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Taqwacore

Taqwacore

Titel: Taqwacore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Knight
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Konföderierten- T -Shirt, das jedes Mal, wenn ich ihn sah, noch dreckiger war. Er überreichte mir eine rote Tulpe.
    »Okay.«
    »Ich bin nicht schwul.«
    »Ich weiß.«
    »Sie ist auf der iranischen Flagge.«
    »Die Tulpe?«
    »Ja, Mann. Wenn du dir die Flagge ansiehst, mit den roten Halbmonden und dem Schwert, dann ergibt das Allah, aber eigentlich sieht es aus wie eine Tulpe.«
    »So habe ich das noch nie gesehen.«
    »Sie ist für Jehangir. Ich bin kein Homo. Sie steht für die Märtyrer und den ganzen Scheiß.«
    »Ich weiß schon, Ayyub. Wie geht’s dir denn, Mann?«
    »Ich habe Schmerzen, Bruder.«
    »Echt?«
    »Ich laufe den ganzen Tag herum. Mein linker Fuß ist grün und angeschwollen. Ich humple die ganze Zeit. In Camp Fun gibt es eine Sperrstunde, deshalb schlafe ich manchmal zwischen den Säulen beim Albright-Knox-Museum.«
    »Wie läuft es so, Ayyub – mit Camp Fun, meine ich?«
    »Außer dem Bibelkram und dass man vor allen Leuten scheißen gehen und um sieben Uhr abends da sein muss, ist es okay. Ich habe da ein Mädchen getroffen.«
    »Wie heißt sie?«
    »Devon. Sie ist cool.« Er nickte, als stimme er sich selbst zu. »Sie ist neunzehn.«
    »Das klingt cool«, sagte ich.
    »Sie hat mir einen runtergeholt und sich dann die Hand abgeleckt.«
    »Das ist ja toll«, antwortete ich. Amazing Ayyub lächelte.
    »Erzähl es Jehangir.«
    »Mache ich.«
    »Ich kann Mädels aufreißen, sogar in einem Obdachlosenasyl.«
    »Möchtest du reingehen und was essen?«
    »Gern.«
    Wir gingen in den China-Imbiss, aber Ayyub nahm sich nichts vom Buffet, sondern klaute Essen von meinem Teller, wenn der Geschäftsführer gerade nicht hinsah. »Hol doch noch mehr Sesamhühnchen«, schlug er jedes Mal vor, wenn ich aufstand. Ayyub aß wie ein Wesen aus dem Discovery Channel, hastig, paranoid, er griff sich eine Handvoll und stopfte sie sich in den Mund, während seine Augen hin und her schossen, um nach seinen Feinden Ausschau zu halten. Ich war mir sicher, dass es irgendwem auffallen musste, doch niemand sagte etwas.
    Jemand klopfte an die Tür. Jehangir, Umar und Rabeya hatten sich auf dem Sofa im Wohnzimmer ausgestreckt, keiner von ihnen schien besonders scharf darauf zu sein, aufzustehen.
    »Ich geh schon«, erbot ich mich.
    »Ich bin wegen des Zimmers hier«, sagte der Typ auf der Veranda.
    »Ayyub, Mann. Ich weiß nicht. Umar ist immer noch sauer auf dich.«
    »Das ist schon Monate her, Bruder. Ich habe die Flyer überall gesehen, ich weiß, dass ihr ein Zimmer frei habt.«
    »Okay, aber …«
    »Ich habe das hier vermisst«, sagte er und ging an mir vorbei ins Wohnzimmer. »Assalamu aleikum, Leute.« Jehangir war sprachlos. Rabeyas Reaktion unter der Burka ließ sich schlecht beurteilen. Umar rührte sich nicht. »Umar, Mann, äh, ich wollte sagen … Bruder, es tut mir leid, dass ich in deinem Bett Mist gebaut habe.«
    »Maschallah, Yakhi.«
    »Wenn du mir vergibst, ich weiß ja nicht, ich habe gedacht, vielleicht kann ich dann Rude Dawuds altes Zimmer mieten?«
    »Hast du einen Job?«, fragte Rabeya.
    »Ja, ich arbeite jetzt bei Wal-Mart. Als Nachthausmeister. Böden wischen, Klos saubermachen. So was halt.« Ich stellte mir vor, wie seine Heiratsannonce in einer dieser muslimischen Zeitschriften aussehen würde. Hausmeister im Nachtdienst, tätowiert und ungepflegt, sucht jemanden, der bei ihm Hand anlegt. Bevorzugt: attraktive Schiitin aus medizinischem oder ähnlichem Berufsfeld .
    »Wenn du die Miete zahlst, ist es mir egal«, sagte Rabeya.
    »Ich habe nichts dagegen«, sagte Jehangir. »Hey, Mann, danke für die Tulpe.«
    »Kein Problem, Bruder«, entgegnete Ayyub. »Hast du von dem Mädchen aus Camp Fun gehört?«
    »Welcher denn?«
    »Der Leckerin?« Er tat so, als würde er seine Hand ablecken.
    »Oh – oh ja, ja, ich habe von ihr gehört. Gut gemacht.«
    »Danke. Umar, was sagst du?« Wir sahen ihn alle an.
    »Okay«, sagte Umar. »Okay, Inschallah.« Ayyubs Gesicht leuchtete auf, er stürzte sich auf mich und rieb sich freudig an mir.
    Die Heizungsabrechnung war auf Rude Dawuds Namen gelaufen. Ich erklärte mich dazu bereit, sie auf mich umschreiben zu lassen. Ich fand einen Parkplatz, der ein ordentliches Stück von der Gasgesellschaft entfernt lag, denn die Main Street ist fast völlig für Autos gesperrt. Die alten Gebäude waren mit Sperrholzplatten vernagelt, die voller Graffiti waren. Mir fiel ein Spruch auf: HILFE ! UNKONTROLLIERTE ZERSIEDLUNG RAUBT BUFFALO SEINE WÜRDE . Zwischen den

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