im muslimischen Spanien. Und natürlich haufenweise Mumine. Als die Christen es also zurückerobert hatten, mussten sie aufräumen und das ganze freie Gedankengut ausmerzen.«
    »Mist«, sagte Marcos.
    »Ja«, sagte Jehangir. »Wir waren nämlich die Guten und sie waren die Arschlöcher.«
    »Was passierte dann?«
    »Allahu Alim.«
    Ich sah zu, wie Rude Dawud alle und jeden umarmte und von Mädchen umlagert wurde.
    »Glaubst du, wir werden ihn jemals wiedersehen?«, fragte ich Jehangir. Zu diesem Zeitpunkt hatte Jehangirs Rausch schon einen Punkt erreicht, an dem er mir eine super-sentimentale Antwort geben würde, die wahrscheinlich nicht besonders sinnvoll ausfiel.
    »Wenn nicht in dieser Welt, dann in der nächsten«, sagte er. »Du kannst nie wissen, Yakhi. Es steht alles in der adh-Dhariyat .«
    »Der was?«
    »Der adh-Dhariyat . Die verdammten … Winde der Zerstreuung. Es ist eine Sure … die 51., glaube ich. ›Wa-’dh-dhariyati dharwa‹ …«
    »Und?«
    »Yusef, Allah ist der Wind, Er ist der scheiß Wind der Zerstreuung.«
    Jehangir legte seinen Arm um mich. Er stank und seine Augen waren rot. »Siehst du all diese Leute hier, Yusef Ali? Sie sind wie die verdammten Blätter auf der Erde. Ein Blatt, zwei Blätter, drei Blätter. Ein scheiß Durcheinander von Blättern. Okay, jetzt sieh dir diesen Typ da drüben mit den hochgestellten Haaren an. Siehst du ihn? Da ist er nun heute Abend, mit uns allen zusammen. Hier bei Dawuds Costa-Rica-Party. Hier in Buffalo mit seiner Clique und was weiß ich. Vielleicht geht er hier zur Uni oder hat einen Job oder beides. Er hat ein Leben und kennt lauter Menschen mit unterschiedlichen Wertvorstellungen. Und dann nehmen Allahs Winde der Zerstreuung ihn einfach mit und bringen ihn ins verfluchte Michigan oder so. Zack! Neue Leute. Wie ein verdammtes Blatt, das im Wind herumtorkelt, von einem Laubhaufen auf den nächsten. Sieh mich an, Yusef, und wo ich schon überall war. Die Winde nehmen mich mit und wirbeln mich herum. Es ist wunderbar.«
    »Stimmt.«
    »Jetzt bringt Allah Rude Dawud nach Costa Rica. Wir haben keinen Schimmer, für wie lange. Vielleicht ist er in einem Monat wieder da, weil er den verdammten Schnee vermisst oder so. Vielleicht stürzt das Flugzeug ab und alle sterben. Inschallah. Oder er geht da runter, findet es toll, und dann, in zehn Jahren, fährst du mit deiner Frau auf eine zweite Hochzeitsreise. Wohin? Nach Costa Rica. Und ohne daran gedacht zu haben, dass du ja einen Freund in Costa Rica hast, fährst du da runter und läufst ihm am Strand in die Arme. Heilige Scheiße, Takbir!«
    »Allahu Akbar«, entgegnete ich.
    »Und wenn nicht, dann gibt’s noch den Kauthar.«
    »Inschallah.«
    »Aber weißt du was, Bruder? Ich hab genug von all … dem hier.« Er schwenkte seinen Arm in Richtung der Punks und Jamaikaner, die zusammen tranken. »Es wird Zeit, dass ich nach oben gehe und mein Ischa bete. Falls ich die Treppe raufkomme.« Er klopfte mir auf die Schulter und ging weg. Nach einigen Minuten beschloss ich, ihm zu folgen. Es würde den Wert des Gebets immerhin um das Siebenundzwanzigfache vergrößern.
    Ich ging in sein Zimmer und fand ihn, wie er weggetreten in der Sadschda verharrte, sein Anus zeigte gen Himmel.
    Als ich vor dem China-Imbiss stand, erlebte ich einen dieser Momente . Er war vorüber, sobald ich ihn bemerkte, aber er war real. In Buffalo beginnt das Wetter unangenehm zu werden, sobald der Herbstwind dir ins Gesicht bläst. Bis der harte Buffalo-Winter mit den hüfthohen Schneemassen einsetzt, können noch Wochen vergehen. Aber in diesem Moment weißt du, dass er kommen wird.
    »Die habe ich für Jehangir gekauft«, sagte Amazing Ayyub in seinem

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