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Taqwacore

Taqwacore

Titel: Taqwacore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Muhammad Knight
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wissen es nicht – aber wir müssen es herausfinden, wenn wir den Erdlingen den Islam nahebringen wollen.«
    –  Abu Afak, Die Rosengärten des Mars
    Am Freitag, den 20. Dezember, bestand die Dschuma aus lauter in Wolle verpackten Muslimpunks. Von der letzten Reihe aus wirkten sie wie ein Karnevalszug aus dem Weltraum, jeder Einzelne von ihnen sah fantastisch aus, sie hatten Frisuren wie aus einem Comic, und überall prangten unbekannte Bandnamen in Weiß auf Schwarz – auf Aufnähern oder auf Leder gepinselt, dazu baumelnde Ketten und Nieten. Neben der Tür häuften sich Springerstiefel aus Armeebeständen und Doc Martens, als würden all die Bassisten, Drummer und Leadsänger durch die tschetschenische Wüste marschieren und für uns kämpfen.
    Neben mir saß Fatima.
    »Wo ist Jehangir?«, fragte sie.
    »Ich habe ihn nicht gesehen, aber es ist echt knallvoll hier.«
    Da zu unseren üblichen Besuchern noch die Taqwacores hinzukamen, gab es kaum genug Raum zum Atmen, und bei den Sadschdas stieß ich unvermeidlich an die Fersen meines Vordermanns. Muzammil Sadiq hielt seine Khutba extra kurz, damit es für uns nicht zu unangenehm wurde. Eng zusammengedrängt hörten wir einen fünfminütigen Monolog darüber, wie afrikanische Muslime nach Mekka kamen und der Prophet ihnen gestattete, ihre heimischen Trommeln, Tänze und Stätten zu behalten, und sie dennoch ebenso gute Muslime waren wie die Araber. Jehangir hätte es gefallen. Meine Augen wanderten über die Menge, doch ich konnte seinen gelben Iro nirgends ausmachen. Wir standen auf. In der Reihe vor mir konnte ich den Davidstern ein paarmal entdecken, und es fiel mir wieder auf, wie schräg diese ganze Szene eigentlich war. Es hätte mich nicht überrascht, wenn der Typ zu meiner Linken in Flammen aufgegangen wäre oder dem zu meiner Rechten ein zweiter Kopf gewachsen wäre, wie auf einem Bild des surrealistischen Dada-Imams Dali Islam. Der Iqama fiel eher steif aus. Dann leitete Muzammil unser Gebet, aber nicht auf Arabisch. Zuerst hörte es sich komisch an. Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen. Was zum Teufel sollte das? Aber es war eigentlich auch nicht weiter schlimm, wenn man bedenkt, wie hier im Haus täglich gegen die wahre Lehre verstoßen wurde. Ich war selbst erstaunt, aber vor jenem Freitag hatte ich nicht gewusst, was »Sami’allahu liman hamidah« eigentlich bedeutete.
    Ich bahnte mir einen Weg durch die Menge und erreichte die Veranda, stand dort fröstelnd mit den Händen in den Manteltaschen und hochgezogenen Schultern und sah Jehangir, der den Bürgersteig entlangkam, mit leisen, traurigen, heiligen Schritten, eingehüllt in einen weißen Dschilbab – seinen gesenkten Kopf krönte ein weißer Turban, dessen Ende ihm über den Rücken baumelte.
    »Ich musste um die Ecke parken«, sagte er, und sein Atem kam in warmen Stößen aus seinem Mund.
    »Wo warst du?«
    »In der Moschee.«
    »Warum warst du da?«
    »Es ist gar nicht so übel dort.« Als er die Treppe hinaufkam, senkte er den Blick auf meine Füße. Er sprach langsam, als wäre er nicht ganz da. »Da kennt mich keiner. Ich hab nur mein Ding gemacht und bin wieder gegangen. Gutes Gefühl, mal wieder ein ganz normaler Muslim zu sein.«
    »Das sehe ich.« Pause. »Ist dir nicht kalt, nur in dem Dschilbab?«
    »Es ist saukalt. Aber in der Moschee war es warm.«
    »Aha.«
    »Weißt du was? Sie sagen, Neil Armstrong ist ein Muslim.«
    »Neil Armstrong?«
    »Der erste Mann auf dem Mond.« Sein sichtbarer Atem verlieh seinen Worten Nachdruck. »Sie sagen, als er die Oberfläche des Mondes betrat und das mit dem kleinen Schritt für einen Menschen sagte, hörte er den Adhan.«
    »Wirklich?«
    »Nein. Sie haben sich das ausgedacht.« Er ertrug es stoisch, dass die Luft sich in dem dünnen weißen Baumwollgewand wie zehntausend kalte Messerstiche anfühlen musste. Er sagte es noch mal. »Sie haben sich das ausgedacht.« Ich blickte zum Himmel hinauf und dachte, es wäre ein guter Moment für die Ankunft von Elija Muhammads Mutterschiff – oder für den Mahdi, für Isa oder auf wen auch immer man sonst wartet.
    Umars Pick-up fuhr vorbei, und die Stimme Qari Abdul-Basits plärrte in voller Lautstärke heraus. Etwa zehn Minuten später kam er die Straße herauf.
    »Diese ganzen Taqwacore-Karren«, sagte er.
    »Ja, man kann nirgends mehr parken«, stimmte Jehangir zu.
    »Wo warst du?«, fragte ich Umar.
    »Ich war bei der Dschuma mit Bilal’s Boulder.«
    »Wo denn?«, fragte

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