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Taqwacore

Taqwacore

Titel: Taqwacore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Knight
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Zani«, antwortete er.
    Ich fühlte mich beim Masturbieren zwar befangen, weil wir so viele Gäste im Haus hatten, machte aber dennoch damit weiter, weil ich wusste, dass es nur noch schwieriger werden würde, wenn die ganzen anderen Bands angekommen waren. Ich hatte nach der Ejakulation keine Schuldgefühle mehr, und wenn ich dann nach unten ging, fühlte ich mich entspannt und irgendwie selbstbewusster. Vielleicht lag es daran, dass irgendwelche sexuell anziehenden Frauen, denen ich begegnen könnte, vorübergehend ihre Wirkung auf mich verloren hatten.
    Die Transporter kamen über die Interstates; an welchen Großstädten sie gerade vorbeirumpelten, ließ sich nur an den großen grünen Schildern erkennen, die überall dieselbe Schrift trugen. Alles sah gleich aus. Straßen und noch mehr Straßen. Kurze Pausen auf Parkplätzen, um zu schlafen. Wenn ein Transporter seinen Geist aufgab, wurden die Ladung und die Passagiere gleichmäßig auf die restlichen aufgeteilt. Sie trafen alle hintereinander bei uns ein, wie eine Karawane von Beduinen, die gerade den Hedschas durchquert hatte.
    Sie trugen Palästinensertücher und Strickmützen, Turbane und mit Aqua-Net-Haarspray aufgestellte Iros. Sie waren schmutzig und abgerissen, an ihren Körpern haftete der Dreck der Straße: Schweiß, Öl, abgestandene beißende Dünste; ihre Gedärme waren mitgenommen vom Tankstellenfraß: Essig-Räucherwürstchen, Kartoffelchips, Zimtschnecken für 35 Cents, Pepsi; ihr Geist war ermattet von zu wenig Schlaf und der eintönigen Landschaft, die Eisenhowers Autobahnsystem hinterlassen hat; ihre Körper hatten sich verspannt und waren steif geworden, während sie weiter in die Kälte fuhren.
    Die Transporter standen die ganze Straße entlang. Es war Donnerstag, der 19. Dezember.
    Unten war jeder Raum voller Taqwacores. Es waren ungefähr vierzig neue Gesichter, die voraussichtlich alle die kommenden zwei Nächte bei uns verbringen würden. Jehangir hatte keine Ahnung, wo er sie alle unterbringen sollte, doch sie sahen nicht so aus, als würden sie sich darüber beschweren, zusammen mit den anderen auf dem Boden zu schlafen.
    Ich betrachtete sie alle nur unter dem Gesichtspunkt, zu welcher Band er oder sie gehörte. Es war wie bei den Vereinten Nationen. »Der Bassist der Mutawweens hat nun das Wort …«
    Ein Typ fiel besonders ins Auge: ein Afrikaner, groß wie ein Scheunentor, mit einem GBH - T -Shirt, DogPile-Hosen und Doc Martens. Er wog an die 150 Kilo, wirkte aber kompakt und kräftig. Als ich ihm die Hand schüttelte, fühlte ich mich wie ein Kind. Er betrat einen Raum mit der Ehrfurcht gebietenden Haltung, die Umar gerne zustande gebracht hätte. Ich konnte ihn mir als einen Dritte-Welt-Diktator vorstellen, mit goldenen Epauletten auf den Schultern und einer breiten roten Schärpe quer über der Brust. Sein Name war Mahdi und er war der Drummer von Osama Bin Laden’s Tunnel Diggers. Er kam aus dem Tschad, was mich beeindruckte, weil man so gut wie nie etwas über den Tschad hört. Ich wusste nur, dass Gaddafi einmal dort einmarschiert war.
    Wenn ich durch das Haus ging, fühlte ich mich mehr wie ein Anthropologe als wie ein vollwertiges Mitglied dieser seltsamen Gemeinschaft; mir fiel ein Detail besonders auf, dass die Taqwacores von normalen Punks unterschied – ein Symbol, das mich von T -Shirts, Halstüchern, Aufnähern und sogar von tätowierten Unterarmen ansprang und meine Aufmerksamkeit von Augen, Gesichtern und Namen ablenkte, bis ich nur noch darauf achtete – meist in Blau und Weiß erzählte es von seiner jahrhundertealten Bedeutung, von guten und von schlechten Zeiten: von Protesten mit Flaggenverbrennungen, von bösen Besatzern, die mit AK -47ern auf mit Steinen bewaffnete Jungen schossen, von der Bedeutung, die meine Imame und meine Eltern ihm gegeben hatten, von der Bedeutung, die es hatte, wenn ich es in einer islamischen Zeitschrift entdeckte.
    Es war dieses Symbol:
    A
    »Das verstehe ich nicht«, sagte ich zu Jehangir und deutete auf einen großen Davidstern, den ein Typ hinten auf seiner Lederjacke trug.
    »Voll Punkrock, oder?«
    »Der Davidstern?«
    »Bruder, es ist wie damals 1977. Die klassischen Punks wie Iggy Pop und Sid Vicious trugen Hakenkreuze und diesen ganzen Nazischeiß. Sie waren aber keine Rassisten oder irgend so was – sie wollten nur, dass die Leute sich aufregten und sich unbehaglich fühlten, wenn sie so auf die Straße gingen. Wenn das hier Muslim-Punk ist und unsere Gemeinschaft und

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