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Taqwacore

Taqwacore

Titel: Taqwacore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Muhammad Knight
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Jehangir von dem Stapel gebrauchter Videokassetten weg, die er gerade bewundert hatte. Ich zeigte ihm die Wand voller T -Shirts, auf denen Osama bin Laden abgebildet war. Auf einem war er in einem Fadenkreuz, ein anderes zeigte ihn in einer Toilette. Auf dem nächsten ähnelte die Spitze seines Kopfes einem Penis.
    »Hast du jemals von einer kalifornischen Band namens Osama bin Laden’s Tunnel Diggers gehört?«, fragte Jehangir.
    »Nein, ich glaube nicht.«
    »Echt witzige Typen, ein cleverer Haufen. Sie sind die islamischen NOFX , könnte man sagen.«
    »Cool.«
    Als wir vom Flohmarkt-Parkplatz fuhren, kam Jehangir die Idee, Amazing Ayyub bei seinem neuen Job zu besuchen.
    »Ich wette, er hat kein T -Shirt an«, sagte er in das Knistern und Knacken seiner schlechten Lautsprecher, als gerade »Sick Boy« von GBH lief. »Ich setze 5 Dollar.«
    Natürlich trug Ayyub sein KERBELA offen zur Schau, als wir an der Zapfsäule hielten. Sobald er das Auto erkannte, sprang er auf die Motorhaube und tanzte mit stampfenden Füßen auf ihr herum. Das hätte Jehangir wütend machen können, aber er war nicht der Typ, der sich um Dellen und Kratzer kümmerte. Amazing Ayyub sprang wieder runter und Jehangir streckte die Hand aus dem Fenster, um ihn zu begrüßen.
    »Was macht ihr Irren denn hier?«, frage Ayyub und beugte sich zum Fenster an der Fahrerseite, um zu uns reinzulinsen.
    »Wir waren gerade auf dem Flohmarkt«, antwortete Jehangir.
    »Ach, echt?«, staunte Ayyub. »Hätte ich das gewusst, wäre ich mitgekommen.«
    »Du arbeitest doch gerade«, sagte ich.
    »Scheiß drauf«, blaffte Ayyub. »Scheiß auf das Ganze hier, Benzin einfüllen und den ganzen Mist. Ich würde mehr verdienen, wenn ich irgendwelchen Typen in Niagara Falls einen runterholen würde.«
    In diesem Moment hielt eine Gruppe von Highschool-Kids in einem Jeep Cherokee an der Zapfsäule gegenüber, aus dem Auto plärrte fieser Rap-Metal. Ayyub entschuldigte sich und ging hinüber. Makellose Haut, perfekte Zähne, T -Shirts von Abercrombie. Der eine auf dem Beifahrersitz trug aus unerfindlichen Gründen einen goldenen Footballhelm. Amazing Ayyub füllte ihren Tank und nahm das Geld entgegen. Als sie losfuhren und Ayyub gerade auf dem Weg zurück zu Jehangirs Auto war, zückte der Typ mit dem Footballhelm eine riesige Wasserpistole und spritzte Ayyub aus einer Entfernung von etwa 6 Metern voll. Dummerweise blockierte der Gegenverkehr die Ausfahrt der Tankstelle. Ayyub rannte hinüber, und die Kids schrien ihrem Fahrer zu, er solle sich beeilen und losfahren. Ayyub erreichte die Beifahrerseite, als der Typ gerade das Fenster hochkurbelte.
    Was jetzt passierte, war schön anzusehen – und etwa genauso gekonnt wie Jehangir Tabaris Boardslide vor dem Museum. In der Millisekunde, die die einzige Gelegenheit bot, sich zu rächen, spannte Amazing Ayyub jeden Muskel seines Halses an, um einen beeindruckenden Schleimklumpen zu produzieren; dann spuckte er ihn mit schwungvoller Präzision ins Innere des Autos, kurz bevor das Fenster vollständig hochgekurbelt war. Ayyub brauchte einen Moment, bis ihm klar wurde, was er vollbracht hatte, und fragte sich, wo der Rotz wohl gelandet war, aber das war egal, solange er nur im Inneren des Jeeps angekommen war. Als er das Geräusch eines Türgriffs vernahm, raste er los, an uns vorbei, über den Parkplatz auf der anderen Seite, auf die Straße, hielt die hupenden Autos an und verschwand in irgendeinem Hinterhof, während der furchtlose Highschool-Typ stocksteif und breitschultrig neben dem Grand Cherokee stand; er trug immer noch seinen Footballhelm und die ätzende Musik plärrte noch lauter aus der offenen Beifahrertür.
    »Jeder Tag ist Aschura«, zitierte Jehangir Tabari Imam Jafar. »Kerbela ist überall.«
    »Dem Goldhelm nach«, sinnierte ich, »waren die sicher von der Kenmore East.«
    »Ja?«
    »Die Teamfarben waren Blau und Gold. Sie sind bei den Bulldogs.«
    »Warst du auch dort?«
    »Nein«, antwortete ich. »Ich war auf einer katholischen Schule.«
    Wir fuhren eine Weile herum, in der Hoffnung, Amazing Ayyub zu finden. Jehangir nahm das GBH -Tape heraus, kramte herum und hielt dabei das Lenkrad fest, fand sein Sex-Pistols-Tape und legte es ein. Es ging los mit »Who Killed Bambi«. Keiner von uns sagte etwas, während wir Ausschau nach Amazing Ayyub hielten. Die musikalische Untermalung verlieh allem, was ich sah, eine düstere Absurdität. Menschen, Häuser, Autos, blaue Briefkästen, die mich an R2-D2

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