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Taqwacore

Taqwacore

Titel: Taqwacore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Muhammad Knight
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zuzuhören, weil … ich meine, sieh mich doch an, ich bin Dreck, aber bitte mach, dass das hier keine Sekte wird.«
    »In der Nacht vor der Tragödie«, erklärte ein besoffener Ayyub, »erschien Rasulullah seiner Witwe im Traum. Er weinte und war vor Kummer ganz blass. Sie fragte Rasulullah, was ihn so traurig mache, und er sagte: ›Ich habe die Gräber für Hussein und seine Gefährten ausgehoben.‹«
    Samstag, 21. Dezember. Kullu yaumin Aschura.
    Irgendjemand stand vor Sonnenaufgang auf, ich weiß nicht mehr, wer, doch er stieg vorsichtig über die liegenden Körper, weckte jeden, der sich wachrütteln ließ, und wir verrichteten unser Wudu an der Küchenspüle und verschoben den Tisch, um dort zu beten, denn es war der einzige Ort im Haus, wo es auf dem Fußboden noch etwas Platz gab.
    An der Dschamaat nahmen nur neun oder zehn von uns teil. Einige von ihnen hatten sich gar nicht erst hingelegt. Jehangir war dabei und Dee Dee Ali, außerdem die Mitglieder von verschiedenen Bands. Jehangir und Dee Dee Ali stritten sich höflich darum, wer wem den Vortritt beim Leiten des Gebets geben durfte, bis Jehangir schließlich eine geniale Lösung vorschlug.
    »Wie wär’s, wenn wir es zusammen machen?«
    »Wie soll denn das gehen?«, fragte Dee Dee Ali.
    »Wir stehen beide vorn und machen die Allahu Akbars zusammen.«
    Dee Dee Ali sah Jehangir mit einem Blick an, als wolle er sagen: Alter, ich hätte nichts anderes von dir erwartet , nach all den Jahren einer Freundschaft, die immer wieder auf die Probe gestellt worden war, diverse gesellschaftliche Konstellationen überdauert hatte und mit ihnen um die ganze Welt gereist war. Zwischen den beiden gab es etwas ganz Besonderes, an das man nicht rühren konnte. Was immer sie taten, entzog sich rationalen Begriffen. Warum musste denn auch immer alles vernünftig sein? Warum sollte es nicht zwei Imame geben? Man muss sich das mal geben, zwei enge Freunde, die gemeinsam eine Gruppe von Außenseitern durch zwei Rakat führen.
    Dee Dee Ali schüttelte den Kopf, legte seinen Arm um Jehangir und dann gingen sie gemeinsam nach vorne, wo der Imam normalerweise stand. Ich sprach stolzgeschwellt, aber leise den Iqama, um die Schlafenden nicht zu stören.
    Die beiden Imame sahen sich etwas unsicher an und versuchten ihr Allahu Akbar möglichst gleichzeitig zu sagen. Das Gebet wirkte etwas unbeholfen: Jehangir und Dee Dee standen Fuß an Fuß, der Rest von uns direkt hinter ihnen, während sie sich Blicke zuwarfen, um im Takt zu bleiben. Ich weiß nicht, ob es wirklich funktioniert hat, aber so war es, und vielleicht gab es so etwas nie zuvor in der Geschichte des Islam. Nach den Salams sah Jehangir zur Decke hinauf und wies Dee Dee Ali auf all die Wasserflecken hin. Dee Dee Ali lachte, auf eine herzhafte männliche Weise, die einen vermuten ließ, dass das Leben vielleicht doch über den Tod triumphiert.
    »Und, wie ist es gelaufen?«, flüsterte er Jehangir zu.
    »Was meinst du?«
    »Ich habe dich mit der Gitarristin von den Infibulateds gesehen. Läuft da was?«
    »Scheiße«, sagte Jehangir. »Wir haben uns unterhalten und sind in mein Zimmer gegangen. Sie hat sich meine Platten angeschaut, wir haben noch ein bisschen geredet, und dann ging es ab. Verstehst du? Es ging ab, verdammt noch mal. Bis zu dem Punkt, wo ich mich frage, wohin das führen soll, also sage ich: ›Was läuft hier?‹ Und sie sagt: ›Ich bin für alles zu haben.‹ Dann denke ich darüber nach und es macht irgendwie Klick in meinem Kopf. Ich mache mich von ihr los und sage dem Mädchen, sie soll ins Badezimmer gehen und Wudu machen.«
    »Im Ernst?«
    »Scheiße, ja. Ich weiß nicht, was auf einmal über mich gekommen ist, aber das habe ich wirklich gesagt. Ich sagte ihr, sie solle Wudu machen, weil wir beide noch nicht Ischa gebetet hätten. Sie sieht mich an, als wäre ich verrückt, aber sie ist zu betrunken, um es richtig zu schnallen, also geht sie ins Badezimmer und ich sitze da auf meinem Bett und frage mich, was eigentlich los ist. Sie braucht eine Ewigkeit, lag wohl am Alkohol. Als sie zurückkommt, stehe ich auf und sage, jetzt müsse ich Wudu machen. Also setzt sie sich auf mein Bett und ich gehe ins Badezimmer. Als ich wiederkomme, war sie weggetreten.«
    »Ach du Scheiße!«
    »Also bin ich zu Rabeya gegangen und habe ihr erzählt, was passiert ist, und Rabeya befahl mir, zurück nach unten zur Party zu gehen, während sie die ganze Nacht vor meinem Zimmer Wache schob, um das Mädchen vor wem

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