Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet
Hochkönig‹, 1968; dt. als Taran und das Zauberschwert/Der Fürst des Todes ) noch etwas umgearbeitet werden, um als fünftes Buch den Abschluss zu geben.
»Bei der letzten Seite von The High King anzukommen«, schreibt Lloyd Alexander, »war ein trauriger Moment für mich, ein Gefühl, das eher einem Verlust als einer Befreiung nahe kam; wie bei etwas, das man eine lange Zeit tief geliebt hat, und das plötzlich nicht mehr da ist.« An anderer Stelle sagt er: »Ich will nicht den Eindruck erwecken, als ob ich nicht gern Bücher für Erwachsene schreiben würde oder kein Interesse hätte oder nicht mein Bestes geben wollte. Aber ich fand in diesem Schreiben die tiefste Form von Kunst, der ich je begegnet bin.«
Alexander beschloss, nichts mehr über Prydain zu schreiben, als der fünfte Band erschienen war. Später aber änderte er seine Meinung und brachte eine Reihe von Kurzgeschichten zu Papier, die fünf Jahre danach erschienen, The Foundling and Other Tales of Prydain (›Der Findling und andere Geschichten aus Prydain‹, 1973) betitelt. Als die beiden illustrierten Einzelgeschichten schließlich vergriffen waren, wurden sie mit den anderen in einem Band zusammengefasst (1999; dt. in Der Findling – Geschichten aus Tarans Welt ).
Der fünfte Band der Prydain-Chroniken wurde mit der John Newbery Medal ausgezeichnet, dem angesehensten Preis für Kinder- und Jugendliteratur in den USA. Doch mehr noch als die Auszeichnungen, welche die Romane dieses Zyklus erhalten haben, ist die Tatsache, dass sie auch dreißig Jahre nach ihrem Erscheinen immer noch gelesen werden und immer noch so originell und beeindruckend sind wie damals, ein Zeichen ihres literarischen Rangs. Die Bücher wurden in vierzehn Sprachen übersetzt, und ihre Weltauflage zählt nach Millionen.
Diesen Erfolg wollte sich auch Hollywood nicht entgehen lassen. Die Walt Disney Studios wandelten die ersten beiden Bände des Zyklus in einen Zeichentrickfilm um, The Black Cauldron (80 Min. Länge, deutsch als Taran und der Zauberkessel ), der 1985 in die Kinos kam. Bei den Kritikern fand er keine sonderlich gute Aufnahme, und der Autor, wie man hörte, war auch nicht davon begeistert – Alexander hatte selbst mehrere Drehbuchentwürfe verfasst, die alle abgelehnt wurden. Dennoch ist es in der Folge von Ralph Bakshis verunglücktem Der Herr der Ringe (1978) und Jim Hensons Der Dunkle Kristall (1982) ein durchaus ambitionierter und weitgehend erfolgreicher Versuch, High Fantasy für Kinder auf die Leinwand zu bringen. Natürlich fehlten dem Film die dunkleren Untertöne, die den Romanen ihre Tiefe geben. Aber die Kommerzialisierung hat den Vorlagen nicht schaden können, sondern sie allenfalls noch bekannter gemacht.
Alexander schrieb noch eine Reihe von weiteren beachtenswerten Büchern. Dazu gehören das »Westmark«-Trio, bestehend aus den Bänden Westmark (1981; deutsch als Westmark ), The Kestrel (1982; dt. Der Turmfalke ) und The Beggar Queen (1984), sowie die »Vesper-Holly«-Serie, die in einer alternativen viktorianischen Ära spielt, mit den Titeln The Illyrian Adventure (1986), The El Dorado Adventure (1987), The Drackenberg Adventure (1988), The Jedera Adventure (1989) und The Philadelphia Adventure (1990). Danach hat er noch eine Reihe von Einzelromanen verfasst, die jeweils eine bestimmte Kultur und Mythologie als Hintergrund haben: die von Tausendundeiner Nacht in The Remarkable Journey of Prince Yen (1991), die des alten Griechenlands in The Arcadians (1995) und die indische in The Iron Ring (1997). Insgesamt hat Alexander, wenn man seine kleineren Werke für junge Leser mitrechnet, bislang sechsunddreißig Bücher für Kinder und Jugendliche veröffentlicht. Doch ein vergleichbarer Erfolg wie mit den »Prydain-Chroniken«, sei es unter literarischen oder kommerziellen Gesichtspunkten, ist ihm nie wieder gelungen. Dennoch ist er seinem Vorsatz, nicht wieder zu den Abenteuern Tarans zurückzukehren, bis heute treu geblieben.
Lloyd Alexander hat sich auch in Vorträgen und Artikeln deutlich und eloquent für die literarische Wertschätzung von Kinder- und Jugendbüchern eingesetzt. Vor allem ist er aber bei jungen und älteren Lesern als Erzähler geschätzt, der beweist, wie man uralte Geschichten in ein Werk umwandeln kann, dessen Wurzeln erkennbar bleiben, doch das zugleich eine sehr persönliche und eigene Sicht auf die Welt vermittelt.
Helmut W. Pesch
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