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Taqwacore

Taqwacore

Titel: Taqwacore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Muhammad Knight
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erinnerten, Bäume, Veranden, Telefonmasten und -leitungen und kleine Satellitenschüsseln, Straßen und Straßenlaternen … es war alles bescheuert, wir mussten alle sterben und es war einfach nur lustig, wenn man es so sehen wollte. Ich war Muslim und meine Eltern hatten mich auf eine katholische Schule geschickt, war das nicht ein Witz? Und was war mit Jehangir, einem Muslim, der Bier trank und vergammelte Sandwiches auf SUV s warf? Oder Amazing Ayyub, ein Schiit, der Footballspieler von der Highschool anspuckte? War irgendwas davon wichtig? Warum nicht darüber lachen?
    »Ayyub ist der Größte«, sagte Jehangir Tabari, um das Schweigen zu brechen.
    »Ja, allerdings«, antwortete ich.
    »Ich weiß noch, wie wir einmal in seinem Auto herumfuhren und die Leute mit irgendwelchem Mist bewarfen, und schließlich wurden wir angehalten. Der Bulle stieg aus seinem Wagen und ich sagte zu Ayyub: ›Mann, du musst zu ihm rübergehen und mit ihm reden.‹ Und Ayyub wollte echt die Tür öffnen, um auszusteigen und rüber zu dem Bullen zu gehen; ich musste ihn schnell festhalten und ihm klarmachen, dass das nur ein Witz war.«
    »Er wäre erschossen worden.«
    »Scheiße, ja!«, sagte Jehangir. »Wir sind hier in scheiß Buffalo.« Jehangir nahm die Sex Pistols heraus, legte die Swingin’ Utters ein und spulte zum Anfang von »Next in Line« zurück.
    »Ich wusste gar nicht, dass er mal ein Auto hatte«, sagte ich.
    »Ja, er wohnte drin; es war sein Zuhause. Wir hörten dauernd › I  Live in a Car‹, es war sowas wie seine Erkennungsmelodie. Scheiße, ich vermisse diese Zeit. Na egal, eines Tages sagte er jedenfalls plötzlich: ›Jehangir, ich gehe an die Westküste, ich will Kalifornien und die ganzen Taqwacores sehen und den Islam auf den Kopf stellen‹, und er setzte sich ins Auto und fuhr auf die I -90 und wir dachten alle, das war’s. Etwa eine Woche später bekam ich einen Anruf. Er war an der Busstation in der Innenstadt.«
    »Was war passiert?«
    »Aus irgendeinem Grund war er in Montana von der I -90 abgefahren und geriet auf die I -25 nach Colorado. Die Scheißkarre brach unterwegs zusammen und er musste den Bus zurück nach Buffalo nehmen und landete bei uns. Seitdem streiten sich Fasiq und er darum, wer auf dem besseren Sofa schlafen darf.«
    »Warum ist er von der I -90 abgefahren?«, fragte ich.
    »Wer weiß?«, antwortete Jehangir. »Er ist eben Amazing Ayyub. Bei dem Typ ergibt gar nichts einen Sinn. Er ist ein obdachloser Penner, der jetzt wahrscheinlich auch keinen Job mehr hat, er macht sich zum Vollidioten, aber für ihn funktioniert es. Wenn er sich den Arsch mit der bloßen Hand abwischt, dann sagen die Mädels immer noch: ›Wow, wie interessant, wie ungewöhnlich!‹«
    »Was glaubst du, wie es ihm in Kalifornien ergangen wäre?«, fragte ich. »Du weißt schon, bei den Taqwacores?«
    »Die hätten ihn mit Haut und Haaren aufgefressen, Bruder. Er wäre da der nächste große Hit gewesen.«
    »Warum?«
    »Weil er Amazing Ayyub ist! Sieh ihn dir doch an. Er wäre der Messias der Taqwacores geworden!«
    Als wir nach Hause kamen, besetzte Rabeya den Verandasessel, sie trug wie üblich ihre Burka. »Salam aleik!«, sagte Jehangir, als wir ins Haus gingen.
    »Wa alaik«, entgegnete Rabeya. Sie hatte eine geöffnete Tüte Marshmallows auf dem Schoß.
    »Amazing Ayyub hat ein paar Sportler angespuckt und seinen Job hingeschmissen.«
    »Oje«, seufzte Rabeya müde und wenig überrascht. »Oh, Yusef – das hätte ich fast vergessen, als ihr weg wart, ist Lynn vorbeigekommen, sie hat dich gesucht.«
    »Wirklich?«
    »Sie wollte nur zu ihm?«, fragte Jehangir.
    »Ja, zu ihm«, antwortete Rabeya, nahm ein Marshmallow aus der Tüte und steckte es unter ihrem Niqab durch.
    »Hat sie gesagt, was sie wollte?«, fragte ich.
    »Sie sagte nur, du sollst sie anrufen«, antwortete sie kauend.
    »Das ist cool.«
    »Ich glaube, es ist Zeit fürs Gebet«, sagte Jehangir.
    »Für welches?«, fragte ich.
    »Für Az-Zuhr, würde ich sagen.« Er sah zur Sonne hinauf. »Hat jemand eine Uhr?«
    »Es ist Zeit für Asr«, sagte Rabeya.
    »Oh, Mist. Wenn ich einschlafe, weckt mich zu Maghrib.« Damit ging Jehangir hinein. Durch die Fliegengittertür sah ich ihn nach oben gehen. Rabeya nahm noch ein Marshmallow und steckte es in ihren verschleierten Mund.
    »Wusstest du schon, dass Marshmallows angeblich – also, ich weiß es nicht genau, aber es wird behauptet – Schweinegelatine beinhalten?«, sagte ich, wie ich da

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