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Taqwacore

Taqwacore

Titel: Taqwacore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Knight
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aufgegebenen, verrammelten Geschäften entdeckte ich eine Glastür, die nirgendwo hinführte und deren Aufschrift in Blau und Gold mich darüber informierte, dass sich hier früher eine Niederlassung der GEWERKSCHAFT DER VEREINIGTEN STAHLARBEITER VON AMERIKA befunden hatte, darunter stand: LOUIS J . THOMAS , DIREKTOR . Jetzt hing dort ein Schild, auf dem JUWELEN - GROSSHANDEL stand. Als ich durch die Glastür linste, konnte ich weder Juwelen noch Stahl ausmachen, ich sah nur Wände, von denen die Farbe abblätterte, und eine längst vergessene Malerrolle.
    Dann bog ich schnell in die Passage am Theater Place ein, um aufs Klo zu gehen. Ich musste ganz dringend scheißen. Plötzlich, als wäre ich in eine Warp-Zone des alten NES -Spiels Super Mario 1 geraten, wurde ich in ein völlig anderes Buffalo transportiert. Das Erste, was ich sah, war eine lange Schlange von Normalbürgern, die an der Kasse des Shea’s Performing Arts Center anstanden, um Eintrittskarten zu kaufen. Zu meiner Rechten befand sich eine Filiale von Melanie’s Sweets, an den Wänden hingen Bilder von Elvis, alles war hell erleuchtet und im Hintergrund erklang leiser Jazz. Ich ging die gewundene Treppe hinauf, um eine Toilette zu finden, aber im ersten Stock waren nur Büros. Ich entdeckte eine Herrentoilette, die aber abgeschlossen war. Um wieder nach unten zu kommen, nahm ich diesmal den Fahrstuhl – ich hätte am liebsten einfach dort hingemacht und wäre abgehauen.
    Als ich aus der Passage am Theatre Place hinaustrat, kam mir Buffalo auf einmal ganz verändert vor. Jetzt fielen mir all die Plakate auf, die für Ausstellungen und Theateraufführungen warben. Ich wusste nicht, warum ich sie vorher nie bemerkt hatte.
    Ich überquerte die Schienen der Straßenbahn und ging am Gebäude der M & T -Bank vorbei, vor dem eine Herde attraktiver junger Frauen in Businessklamotten herumstand und Zigaretten rauchte. Sie waren hübsch, sahen aber abgekämpft aus. Von ihren starren Gesichtern konnte man ablesen, dass ihnen jegliche Romantik abhandengekommen war. Dann lief ich vorbei an dem bronzenen Soldaten mit seinem schief sitzenden Hut und dem Gewehr, das lässig auf seinem rechten Arm ruhte; ein Denkmal für die Veteranen des Spanisch-Amerikanischen Krieges und des philippinischen Aufstands. Ich konnte mir vorstellen, wie Amazing Ayyub zu ihm hochschaute und so etwas sagte wie: »Hey, Bruder, vielleicht steht hier in hundert Jahren ein Standbild von mir ?« Und was hätte man darauf antworten können außer: »Das wäre echt abgefuckt, Ayyub.«
    Ein Stück weiter die Straße runter stand eine Statue des tapferen General Pulaski mit seinem Schwert und einem Umhang, der wie eine Löwenmähne hinter ihm her flatterte. Allein das Wort fand ich witzig. Pulaski . Nördlich von Syracuse an der I -81 gibt es eine Stadt, die nach ihm benannt wurde.
    Ich ging an einem Perückengeschäft und am Leseraum der Christian Science vorbei, dann entdeckte ich ein Graffiti-Tag an einem der verrammelten Geschäfte: BULLET 716, darunter war eine Kugel mitsamt Bewegungslinien abgebildet. Ich musste immer noch ganz nötig scheißen. Ein Büro der Behörde für Wohnbau und Stadtentwicklung. Ich musste auch pinkeln. Das Lafayette-Court-Gebäude. Von hier war es nicht mehr weit bis zur Gasgesellschaft, 455 Main Street.
    Ich ging hinein, schrieb meinen Namen auf die Liste und setzte mich auf einen der vielen freien Stühle. Überall hingen Plakate, sodass jeder die beiden wichtigsten Mitteilungen lesen konnte: 1. Wenn Sie nicht anwesend sind, wenn Ihr Name aufgerufen wird, müssen Sie sich erneut in die Liste eintragen, und 2. Keine öffentlichen Toiletten. Ich fragte mich, wie lange ich wohl warten müsste.
    Nach etwa fünfzehn Minuten wurde ich aufgerufen. Ich betrat ein abgeteiltes Büro, setzte mich hin und unterschrieb alles, was der Typ mir gab.
    Als ich hinausging, fühlte ich mich belebt und voller Elan, trotz des körperlichen Unbehagens, das meine verstopften Gedärme mir bereiteten. Jetzt hatte ich Verantwortung für etwas übernommen, mein Name würde auf der Rechnung stehen. Mein Platz in den Annalen unseres Hauses war gesichert.
    In dieser Woche saß ich mit Amazing Ayyub zusammen, während Jehangir die Khutba hielt.
    »Es ist toll, wieder hier zu sein«, wisperte Ayyub.
    »Während der Khutba darf man nicht sprechen«, flüsterte ich zurück in sein Ohr.
    »Oh. Okay. Entschuldige, Bruder.«
    »Islam bedeutet Hingabe, verdammt«, sagte Jehangir zu der versammelten

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